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Börsenwoche 439: Editorial Energie-Investments: Gelb schlägt grün

Die USA und 21 Partnerstaaten wollen die globale Kernkraftwerksleistung bis 2050 verdreifachen – für den Klimaschutz. Die Börse hat steigende Uranpreise längst antizipiert. Grüne Energieunternehmen schwächeln hingegen. Ein Kommentar.

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Was ist der Energieträger der Zukunft? Der US-Klimabeauftragte John Kerry hat beim globalen Klimagipfel in Dubai neue Fakten geschaffen. Atomstrom soll den CO2-Ausstoß der Weltgemeinschaft verringern und damit den Klimaschutz voranbringen. Kerry hat neben den USA 21 weitere Staaten, darunter Großbritannien und Kanada, hinter dem Ziel versammelt, Nuklearenergie bis 2050 zu verdreifachen. Eine Konkurrenz zur Allianz für erneuerbare Energien will der Nuklearclub aber nicht sein. Atomstrom soll einen Beitrag zu einer umweltfreundlichen Energiezukunft leisten – zusammen mit regenerativem Strom.

Die Börse hat das Szenario bereits vorweggenommen: Uranaktien haben im laufenden Jahr eine ansehnliche Rally hingelegt. Das liegt an einer strukturellen Knappheit. Schon heute verbrennen Atomkraftwerke rund 60.000 Tonnen Uran jährlich. Wegen der niedrigen Rohstoffpreise ging die weltweite Fördermenge aus Uranminen in den vergangenen zehn Jahren um fast ein Fünftel zurück. Damit dürften rund 75 Prozent des aktuellen Bedarfs gedeckt werden, das restliche Uran stammt aus Altbeständen. Das treibt den Preis und sorgt bei den Produzenten für strahlende Gewinnaussichten. Zumal die Kapazitäten deutlich ausgeweitet werden müssten, um den neuen Uranhunger zu stillen. Welche Aktien Chancen zum Einstieg bieten, lesen Sie in unserer Analyse.

Spannend wird, ob die Politik ihre Ziele beim Atomausbau erreichen auch kann. Ein Blick auf den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie macht da wenig Hoffnung. Zwar geht es voran, dank des technologischen Fortschritts auch hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit. Bis Sonne und Wind sich durchsetzen, dürfte es aber noch dauern. Prognosen über mehrere Jahrzehnte sind immer mit Unsicherheit behaftet – dass es letztlich anders kommt als geplant, ist nicht unwahrscheinlich.

Mit grünen Investments haben Privatanleger zuletzt oft Verluste erlitten. Der Wert des iShares Global Clean Energy ETF (ISIN IE00B1XNHC34), der vor allem auf Solar- und Windunternehmen setzt, ist binnen eines Jahres um ein Drittel gesunken. Auf Dreijahressicht sieht es nur wenig besser aus – ähnlich wie beim Index Solactive E-Mobilität Wasserstoff (ISIN DE000SLA8F83), der sich vor allem auf den Energieträger Wasserstoff konzentriert. Junge Energieunternehmen trifft die Zinswende besonders hart. Sie benötigen viel Fremdkapital, um ihre Kapazitäten auszubauen – und höhere Finanzierungskosten nagen an den ohnehin begrenzten Eigenmitteln.

Fossile Energieunternehmen hingegen zeigten an der Börse zuletzt Stärke, abzulesen am Index MSCI World Energy (ISIN IE00BJ5JP105), der sich aus Unternehmen des Öl- und Gasbranche zusammensetzt. Im Vergleich zum Niveau vor Corona liegt der Index gut 50 Prozent im Plus. Die Prognosen der Internationalen Energieagentur IEA bescheinigen den Fossilen robuste Aussichten: Öl und Gas dürften ihren Nachfragehöhepunkt zwar gegen Ende dieses Jahrzehnts erreichen – dann aber bis 2050 auf vergleichbaren Niveaus bleiben.

Ihr

Lukas Schmitt

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