Der Balanceakt zwischen konkreter Einschätzung und Demut, da man an der Börse nie alles wissen kann, war mir stets ein Anliegen. Quelle: Imago

Börsenwoche 440: Editorial Bilanz: So haben sich die Musterdepots der WiWo geschlagen

Seit 440 Ausgaben begleitet die BörsenWoche Kapitalmärkte-Trends. Wie sich die Musterdepots geschlagen haben und warum unser Autor lieber an den Weihnachtsmann als an Analystenprognosen glauben würde. Ein Kommentar.

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Wissen Sie noch, wann Sie aufgehört haben, an den Weihnachtsmann zu glauben? Ich nicht. Aber ich erinnere mich gut, wie ich den Glauben an die Kursziele von Analysten verlor: als viele von ihnen dem Bezahldienstleister Wirecard noch eine Kaufempfehlung aussprachen, obwohl der KPMG-Bericht, der den Untergang des Konzerns besiegeln sollte, bereits veröffentlicht war. Total irre.

Frische Kursziele kommen traditionell auch zum Jahresende. Sie ahnen, welche Aussagekraft ich diesen Prognosen zuschreibe. In der Regel sagen sie, dass der Markt moderat steigen dürfte. So ist es auch dieses Jahr. Ein statistisch betrachtet solider Tipp. Andererseits werden die Kursziele für 2023 durch die laufende Jahresendrally gerade pulverisiert. Wie gehaltvoll man solche Marktausblicke findet, muss letztlich jeder selbst beurteilen. Ich jedenfalls würde lieber an den Weihnachtsmann glauben.

Zu einer Prognose lasse ich mich dennoch hinreißen: Die WiWo-Musterdepots dürften im kommenden Jahr einen Aufschwung erleben. Zwar dürften die Märkte im Spannungsfeld von Zinswende, Konjunktursorgen und politischen Spannungen weiterhin herausfordernd bleiben. Dafür gibt es eine vielversprechende Veränderung im Management: Marlon Bonazzi wird die BörsenWoche künftig weiterführen und sich im neuen Jahr an dieser Stelle vorstellen.

Zu meinem Debüt vor zwei Jahren (BöWo 340) schrieb ich: „Ich bin Optimist, Fan von Bill Ackman und habe mir fürs neue Jahr vorgenommen, endlich mal Sport zu machen. Ob das was wird, ist unsicher. Fest steht allerdings: Wir werden die BörsenWochen-Depots in den kommenden Wochen auf das neue Marktumfeld ausrichten, um ihre Performance zu steigern.“



Heute, zwei Jahre und 100 Ausgaben später, möchte ich Bilanz ziehen. Zum Sport schweige ich. Zur Performance: Mit den großen Aktienindizes konnten unsere Depots nicht mithalten:



Doch der Vergleich hinkt. Aktienindizes zahlen weder Steuern noch Gebühren – und wir halten Anleihen unter Kurs in den Depots. Andererseits haben die Musterdepots durch die breitere Palette an Anlageklassen einen Diversifikationsvorteil.

Ein besserer Vergleich sind andere aktive Fonds – und da lief es bei den meisten Anlegerfavoriten eher ernüchternd, wie auch in den Musterdepots. Mit einem Minus von 1,4 Prozent schneidet das konservative Depot vergleichsweise gut ab, das spekulative Depot verbuchte ein deutliches Minus von 13 Prozent. Die preisgekrönten Fonds der Anbieter Flossbach von Storch und Acatis sind mit knapp fünf und 17 Prozent Negativrendite ebenfalls unter Wasser geraten – das Portfolio von Bill Ackmans Firma Pershing Square Capital übrigens auch:

Die Überschrift „Keine Angst vor der Zinswende!“ ist indes bis hierhin gut gealtert. Die Aktienmärkte kratzen den Krisen zum Trotz an Rekordständen – wer hätte es gedacht. Der Balanceakt zwischen konkreter Einschätzung und Demut, da man an der Börse nie alles wissen kann, war mir stets ein Anliegen. Ich hoffe, dass ich diesen Anspruch auch in Ihren Augen erfüllen konnte und Sie der BörsenWoche auch in Zukunft gewogen bleiben. Für den Austausch und Ihre Anregungen in den vergangenen Jahren möchte ich mich bedanken und würde mich freuen, auch in meinem künftigen Job mit Ihnen im Diskurs zu bleiben. So viel kann ich verraten: Es wird sich weiter um Finanzen drehen. Folgen Sie mir dafür gerne auf den sozialen Medien wie Twitter; LinkedIn; oder Instagram.

Ich wünsche Ihnen eine gute Woche mit schönem Start in die Weihnachtszeit, ob mit oder ohne Weihnachtsmann.

Ihr Lukas Schmitt

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