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Börsenwoche 451: Editorial Chip-tastische Renditen

Mit Halbleiteraktien konnten Anleger den Markt schlagen. Wie deutlich? Sehr deutlich! Anleger sollten sich aber auf einen wilden Ritt gefasst machen. Ein Kommentar.

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Moderne Chips sind ein Wunder der Technik. Nächstes Jahr ist die Produktion von Chips mit 2 Nanometer großen Strukturen geplant. Das ist unvorstellbar klein – ein menschliches Haar ist ungefähr 50.000 Nanometer breit. Nur dank leistungsfähiger Halbleiter gibt es smarte Technologie und Geräte im Überfluss. Auf Amazon kostet ein kompaktes Fire-Tablet der Eigenmarke 74,99 Euro. Das Gerät hat HD-Bildschirm, Audio, Kamera, Streamingfunktion, 64 Gigabyte-Speicherplatz und natürlich Internetverbindung.

Da kommt die Frage auf, wie bei solchen Preisen überhaupt noch etwas für die Chiphersteller übrig bleiben soll. Die kurze Antwort: Die Chips mögen klein sein, der Absatz aber ist riesig. Über eine Billion Halbleiter werden jährlich produziert. Durch die großen Volumina und die hohe Komplexität von Fertigung und Entwicklung ergeben sich viele lukrative Nischen. Nur in wenigen Anwendungsbereichen sind Chips verschiedener Anbieter austauschbar.

Das gibt den Unternehmen zum Teil gigantische Marktmacht, wie man am Beispiel des aktuellen Börsenstars Nvidia sieht. Das drittwertvollste Unternehmen der Welt verdient prächtig mit heiß begehrten Halbleitern, die auf die Entwicklung künstlicher Intelligenz spezialisiert sind.

Über 50 Milliarden Dollar Nettogewinn dürfte Nvidia dank dieser Technologie im laufenden Geschäftsjahr erreichen. Dabei setzt das Unternehmen in seinen Halbleitern immer öfter auf Architekturen des britischen Chipdesigners Arm. Gefertigt werden Nvidias Chips bei TSMC in Taiwan, wo wiederum die einzigartigen Lithographiesysteme der holländischen ASML Verwendung finden. Alle vier verdienen extrem gut am Halbleitergeschäft.

Immer wieder keimen neue Technologien auf, die auf Halbleiter angewiesen sind und die Nachfrage ständig aufs Neue entfachen. Das ist die Grundlage für die fantastischen Renditen, die Halbleiteraktien Anlegern langfristig gebracht haben. Der MSCI World Semiconductors and Semiconductor Equipment Index – ein globaler Index für Halbleiteraktien – kommt seit Anfang des Jahrtausends auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von zehn Prozent.



Insgesamt sind globale Aktienmärkte gemessen am MSCI World in dieser Zeitspanne um gerade einmal sechs Prozent pro Jahr gestiegen. Durch den Zinseszinseffekt ergibt sich ein riesiger Unterschied: Fast fünfmal mehr Gesamtrendite war mit Chip-Aktien drin.

Angesichts der viel beachteten Kurssprünge der jüngsten Zeit stellt sich die Frage: Sind die guten Ergebnisse aber nicht schlicht auf aufgeblasene Bewertungen zurückzuführen? Nicht wirklich. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für den Halbleiterindex steht aktuell bei etwas über 30. Der amerikanische Technologieindex Nasdaq 100 ist gleich hoch bewertet. Das sind zwar keine Spottpreise, aber ein üblicher Aufschlag für eine Branche mit guten Wachstumsaussichten und attraktiven Geschäftsmodellen.

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Auch für die kommenden Jahrzehnte haben Halbleiteraktien Potenzial. Anleger sollten sich aber auf einen wilden Ritt gefasst machen. In der Vergangenheit waren die langfristigen Renditen zwar phänomenal, aber auch von heftigen Schwankungen geprägt.

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