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Börsenwoche 453: Editorial Die Dax-Rekorde verdecken die ewige Mittelmäßigkeit

Im Dax ist nicht alles Gold, was glänzt. Auf lange Sicht wird das Mittelmaß deutlich. Ein Teilbereich der deutschen Aktienlandschaft überrascht positiv. Ein Kommentar.

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Der Dax feiert seit Monaten immer neue Rekorde. Im März wurde die Marke von 18.000 Punkten geknackt. Dabei stand der deutsche Leitindex noch vor vier Jahren, während des ersten Corona-Schocks, unterhalb von 9000 Punkten.

Auch Dax-Urgesteine brechen Rekorde. Drei der fünf wertvollsten Dax-Unternehmen sind auf Allzeithochs geklettert: Airbus, SAP und Siemens. Die Allianz und Deutsche Telekom konnten zwar bisher ihre Kurse aus der Internetblase Anfang des Jahrtausends nicht überbieten, trotzdem notieren sie so hoch wie seit Jahren nicht. Airbus, Allianz und SAP überboten in den vergangenen zehn Jahren sogar die Rendite des amerikanischen Leitindex S&P 500.

Bei näherem Hinsehen wird der Vergleich jedoch weniger schmeichelhaft. Der amerikanische S&P 500-Index hat über zehn Jahre eine Rendite von 240 Prozent abgeworfen, der Dax gerade einmal 94 Prozent. Der technologielastige Nasdaq-Index kommt sogar auf 473 Prozent Rendite. Die fünf wertvollsten Unternehmen im amerikanischen Aktienmarkt sind sortiert nach Börsenwert: Microsoft, Apple, Nvidia, Google-Mutter Alphabet und Amazon. Sie alle hängen mit ihren Renditen die fünf Dax-Schwergewichte locker ab:



Natürlich sind die gestiegenen Dax-Kurse für die Anleger ein Grund zur Freude. Sie sollten aber nicht denken, dass der deutsche Aktienmarkt im internationalen Vergleich besonders gut performt hat. Zunächst einmal sind wiederkehrende Rekorde völlig normal. Für langfristig positive Renditen sind sie schlichtweg eine mathematische Notwendigkeit. Zum anderen hat der Dax dringenden Nachholbedarf.

Der Dax steht zwar mehr als doppelt so hoch wie zur Jahrtausendwende, als die Euphorie um das aufkeimende Internet die Kurse anheizte. Die meisten Leitindizes werden allerdings exklusive Dividenden berechnet, und ohne Ausschüttungen kommt der Dax in den letzten 24 Jahren gerade einmal auf ein Plus von 19 Prozent. Zwar war die Teuerungsrate in diesem Zeitraum insgesamt recht niedrig, aber trotzdem noch mehr als doppelt so hoch. Dadurch sind Dax-Aktien inflationsbereinigt heute ein gutes Stück weniger wert als noch vor 24 Jahren.

Der S&P 500 hingegen ist über dreimal so viel wert wie zur Jahrtausendwende und konnte damit auch nach Inflation gute Renditen erzielen. Auch der Nasdaq-Index – damals Inbegriff der Blase – legte in dem Zeitraum mehr als eine Verdreifachung hin.

Hat Deutschland aber nicht doch ein Ass im Ärmel – den deutschen Mittelstand? Auf Zehn-Jahres-Sicht hat der Nebenwerteindex MDax enttäuscht, kommt gerade einmal auf ein Plus von 63 Prozent. Seit der Jahrtausendwende brilliert er hingegen und hat sich seitdem versechsfacht. Es geht also doch noch was in der Bundesrepublik.

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