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Börsenwoche 457: Editorial Bankaktien: Vorsicht vor der Branchenwette

Die Börsenbilanz von Großbanken fällt katastrophal aus. Nur eine einzige Aktie kann wirklich überzeugen. Anleger brauchen bei Branchen einen kritischen Blick. Ein Kommentar.

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In der Börsenwelt wird gerne über Trends geschrieben. Welche Branche ist gerade angesagt, wo lohnt sich eine Investition, wo nicht? Das ist nicht immer hilfreich. Das Bankenwesen ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie schwer man eine ganze Branche über einen Kamm scheren kann.

Bankaktien entwickeln sich seit Jahrzehnten schlecht. Der Branchenindex MSCI World Banks hat in den letzten dreißig Jahren eine jährliche Rendite von fünf Prozent abgeworfen. Mit dem MSCI World, der die Aktienmärkte von Industrieländern in der Breite abdeckt, wären acht Prozent drin gewesen. Für die meisten Bankaktien ist die Lage aber noch schlechter, als der Branchenindex ahnen lässt. Die meisten Großbanken waren eine Katastrophe für Anleger. Dass die Branche überhaupt positive Renditen eingebracht hat, liegt an ein paar wenigen Instituten.

Unter den wertvollsten Banken der westlichen Welt kann nur eine einzige Aktie wirklich überzeugen: JP Morgan Chase. Die Aktie kennt über die lange Frist nur den Weg nach oben, auch in den letzten Jahren. Ihre Geschichte geht zurück bis ins Jahr 1799. Heute ist sie mit fast vier Billionen Dollar Vermögenswerten die größte Bank der USA.

Einen zweiten Anlegerliebling gibt es nicht: Die Börsenbilanzen von Bank of America, Citigroup und Wells Fargo ist irgendwo zwischen durchwachsen und miserabel anzusiedeln:



Überhaupt können höchstens die Aktien von Marktführern in angelsächsischen Ländern überzeugen. Die Aktien der Royal Bank of Canada und der Commonwealth Bank of Australia haben sich langfristig zumindest respektabel entwickelt. Vielleicht hilft der Segen der britischen Krone.

In Deutschland lassen sich dagegen nur Scherben aufsammeln. Wer bei der Commerzbank zur Jahrtausendwende oder kurz vor der Finanzkrise eingestiegen ist, sitzt auf Verlusten von über 90 Prozent. Auch die Aktie der Deutschen Bank kannte über Jahre vor allem den Weg nach unten. Einige langfristige Aktionäre dürften auf Verlusten von über 80 Prozent sitzen.

In anderen europäischen Ländern sieht es oftmals ein wenig besser aus, aber egal ob Anleger nach London, Paris oder Mailand blicken: Die langfristige Bilanz bleibt ernüchternd. Auf Großbanken oder sogar den Landeschampion zu setzen, rettet also nicht vor schlechten Ergebnissen.

Aktionäre von kleineren Banken spielen aber erst recht mit Feuer. Die robuste Wirtschaft und gute Laune an der Börse lassen vergessen, dass erst vor einem Jahr eine große Bankenkrise in den USA drohte. Das Nischeninstitut Silicon Valley Bank kollabierte plötzlich. Kurz danach erwischte es die Bank First Republic. In beiden Fällen blieben Anlegern nicht einmal Centbeträge.

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Gleichzeitig gilt aber in der Branche das Motto: „Too Big to Fail“. Die Großen werden immer gerettet. Das wurde vor einem Jahr erneut deutlich, als es bei der altehrwürdigen Credit Suisse kriselte und sie von ihrem Schweizer Hauptkonkurrenten UBS übernommen werden musste. Hier gab es für Aktionäre wenigstens noch einen kleinen Trostbetrag. Generell gilt bei Bankaktien noch eine zweite Formel: „Too Small to Win“. Das sind seit Jahrzehnten zwar nicht alle Bankhäuser, aber fast alle.

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