Mehr Erfolg mit Englisch
06.10.2023, Großbritannien, London: Der seetüchtige Raddampfer «Waverley» fährt unter der Tower Bridge hindurch. Foto: Victoria Jones/PA Wire/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Quelle: dpa

Make it good! – und andere englischsprachige Patzer, die man vermeiden sollte

Beherrschen Sie das Einmaleins der englischsprachigen Bürokommunikation? Die Gelegenheiten für tollpatschige Auftritte sind jedenfalls groß, wenn man gezwungen ist, unsere Lieblingsfremdsprache zu sprechen.

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Was würden Sie machen, wenn sich zwei deutschsprachige Colleagues per Handschlag und mit den Worten vorstellen:
„Hallo, ich bin Mister Black.“
„Hallo, und ich bin Miss Bag.“

Sie würden wohl staunen. So wie Andrew Jennings, der vor zehn Jahren die damals strauchelnde Karstadt AG leitete. In seinem Kalender waren „Herr Schwarz“ und „Frau Tasche“ angekündigt. Also bat er sie, sich bitte noch einmal vorzustellen – pardon me! Oder: „Say again? – wie bitte?“ Vielleicht hatte er sich verhört. Ohne ein Augenzwinkern wiederholten die beiden genau dasselbe. Jennings war sich sicher: Entweder spinne ich, oder die spinnen! 

Tatsächlich hatte er es mit zwei leitenden Angestellten zu tun, die erklärten, dass man es ihm leichter machen wolle, schließlich sei er Engländer und spreche nicht so gut Deutsch. Jennings konnte es nicht fassen – und wähnte sich, wie er mir später erzählte, in einer Episode der „Trottel Olympiade“ von Monty Pythons, nicht aber in der Hauptzentrale eines deutschen Konzerns.

Wer Geschäfte in der englischen Sprache macht, sollte sprachliche Rohrkrepierer vermeiden: So gibt es weder „brutto“, „saldo“ oder „storno“ noch „fiscus“, „logis“ oder „maculatur“. Von einer „gage“ ganz zu schweigen! 
von Peter Littger

Solche rätselhaften Szenen ereignen sich nicht jeden Tag. Doch sie sind originelle Beispiele für das unberechenbare Durcheinander, das wir gelegentlich verzapfen, wenn wir mit unserer Lieblingsfremdsprache Englisch arbeiten.

Heraus kommt oft eine eigenwillige Mischung aus Ausrutschern und Provokation. Situationen, die wie das wirken, was wir gerne mit dem Anglizismus Performance beschrieben: Spaßeinlagen – deren Situationskomik allerdings den Witz übertrifft.

Schalten wir vollständig in den Englischbetrieb, geht es schon damit los, dass englischsprachige Floskeln wörtlich verstanden werden:

„Take it easy!“
What?

„See you later.“
When?

„Have a good one?“
Who?

Für Irritationen kann auch der englischsprachige Chef sorgen, wenn er ohne böse Absicht auffordert: „Please get the door.“ („Bitte öffnen sie die Tür und sehen nach, wer dort ist.“) Warum? Weil sich der Mitarbeiter zuvor sicherheitshalber auf die gnadenlose angelsächsische Arbeitswelt vorbereitet und Vokabeln für einen plötzlichen Rausschmiss gelernt hat: „I get the gate“, „I get the boot“, „I get the axe“. Hat der Chef womöglich dasselbe gemeint?

Mit Sicherheit hätte es anders formuliert, zum Beispiel: „We have to terminate your employment“ oder „… end our relationship“. Brutaler wäre: „You are fired!“ Und komplizierter: „Consider yourself dismissed – betrachten Sie sich als gekündigt!“ Sollte man wiederum selbst kündigen wollen, muss man sagen „I am giving notice (with effect from next month)“ oder ebenfalls ein bisschen brutaler: „I am quitting the job“ sagen. Aber nicht „I am dismissing myself“ – oder so ähnlich.

Tipps für das Kündigungsgespräch

Selbst im besten Arbeitsverhältnis kann es derweil vorkommen, dass unnütz herumgestanden wird und Zeit totgeschlagen werden muss, bloß weil eine Verabredung missverstanden wurde. Wollte sich die Kollegin nicht um halb neun treffen? The colleague was suggesting a meeting at half ten! Mal abgesehen davon, dass unklar bleibt, ob abends oder morgens gemeint ist, bedeutet es „halb zehn“. Was wir in der Schule als „half past nine“ gelernt haben, ist im Sprachalltag längst auf „half nine“ geschrumpft.

Es zählt zum Einmaleins – auf Englisch 101, gesprochen one-oh-one, nicht etwa „one times one“ –, solche kleinen Patzer zu vermeiden. Problematischer wird es, wenn wir kleine Spitzen verteilen, ohne sie zu verstehen. Will man zum Beispiel dafür danken, dass sich jemand Zeit genommen hat und sagt „Thank you for taking the time“ statt „Thank you for taking your time!“, lautet die Aussage: „Danke, dass du dir so viel Zeit gelassen und sie uns damit gestohlen hast. Du Lahmarsch!“ Solche Momente erinnern dann an die Szene im Film von Monty Python „Das Leben des Brian“, als Brian gesagt wird: „Setz dich. Nimm dir’n Keks. Mach es dir schön bequem. Du Arsch!“ Bloß, dass das Zitat in der englischsprachigen Originalfassung nicht auf „Arsch“, sondern auf das jiddische Wort „klutz“, also „Volltrottel“ endet: „Sit down. Have a scone, Make yourself at home. You klutz!“

Besonders heikel sind (wie immer) unfreiwillige Anzüglichkeiten – unintended saucy comments. Vorsicht ist vor allem im prüden Amerika geboten, wo man uns sowieso für ein recht freizügiges Völkchen hält. Wer dort über einen „Nachteil“ oder eine „Kehrseite“ sprechen möchte, darf niemals „backside“ sagen. Denn das ist schlicht der „Po“. Und wer im Büro „Lust“ auf irgendetwas hat, sagt „I feel like doing …“ oder vielleicht „I desire doing …“. Es ist hingegen tabu, von „lust“ zu sprechen, jedenfalls wenn man nicht gerade geil ist. Und wer in aller Ernsthaftigkeit eine Gehaltszulage verhandeln will, sollte nicht etwa eine „greater gratification“ verlangen – was ebenfalls nach mangelnder sexueller Befriedigung klingt. Man thematisiert bonus payment, additional pay oder schlicht eine „Gehaltserhöhung“ – in Großbritannien pay rise (päi rais), in den USA pay raise (päi räis).

Viele Patzer entstehen in der Illusion, dass wir Englisch prima beherrschen und uns nur auf die englischsprachige Welt zubewegen müssen, ähnlich vielleicht wie Frau Bag und Herr Black. Um das angenehm verbindlich klingen zu lassen, übertragen manche Kollegen hemmungslos lockere deutsche Redewendung wie „Lass uns Nägel mit Köpfen machen“ ins Englische: „Let’s make nails with heads.“ Danach wundern sie sich, dass nichts passiert, aber alle verwirrt gucken. (Wie Sie übrigens, wie man es ausdrückt?)

Unser Kolumnist hilft, auf Englisch die schlimmsten Missverständnisse zu vermeiden. Den wildesten Schnitzer entdeckte er auf einem Berliner Wochenmarkt – in Gegenwart von King Charles!
von Peter Littger

Für Verwirrung sorgt auch die deutsche Standardfloskel „08/15“, die selbstverständlich nicht mit „zeroeightfifteen“ übersetzt werden kann. Erstens, weil das niemand versteht. Und zweitens, war sie mal die Marke eines deutschen Maschinengewehrs, und man will ja nicht unfreiwillig den Krieg erwähnen. Auf Englisch sagt man plain vanilla.

Nach vielen Jahren als Zuschauer und gelegentlich auch als Darsteller tollpatschiger Performances möchte ich drei Situationen unterscheiden. Das Gute: Mehr sind es nicht. Das Schlechte: Sie kommen selten allein!

1. „Blackout“, was im englischen Wörterbuch als temporary loss of consciousness, also als „vorübergehender Verlust des Bewusstseins“ beschrieben wird. Es sind die Momente, in denen wir ein Wort nicht kennen oder erinnern, ins Stocken geraten, verzweifelt unseren Vokabelspeicher abtasten und uns doch nur im Kreis drehen. Es ist ein Zustand, der zwingt zu schweigen – you go blank after all! Für jeden, der Englisch fließend spricht, gleicht der Moment einem Aufprall – a language crash. Was man dagegen tun kann. Eine andere Art der Performance: Sich räuspern, husten, notfalls auf Klo verschwinden und dort nachschlagen! Hauptsache, es kommt nicht zu oft vor. 

2. „Nonsense“. Unser denglisches Kauderwelsch und Scheinenglisch mitsamt der berüchtigten „Falschen“ und „Superfalschen Freunde“. Zum Beispiel „invest“ statt investment. „Concurrence“ statt competition. „Manko“ statt shortcoming. Oder irreführende Phrasen wie „out of the box“ (Standardideen) statt outside the box (neue Ideen) oder „hitlist“ („Abschussliste“) statt bestseller list, chart, ranking oder favourites (in den USA: favorites). Ich selbst habe mir eine Narrenkappe verdient, weil ich „the beamer in the conference room“ suchte, bis ich aufgeklärt wurde, dass ich projector meine. 

3. „Bullshit“ – die Steigerung von „Nonsense“: Momente, in denen unser Speicher völlig überladen ist mit englischem Wissen und englischen Wörtern. Dann werfen wir alles durcheinander, stolpern über unsere eigenen Gedanken und sagen vielleicht „Don’t pull my arm“ statt Don’t pull my leg! („Verarsch mich nicht!“) Oder: „Don’t twist my leg“ statt Don’t twist my arm! („Dräng mich nicht!“) Sogar deutsche Redewendungen werden verhunzt und dann wörtlich übersetzt: „You cannot steal horses with him“ oder „You can eat cherries with her“. Statt: „Mit ihm kann man Pferde stehlen“ oder „mit ihr ist nicht gut Kirschen essen“. Das alles ist frei nach der deutschen Redewendung „a grip in the loo“ – eben totaler Bullshit von Menschen ohne sprachlichen Halt. Auf Englisch loose cannons.

Der Philosoph Harry Frankfurt fragte einst: „Why is there so much bullshit?“ Und kam zur Antwort: „Bullshit is unavoidable whenever circumstances require someone to talk without knowing what he is talking about. Thus the production of bullshit is stimulated whenever a person’s obligations or opportunities to speak about some topic exceed his knowledge of the facts that are relevant to that topic.“ 

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Lassen Sie sich also nie auf Themen ein, von denen Sie wenig oder nichts verstehen! Sonst geraten Sie schnell in Teufels Küche – otherwise you’ll get into hot water or end up in a hell of a mess. Und für diesen Höllenritt des Fehlerteufels gibt es keinen Rückfahrschein, nicht einmal für Herrn Schwarz oder Frau Tasche.

Lesen Sie auch: 25 englische Redewendungen – die einem (oft) nicht einfallen, wenn man sie braucht

Unser Kolumnist ist u. a. Autor des Bestsellers „Hello in the Round!Der Trouble mit unserem Englisch und wie man ihn shootet“. Das Buch ist bei C.H. Beck erschienen.

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