Am schwierigsten wird es, als alles schon vorbei ist. Als Daniel Bahr abgewählt, die FDP aus dem Bundestag geflogen ist. Da geht der damals 36-Jährige trotzdem weiter jeden Tag in sein Ministerbüro. Er amtiert ja noch in jenem Herbst 2013. Drei Monate lang, vom 22. September bis eine Woche vor Weihnachten, verwaltet er weiter das deutsche Gesundheitssystem.
Bahr scheitert 2013 in aller Öffentlichkeit, als die Liberalen aus dem Bundestag fliegen. Nur noch 4,8 Prozent für die Regierungspartei. Amt und Mandat? Futsch. So gern hätte er weitergemacht, sogar der Stress habe Spaß gemacht. Er ist da immer noch der jüngste Gesundheitsminister im Bund, ahnt aber: Seine Zeit als Politiker ist vorbei. „Der Schock war da. Es war ein harter Lernprozess.“ Da ist etwas zu Ende, und etwas Neues muss kommen. Er hatte immer mal gesagt, dass er nicht ewig in der Politik bleiben wolle. Aber – so früh?
Die Schlüssel abgeben
Als das neue schwarz-rote Kabinett unter Angela Merkel endlich vereidigt wird, gibt er die Schlüssel beim Ministerium ab. „Da war zunächst ein großes Freiheitsgefühl“, beschreibt er. „Da fällt alles ab.“ Aber dann? Er weiß es nicht. Die Aufgabe ist ihm abhanden gekommen. Die Karriere im Hochleistungssport Politik gekappt.
Wenige gehen freiwillig aus der Politik, halten den Stress aus, brauchen ihn manchmal sogar. Sie halten immer wieder persönliche und manchmal auch unfaire Kritik aus. Sie gestalten ja, haben Macht auf Zeit, stehen in der Öffentlichkeit. Doch kann der Wechsel abrupt kommen, manchmal ist es ein Absturz. Anderswo gehen Menschen unfreiwillig, überwerfen sich, fliegen raus. In der Politik werden die Kandidaten und Kandidatinnen abgewählt, manche von ihrer Partei nicht mehr aufgestellt.
Je höher man kommt im Berufsleben, desto wichtiger ist das Rüstzeug für den Neuanfang. Das gilt umso mehr für die erste Reihe der Politik, wo alles schon durch Wahlen nur auf Zeit angelegt ist. Und wo das Ausscheiden in aller Öffentlichkeit stattfindet.
Nach der Droge kommt der Entzug
Politik ist nicht nur Beruf, oft auch eine Droge. Dann kommt der „Entzug“, wie der heute 46-jährige Bahr seine Zeit in den USA beschreibt. Zum neuen Jahr 2014 geht er zur Denkfabrik Center for American Progress (CAP). „Ich hatte das vorher ja mit Begeisterung gemacht. Ich konnte gestalten.“ Er hatte zum Beispiel die Praxisgebühr abgeschafft, ein Krebsregister für die Forschung eingerichtet. Nach ihm ist nun das private Zusatzsparen für die Pflege benannt, für das es fortan Förderung gibt. Der Pflege-Bahr.
Vom Politiker zum Privatmann zu werden verlangt Demut. Er lernt, dass vor allem das Amt Respekt verschafft hat. Ihm, dem Gesundheitsexperten, bringen manche nun nicht mehr so viel davon entgegen. „Da konnte ich viel über Menschen lernen.“
Die amerikanische Sicht aufgesaugt
Bahr bleibt mit seiner Frau zehn Monate in der US-Hauptstadt, saugt die Haltung seiner US-Kollegen auf, die Scheitern oft als „Start für etwas Besseres“ begreifen. Doch was das sein könnte, liegt noch im Ungewissen. Er will in die Wirtschaft, das hat er ja immer mal schon vorher gesagt. Nicht als Lobbyist wie im Laufe der Zeit einige ehemalige Regierungsmitglieder, FPD-Parteikollege Dirk Niebel oder SPD-Mann Sigmar Gabriel zum Beispiel. Bahr will eine Führungsposition im Tagesgeschäft.
Er hat eine Banklehre und mal VWL studiert, das schon. Doch würde er Erfolg haben? Beim Versicherungskonzern Allianz bietet man ihm einen Vorstandsjob in der Krankenversicherung an. Das kommt knapp ein Jahr nach dem Ausscheiden als Minister in der Öffentlichkeit nicht so gut an. Hat er nicht vorher als Liberaler die Regeln für die Privatversicherungen erleichtert? Profitiert die Allianz nicht besonders vom Pflege-Bahr?
10 Tipps für einen erfolgreichen Start im neuen Job
Vorab sollten möglichst viele Informationen über die neue Firma eingeholt werden, zum Beispiel per Internetrecherche. Wer in ein inhabergeführtes Unternehmen kommt, sollte vor seinem ersten Arbeitstag schon einmal ein Bild des Inhabers gesehen haben – sonst könnte es peinlich werden, wenn man ihn am Kaffeeautomaten nach seinem Namen fragt.
Unsicherheit darüber, wie man sich den anderen gegenüber verhalten soll, ist am Anfang ganz normal. Welche Umgangsformen herrschen in der neuen Firma? Welche internen Regeln gibt es? Schon im Vorstellungsgespräch und später dann vor Ort ist es hilfreich, die anderen genau zu beobachten und sich an dem Verhalten der anderen zu orientieren.
Egal, ob der Chef Sie durch die Abteilungen führt oder Sie sich vor dem Team selbst vorstellen: Überlegen Sie sich eine kurze Einleitung, die alle wichtigen Informationen zu Ihrer Person, Ihrer bisherigen Laufbahn und Ihrem neuen Aufgabenbereich enthält.
Natürlich sollte man den gleichen Fehler nicht dreimal hintereinander machen, doch sind Fehler gerade am Anfang alles andere als ungewöhnlich. Versuchen Sie nie, einen Fehler zu verheimlichen sondern fragen Sie stattdessen nach, wie Sie ihn beim nächsten Mal vermeiden können.
Die ersten Wochen dienen auch dazu, die Personen zu identifizieren, die für einen selbst am wichtigsten sind. Das können neben dem direkten Vorgesetzten auch andere Mitarbeiter und Kollegen sein.
Es gibt einige Dinge, die in den ersten Tagen tabu sind: Dazu gehört unter anderem die Frage nach dem nächsten Urlaub. Ebenso sollten Sie es vermeiden, unpünktlich zur Arbeit oder zu Terminen zu erscheinen oder sich zu früh in den Feierabend zu verabschieden.
Tauschen Sie sich mit Kollegen über bevorzugte Arbeitsstile aus. Möchte jemand zum Beispiel lieber persönlich, per Telefon oder per E-Mail informiert werden?
Warten Sie nicht darauf, dass die Kollegen Sie zur Kaffeepause abholen, sondern gehen Sie selbst auf die anderen zu. Haben Sie eine Frage an den Chef, gehen Sie kurz vor dem Mittagessen zu ihm und anschließend gemeinsam in die Kantine.
Bei Nachfragen nach dem alten Job sollten Sie stets sachlich bleiben. Über die alten Kollegen oder den Chef herzuziehen, ist tabu.
Halten Sie sich zunächst an die Vorgaben, die man Ihnen macht, auch wenn diese Ihnen in manchen Fällen weniger sinnvoll erscheinen sollten. Wenn Sie sich eingearbeitet und das Unternehmen in Ruhe kennen gelernt haben, können Sie immer noch Verbesserungsvorschläge machen.
Wer profitiert hier von wem?
Bahr hält entgegen, dass er das Prinzip der privaten Versicherung neben der gesetzlichen immer schon für richtig hielt und da keine Mauschelei weit und breit zu erkennen sei. Er will den Job, den er dann erst gut ein Jahr nach der Abwahl antritt. Auch darauf weist er hin.
Im November 2014 vollzieht er also in München seinen Seitenwechsel. Er ist bei der Allianz zuständig für Leistungen und Vertrieb in der Krankenversicherung. Und muss erst wieder lernen. Innerlich, weil andere Maßstäbe an Erfolg angelegt werden als in seinem früheren Leben. Als Abgeordneter und Minister hatte er gelernt: „Man muss in der Politik immer eine Mehrheit überzeugen, die Zahlen und Fakten überzeugen selten allein.“ In Unternehmen ist das anders. „Da wird oft sehr eng an einer Sache argumentiert“, sagt Bahr. Die muss sich rechnen. Er glaubt, dass er beides verbinden und damit dann mehr erreichen kann.