Die Höhle der Löwen „Zielgruppe sind Geschäftsleute mit einem Haushaltseinkommen zwischen 350.000 und 500.000 Euro“

Loremo-Gründerin Franziska Scheuerle in der „Höhle der Löwen“ Quelle: RTL / Bernd-Michael Maurer

Mit ein paar Klicks zum individualisierten Kunstwerk: Die Gründerin von Loremo überzeugte die DHDL-Investoren Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Tillman Schulz. Wie ging es nach der Aufzeichnung weiter?

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Ein individuell gestaltetes Kunstwerk, digital bestellt bei einem Start-up. Mit diesem Konzept trat Franziska Scheuerle in der „Höhle der Löwen“ an. Über ihre Plattform Loremo können Kunden ihre Farb- und Stilwünsche angeben – mit diesen Informationen gestaltet ein Künstler dann die Leinwand. Als eine Art digitale Galerie erhält Loremo dann einen Teil des Kaufpreises, der schnell im mittleren vierstelligen Bereich liegt. Für 200.000 Euro wollte Scheuerle zehn Prozent der Start-up-Anteile abgeben. Die Investoren sahen Schwächen im Geschäftsmodell, waren aber von der Gründerin beeindruckt. Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Tillman Schulz boten gemeinsam die gewünschte Summe – wollten aber 30 Prozent. Scheuerle schlug ein. Wie ging es für das Münchener Start-up nach der Aufzeichnung vor einem Jahr weiter?

WirtschaftsWoche: Gleich drei Investoren boten Ihnen während der Aufzeichnung einen gemeinsamen Deal an. Was ist daraus geworden?
Franziska Scheuerle: Wir haben uns nach der Sendung persönlich in München zusammengesetzt und sind in den gemeinsamen Austausch gegangen. Eine sehr bereichernde Zeit, um Ideen auszutauschen. Carsten Maschmeyer hat seine großartige KI- und Tech-Expertise eingebracht, Dagmar Wöhrl ihr Wissen über den Luxus- und Kunstmarkt, Tillman Schulz hat mit seiner Expertise im Bereich Luxus, Kunst sowie innovativen Technologien unterstützt. Aber aus strategischen Gesichtspunkten konnten wir uns am Ende nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. Doch ich bin der festen Überzeugung, dass der Kontakt bestehen bleibt.

Noch sind Sie also ohne Investoren unterwegs?
Aktuell arbeite ich 100 Stunden die Woche und finanziere das Start-up aus eigenen Mitteln durch sogenanntes „Bootstrapping“. Aber das kann sich noch ändern. Die Vision ist, Loremo international im Kunstmarkt bekannt zu machen. Die Vereinigten Arabischen Emirate mit Dubai, Shanghai  die Schweiz, die USA und Indien als größter zukünftiger Luxusmarkt – wir wollen dahin, wo die Kunstmetropolen der Welt sind. Das gelingt, weil wir aufgrund unseres digitalen Geschäftsmodell-Ansatzes nicht ortsgebunden sind. Die Kunst ist frei, jetzt sind es auch die Künstler und die Kunden.

Ein Algorithmus soll ausreichen, um den Künstlern die passenden Informationen für die Einzelanfertigung zu liefern. Wie gelingt das?
Meine grundlegende Frage war: Warum verlieben sich Menschen in bestimmte Kunstwerke? Die Entwicklung hat uns dann in die Farbpsychologie und die Neuronenforschung geführt. Im Kunst-Konfigurator mit Künstlicher Intelligenz haben wir das zusammengeführt. Zum einen stellen dort die Kunden ein Bild von dem Raum ein, in dem das Kunstwerk hängen soll. Zum anderen haben wir zehn Charaktertypen identifiziert, aus denen der Kunde auswählen kann. Die gleiche Kategorisierung nehmen die Künstler vor. So findet sich ein Match – nicht nur, was die Farben angeht, sondern auch den Malstil.

Bei der Aufzeichnung kritisierten die Investoren, dass die Kunden zu spät sehen, welche Kosten auf sie zukommen.
Darum haben wir den Konfigurator noch einmal überarbeitet. Rechtzeitig zur Ausstrahlung ist er fertiggeworden. Jetzt ist das Preisthema weiter vorne zu sehen. Ebenso kann die Künstlerauswahl früher im Prozess stattfinden, die durch den jeweiligen „Künstlerfaktor“ kombiniert mit der Höhe und Breite des Werkes den Preis bestimmt.

Wer malt denn am Ende die Kunstwerke?
Aktuell haben wir mehr als 30 Künstlerinnen und Künstler auf der Plattform. Wir setzen bewusst auf Qualität statt Quantität, damit unterscheiden wir uns von Massenplattformen wie Singulart, Lumas oder Saatchi Art. Dazu kommen jetzt viele Anfragen, die wir uns sukzessive anschauen. Wir haben einen hohen Anspruch an die Technik, die Originalität, die Wiedererkennbarkeit und die Reputation der Künstlerinnen und Künstler. Zum einen, weil wir im Luxussegment unterwegs sind. Und zum anderen, weil wir unseren Kunden mit ihren Kunstwerken eine Wertsteigerung ermöglichen wollen.

Was reizt die Künstler daran, Auftragsmalerei zu machen?
Früher in Zeiten der Medici-Familie war Auftragskunst populär. Aber es ging bei den Motiven um die exakte Darstellung, da hauptsächlich im Rahmen figurativer Kunst mit Öl portraitiert wurde. So wurde um feinste Details gestritten, etwa ein Grübchen am Kinn. Wir übersetzen das in die Neuzeit mit eher abstrakter Kunst. Dadurch ist der Künstler frei in seiner Gestaltung, gleichzeitig schafft er jedes Mal ein individualisiertes Werk. In Zeiten, in denen sich viele Künstler um ihre eigene Vermarktung kümmern müssen, bieten wir ihnen eine gute Möglichkeit, ihre Reputation im Luxussegment aufzubauen – und an entsprechende Kunden zu kommen.

Das ist die DHDL-Jury
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Carsten Maschmeyer Quelle: imago images
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Dagmar Wöhrl Quelle: imago images
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Ralf Dümmel Quelle: imago images
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Tijen Onaran Quelle: imago images
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Nils Glagau
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Janna Ensthaler
Das ist die Jury von „Die Höhle der Löwen" 2024: Tillman Schulz

Die individuell angefertigten Kunstwerke kosten ab 4000 Euro aufwärts. Wer bestellt denn die Malereien bei Ihnen?
Unsere strategische Zielgruppe sind Geschäftsfrauen und -männer, mit einem Haushaltsnettoeinkommen zwischen 350.000 und 500.000 Euro im Jahr. Die wollen ein hedonistisches Produkt, handwerklich von höchster Qualität – aber sie wollen es unkompliziert kaufen. Wir haben aber auch Kunden, die mit deutlich weniger Einkommen auf ein Kunstwerk sparen oder sich das Werk eines bestimmten Künstlers leisten wollen.

Gleichzeitig zielen Sie auch auf Geschäftskunden. Wer ist da für Sie interessant?
Das sind unter anderem Hotels, Arztpraxen, Kanzleien oder Coworking-Spaces. Die Kunstwerke greifen dann häufig die Unternehmensfarben auf und übersetzen sie in die Malerei. Das sorgt dafür, dass sich die Mitarbeiter in den Arbeitsräumen wohlerfühlen. Die Forschung zeigt, dass das sogar die Produktivität und Innovationskraft steigern kann.

Wie soll Loremo weiterwachsen?
Neben diesen Zielgruppen setzen wir auf die Zusammenarbeit mit Innenarchitekten und Einrichtungsberatern. Dieser Weg soll dafür sorgen, dass wir das Modell schnell und global skalieren können. Wir erleben gerade, dass viele Innenarchitekten auf uns zu kommen. Aber da müssen wir natürlich auch die Spreu vom Weizen trennen.

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Das eigentliche Kunstwerk bekommen Ihre Kunden erst zu sehen, wenn die Künstler es fertiggestellt haben. Gibt es da nicht immer mal wieder Verstimmungen?
Am Anfang hatte mir das Sorgen gemacht. Doch wir hatten es bislang noch nie, dass ein Kunde mit seinem Kunstwerk unglücklich war. Wir bemühen uns, die Kunden sehr eng durch den Bestellprozess zu begleiten und so alle Fallstricke auszumerzen, wo sie eine für sich falsche Entscheidung treffen könnten. Rechtlich dürfte ein Kunde das individuell angefertigte Einzelstück ohnehin nicht zurückgeben. Aber mir ist das Vertrauen wichtig. Wir würden einen Weg finden, falls es doch einmal dazu kommt.

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