Jobaussichten Deutschland, nein Danke? Diese Grafiken zeigen, wie Studenten abwandern

Quelle: imago images

Deutschland braucht dringend Fachkräfte. Doch ein Fünftel der Studenten hierzulande sieht im Ausland bessere Jobchancen. Vor allem Menschen mit Migrationshintergrund zieht es weg.

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In einem sind sich Unternehmen, Verbände und Gewerkschaften einig: Ohne Zuwanderung ist der Fachkräftemangel nicht zu beheben. Firmen rekrutieren europa-, manchmal gar weltweit. Sie beauftragen Agenturen, in fernen Ländern Personal für sie zu suchen. Politiker reisen nach Kolumbien und Asien und werben für den Arbeitsstandort Deutschland. Ende Januar flog Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu diesem Zweck etwa nach Thailand und Vietnam.

Doch als wäre dieses Problem nicht schon groß genug, steht der deutsche Arbeitsmarkt vor einem weiteren: Abwanderung. Fast ein Fünftel der Studentinnen und Studenten in Deutschland sieht im Ausland bessere Chancen für die eigene Karriere. Das ist das Ergebnis einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Jobportals Jobvalley und der Universität Maastricht. Gut 13 Prozent haben das feste Ziel, Deutschland zu verlassen.

Besonders Naturwissenschaftler (23 Prozent) sowie Mediziner und Gesundheitswissenschaftler (27 Prozent) rechnen sich im Ausland bessere Perspektiven aus. Die größte Absicht, tatsächlich woanders anzufangen, äußerten Wirtschaftswissenschaftler (18 Prozent). Ein Grund für die Skepsis gegenüber hiesigen Arbeitgebern: die wirtschaftliche Lage. Mehr als ein Drittel der Befragten bewerteten sowohl die aktuelle Lage als auch die Zukunft der Wirtschaft als (eher) schlecht.

Die Aussichten schätzen zwar ähnlich viele als (eher) gut ein. Jobvalley-Chef Clemens Weitz alarmieren die Ergebnisse trotzdem. „Das bedroht den Wirtschaftsstandort Deutschland“, sagt er. „Es wird viel darüber diskutiert, wie man qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland hierher holen kann – das ist wichtig und richtig.“ Gleichzeitig aber müssten „wir unsere eigenen Fachkräfte im Land halten und bessere Perspektiven schaffen“.

Perspektiven, die vor allem Studenten mit Migrationshintergrund eher nicht sehen – egal, ob sie in Deutschland zur Schule gegangen sind oder nicht. 17,5 Prozent derer, die einen deutschen Schulabschluss haben, wollen Deutschland nach dem Studium verlassen. Von denen, die ihren Schulabschluss im Ausland gemacht haben und fürs Studium gekommen sind, sind es sogar 20 Prozent. Deutschland laufe Gefahr, „jeden fünften bis sechsten Studierenden mit Migrationshintergrund zu verlieren – obwohl die Betroffenen sowohl Schule als auch Studium in der Bundesrepublik absolviert haben“, sagt Weitz.

Schuld daran sei auch das politische Klima: „Fremdenfeindliche, rechtsextreme Parolen und Abschiebefantasien gegenüber deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund sind nicht nur moralisch widerwärtig, sondern bedrohen auch konkret Wirtschaft und Wohlstand in Deutschland.“

Studenten mit Migrationshintergrund sehen auch die wirtschaftlichen Bedingungen skeptischer. 45 Prozent derer, die einen deutschen Schulabschluss haben, attestierten Deutschland eine (eher) schlechte Situation. Mehr als die Hälfte geht davon aus, dass sich die Wirtschaft (eher) schlecht entwickelt.

In der 2012 gestarteten Studienreihe Fachkraft 2030 haben Jobvalley und Uni Maastricht bis heute mehr als 420.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer befragt. Die aktuellen Ergebnisse basieren auf den Antworten von mehr als 12.300 Studenten aus ganz Deutschland im vergangenen Herbst.

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Und sie zeigen ebenfalls erhebliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Deutlich weniger Studentinnen schätzen die aktuelle wirtschaftliche Lage als (eher) gut ein. Während 42 Prozent der männlichen Befragten eine (eher) gute wirtschaftliche Zukunft annehmen, beurteilten fast genauso viele Studentinnen die ökonomischen Zukunftsaussichten in Deutschland als (eher) schlecht.

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