Es war ein kommunikatives Debakel mit Ansage: Mitte Februar verschickte die Chefetage der Deutschen Bank um CEO Christian Sewing ein internes Memo. Thema: schärfere Homeoffice-Regelungen für die Angestellten der Bank. An drei Tagen in der Woche sollen die Beschäftigten ab dem Sommer ins Büro kommen. Und: Mit Homeoffice an einem Freitag sowie dem darauffolgenden Montag ist auch Schluss.
Tschüss, schöne neue Arbeitswelt, was hatten wir für vier tolle Jahre!
Im Intranet der Bank hagelt es seit Tagen Kritik. Und das aus guten Gründen. Die Obergrenze fürs Homeoffice ist nicht mal das Problem. Denn eine Büropräsenz von drei Tagen ist zumutbar. Erst recht in Banken, wo die Gehälter tendenziell höher ausfallen als in vielen anderen Branchen. Auch dass Geschäftsführer künftig an vier Tagen die Woche kommen sollen, ist nur nachvollziehbar. Wollen Führungskräfte möglichst viele ihrer Mitarbeiter sehen – und zwar nicht nur als verpixeltes Gesicht im Videomeeting –, müssen sie eben häufiger kommen.
Miserabel ist die Begründung der neuen Regeln – und das Klein-Klein, das die Chefetage ihren Mitarbeitern nun aufbrummt. Dass Homeoffice ein unheimlich emotionales Thema ist, dürfte Christian Sewing wissen. Eben weil die Frage „Heute ins Büro oder Homeoffice?“ seine Mitarbeiter tagtäglich umtreibt. Die Kommunikation lässt jegliches Einfühlungsvermögen vermissen: In der Begründung zu den neuen Regeln rund um Homeoffice am Freitag und dem darauffolgenden Montag heißt es, dass die derzeitige Nutzung der Immobilien „nicht effizient“ sei. Das Management wolle die Präsenz wieder „gleichmäßiger über die Woche verteilen.“
Puh. Wozu der Verweis auf die Auslastung der Immobilien? Denn eigentlich will die Bank Geld sparen, indem sie die Büroflächen verkleinert.
Nun mag es angesichts der aktuellen Lage auf dem Markt für Gewerbeimmobilien schwer sein, Abnehmer zu finden – schon klar. Aber jetzt damit zu argumentieren, die Büros sollten sich an allen Tagen wieder füllen, weil die Nutzung ach so ineffizient sei, ist für viele Mitarbeiter eben nicht schlüssig. Und motivierend schon gar nicht.
Tipps für den Umgang mit Mitarbeitern im Homeoffice
Damit effizientes Arbeiten von zu Hause aus möglich ist, sollten bereits vorab klare Ziele und Ergebnisse bestimmt werden: Welche Aufgaben soll der Mitarbeiter bis zu welchem Termin zu Hause erledigen?
Eindeutige Regelungen helfen bei der Steuerung von Gruppen, in denen Mitarbeiter sowohl im Büro als auch im Homeoffice arbeiten. Kommunizieren Sie die Regeln offen an alle Teammitglieder. So beugen Sie möglichen Vorurteilen gegenüber einer vermeintlichen Besserstellung eines Mitarbeiters vor.
Machen Sie Ihren Mitarbeitern deutlich, dass Homeoffice für gewisse Aufgaben und zu gewissen Zeiten möglich ist, aber keinesfalls eine regelmäßige Präsenz im Büro sowie Anwesenheit bei wichtigen Terminen oder bei Teambesprechungen ersetzen kann.
Denn niemand steht morgens auf und entscheidet: Ach, heute fahre ich ins Büro, weil ich unbedingt die Auslastung in unseren Frankfurter Bürotürmen in die Höhe treiben will.
Das Büro hat eine Funktion – und etliche Vorzüge. Wollen Manager, dass ihre Appelle fruchten, müssen sie die Vorzüge betonen. Es ist zwingend notwendig, dass Mitarbeiter im Büro zusammenkommen. Für die Kreativität, neue Ideen, Wachstum. Für den Diskurs. Für Zusammenhalt und Zusammenarbeit. Und ja: Führungskräfte sehen so besser, woran und wie ihre Mitarbeiter arbeiten, können einschätzen, wie Laune und Belastung aktuell ausfallen.
Doch auch das Homeoffice hat Vorzüge: Stehen den gesamten Tag ohnehin nur Videomeetings an, ist das Homeoffice die bessere Alternative. Bevormundung ist der völlig falsche Weg: Die Mitarbeiter sollten selbst entscheiden, an welchen drei Tagen in der Woche sie ins Büro kommen wollen. Sie wissen besser als der CEO, wann es wirklich sinnvoll ist. Christian Sewing kennt wohl kaum die Terminkalender Zehntausender Mitarbeiter.
Es ist nun mal bequemer, das Wochenende am Freitagabend nicht pendelnd in der S-Bahn einzuläuten, sondern in den eigenen vier Wänden. Mit der Wochenendregelung zerstört die Deutsche Bank vor allem jegliche Dynamik an den Tagen, an denen es in den Büros besonders wuselig ist. Wenn sich viele Menschen am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag treffen, entstehen neue Ideen von ganz allein – und nicht auf Anordnung.
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