Herolds Haltung
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Wir brauchen die Siebentagewoche, um uns die Viertagewoche leisten zu können!

Sabine Herold Kolumnistin

Nur vier Tage in der Woche arbeiten? Das könnte sogar funktionieren, wenn im Gegenzug das Wochenende wegfiele. Ein Gedankenspiel.

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Derzeit ist es en vogue, über die Viertagewoche zu sinnieren. Unter Verweis auf eine Pilotstudie der Interessenvertretung 4 Day Week Global suggerieren Politiker wie Saskia Esken oder Forscher der Hans-Böckler-Stiftung, dass Firmen mit weniger Arbeitstagen deutlich produktiver würden.

Der Grund: Weil die Zeit knapp ist, würden Prozesse gestrafft und unnötige Meetings eingestampft. Da frage ich mich als Unternehmerin schon: Was spricht dagegen, diese Effizienz nicht auch bei der 40-Stunden-Woche zu heben? Außerdem bringt die verkürzte Arbeitswoche viele andere organisatorische Nachteile: etwa den Mehraufwand für zusätzlich notwendige Übergaben, damit die Arbeit weiterläuft, um nur ein Beispiel zu nennen.

In unserer Wohlstandsgesellschaft, fürchte ich, wird diese Diskussion trotzdem nicht mehr verschwinden. Daher kontere ich mit einer provokanten These: Wir benötigen eine Siebentagewoche, um uns die Viertagewoche leisten zu können. Was ist damit gemeint?

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von Bert Losse

Wenn wir den Standort Deutschland nicht gegen die Wand fahren wollen, brauchen wir neue, kreative Ideen und gesellschaftliche Kompromisse. Im Gegenzug für die Viertagewoche jedes Arbeitnehmers könnte die Lösung darin liegen, in der Gesamtheit das feste Wochenende abzuschaffen, also flexibel an vier von sieben Tagen pro Woche zu arbeiten. Für Unternehmen würden die betriebswirtschaftlichen Nachteile der Viertagewoche durch eine bessere Ausnutzung von Produktionsanlagen, Laboren, Werkstätten und Büros entschärft.

Eine Woche mit ausschließlich Werktagen hätte nebenbei auch gesellschaftliche Vorteile: Die höhere Auslastung durch Tage ohne Stillstand führt zu geringerem Flächenbedarf von Unternehmen, einer gleichmäßigeren Nutzung der Verkehrsinfrastruktur und weniger Gedrängel um Freizeitangebote am Wochenende. Sonntags tue ich persönlich mir das Schlangestehen sowohl im Stau auf dem Weg ins Skigebiet als auch am Lift schon lange nicht mehr an.

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Diese Idee würde von allen viel Flexibilität fordern, insbesondere, wenn die Freizeit mit dem Partner und den Kindern abgestimmt werden soll. Gleichzeitig wäre der Freiheitsgewinn von einem Tag mehr Freizeit pro Woche auch in diesem Modell immens. Dieser ungewöhnliche Vorschlag soll zum Nachdenken anregen. Denn wenn wir ehrlich sind: So viel geforderte Flexibilität beim Arbeiten ist längst Realität von Millionen Menschen. Jeder vierte Beschäftigte muss bereits regelmäßig am Wochenende ran: im Krankenhaus, in der Pflege, in den Verkehrsbetrieben. Oder in der Kultur, damit wir anderen es uns gut gehen lassen können. Allzu oft sagen wir, warum etwas nicht geht. Ich plädiere dafür, neu nachzudenken, wie wir Wirtschaft und Gesellschaft besser organisieren können – ohne dabei den Standortwettbewerb auszublenden.

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