Sparkurs bei Bosch und Mercedes Glühwein? Nur auf eigene Kosten!

Weihnachtsfeiern im Unternehmen stärken den Zusammenhalt Quelle: imago images

Für viele Unternehmen war 2023 ein besonders hartes Jahr. An allen Enden ist das Geld knapp. So wird auch immer häufiger an Weihnachtsfeiern gespart. Doch wie sinnvoll ist das?

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Immer wieder betonen Unternehmen, wie wichtig ihnen Zusammenhalt ist. Doch ausgerechnet in Zeiten, in denen der dringend gebraucht wird, weil vielen Menschen die Inflation, Krieg im Nahen Osten und Haushaltskrise der Ampel aufs Gemüt drückt, sparen einige deutsche Unternehmen genau an dieser Stelle: an der Weihnachtsfeier.

Beim Autozulieferer und Technikkonzern Bosch beispielsweise haben nach WiWo-Informationen  einzelne Teams ihr Budget für das Miteinander bei Glühwein und Lebkuchen gestrichen. In anderen Bereichen müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hingegen schon seit Jahren Weihnachtsfeiern privat zahlen. Die Begründungen seien immer andere gewesen, sagt ein Mitarbeiter, mal die Coronapandemie, mal der Dieselskandal. Eine unternehmensweite Regelung gibt es einer Bosch-Sprecherin zufolge nicht. „Jede Abteilung handhabt das unterschiedlich.“

Auch der Automobilhersteller Mercedes-Benz hat in diesem Jahr das Budget für die Weihnachtsfeier deutlich gekürzt. Nach Informationen des „Spiegel“ werden die Weihnachtsfeiern des Unternehmens kleiner ausfallen oder ganz gestrichen. Bei Mercedes-Benz liefen die Geschäfte 2023 nach einem erfolgreichen Vorjahr schwächer: Im vergangenen Quartal sank der Pkw-Absatz um vier, der Konzerngewinn um knapp sieben Prozent.

Neben der Automobilbranche gerieten auch andere Branchen in diesem Jahr stark unter Druck – und kommen nun offenbar zu ähnlichen Schlüssen wie Bosch und Mercedes. Um die Kosten zu senken, verzichten beispielsweise auch einige Firmen aus der Bau- und Immobilienbranche nun auf Heißgetränke und ein weihnachtliches Beisammensein. 

Der Arbeitspsychologe Hannes Zacher von der Universität Leipzig hat für die Budgetkürzungen durchaus Verständnis: Einerseits könne der Sparkurs bei den Mitarbeitern durchaus auf Verständnis stoßen – und als gutes Vorbild dienen. Andererseits betont der Arbeitspsychologe, dass Weihnachtsfeiern wichtig für das Betriebsklima seien. „Gerade nach der Coronapandemie, in der viele in der Vorweihnachtszeit alleine zu Hause saßen, freuen sich viele darauf, mit den Kollegen gemeinsam wieder richtig zu feiern“, sagt Zacher.

Glühwein, leckeres Essen und gute Musik – für viele Arbeitnehmer ist die Weihnachtsfeier das wichtigste Firmenevent des Jahres. Die Gelegenheit, für ein paar Stunden dem stressigen Arbeitsalltag entfliehen und sich mit den Kollegen treffen, Hektik und Anspannungen zu vergessen. Unternehmen, die daran sparen, senden ein fatales Signal an die Belegschaft: Ausgerechnet nach einem anstrengenden Jahr, in dem die Arbeitnehmer viel gegeben haben, sind sie dem Arbeitgeber also nicht einmal die paar Euro für den Glühwein wert?



Größe der Feier ist egal

Hannes Zacher hat in einer Studie untersucht, wie eine Weihnachtsfeier aussehen muss, um die Belegschaft glücklich zu machen. Er hat dazu die Antworten von etwa 350 Mitarbeitern aus verschiedenen Organisationen in Deutschland ausgewertet. Allerdings schon vor einer Weile: Die Onlineumfrage wurde Januar 2019 durchgeführt.

Demnach spielt es kaum eine Rolle, wie groß das Fest ist oder wie nah es an Weihnachten liegt. Viel wichtiger, betont Hannes Zacher, sind die sogenannten Zufriedenheitsmacher. Dazu gehören zum Beispiel eine externe Location, ein Programm und etwas Dekoration. Dabei keine Kosten und Mühen zu scheuen, ist ein Zeichen der Wertschätzung.

Zacher rät auch, die Mitarbeiter in die Planung einzubeziehen. Das erhöhe die Identifikation. Klare No-Gos einer Weihnachtsfeier sind übermäßiger Alkoholkonsum und Fehlverhalten, wie Pöbeleien.

Bessere Kommunikation

Hannes Zacher sieht in einer gelungenen Weihnachtsfeier auch Vorteile für das Unternehmen: „Mit einer Feier wird der Zusammenhalt gestärkt“. Das könne die Kommunikation im Unternehmen verbessern und so auch im neuen Jahr gut für das Arbeitsklima sein.

Auch deshalb kommt für Lambertz-Gesellschafter Hermann Bühlbecker eine Absage der Weihnachtsfeier in diesem Jahr nicht in Frage. Im Gegenteil: „Natürlich machen wir eine große Weihnachtsfeier“, sagte Bühlbecker kürzlich im Chefgespräch, einem Podcast der WirtschaftsWoche. Jemand wie Bühlbecker kann sich eine andere Haltung in dieser Frage kaum erlauben: Sein Unternehmen ist einer der größten Hersteller für Weihnachtsgebäck, Weihnachten ist sein Geschäftsmodell.

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Ähnlich wie Bosch, Mercedes oder die Baubranche hat auch Lambertz ein schwieriges Jahr hinter sich. An der Weihnachtsfeier zu sparen, kommt Bühlbecker trotzdem nicht in den Sinn: Sie sei wichtig, um die Kommunikation und die Freude unter den Mitarbeitern zu vertiefen. „Bei Weihnachtsfeiern entstehen oft auch neue Kommunikationsformen und viele Kollegen lernen sich persönlich kennen.“

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