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Ziele erreichen mit der WOOP-Methode - so geht's Quelle: imago images

Ziele erreichen per WOOP-Methode: Zapfen Sie aus Hindernissen Energie

Wieder so eine Selbstoptimierungs-Methode mit knackigem Namen? Ja, aber diese hat sich bewährt. Die Kombination aus Fantasie und Realität macht WOOP effektiv. So einfach geht´s – in zehn Minuten.

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Unser Kolumnist Marcus Werner ist Fernsehmoderator und Buchautor und arbeitet als Berater für Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung.

Der Knackpunkt von guten Vorsätzen – seien es die an Silvester oder die übers Jahr verstreuten – ist ja immer: Sie beinhalten noch lange keine Strategie, um das angepeilte Ziel zu erreichen.

„Ich will mehr Sport machen“ ist nicht gleich „Ich organisiere alles so, dass ich künftig mehr Sport machen will und kann“. Und wenn wir ehrlich sind: Genau daran scheitert es dann oft: „Irgendwie habe ich es dann doch nicht hinbekommen.“

Viele anerkannt erfolgreiche Leute geben ja gerne den Tipp: „Mal dir aus, wie es ist, sportlich/reich/beliebt/kreativ/produktiv zu sein, dann fällt es dir leichter, das Ziel zu erreichen.“

Aber das allein ist zu wenig. Die Erfinderin der WOOP-Methode, die Psychologin Gabriele Oettingen von der Universität Hamburg ist Expertin für Selbstregulation und weiß, wie wir es schaffen, unsere Gefühle, Aufmerksamkeit und Handlungen selbst zu steuern. Sie sagt: „Positive Fantasien und Träume über die Zukunft sind angenehm und entspannend. Und sie zeigen uns auch die Richtung, in die wir gehen wollen. Aber sie führen noch nicht zum Erfolg, sondern können ihn sogar behindern. Denn beim Träumen sind wir in der Vorstellung schon angekommen. Das nimmt uns die Energie, die wir brauchen, um aktiv zu werden und uns so anzustrengen, wie es zur Wunscherfüllung nötig ist.“

Die Auseinandersetzung mit den Hindernissen ist nach ihrer WOOP-Methode der wesentliche Faktor.

WOOP steht für die vier Schritte, die wir in Gedanken vollführen sollen, um den Weg hin zu unseren Zielen mit mehr Energie anzugehen.

W: Wish – Finde deinen Wunsch

Was wollen Sie? Wovon träumen Sie? Es muss ein wirklich erreichbares Ziel sein. Königin der USA zu werden, schaffen Sie wahrscheinlich auch nicht mit WOOP. Aber den nächsten Karriereschritt, die Erledigung einer Aufgabe, die Sie vor sich herschieben, mehr Zufriedenheit in Ihren privaten Beziehungen und Freundschaften, das liegt durchaus im Rahmen.

Denken Sie also an etwas, das Sie anstreben und das Sie wirklich in der Hand haben. Bei mehreren Wünschen fangen Sie mit dem an, der Sie am stärksten anspringt. Gönnen Sie sich dafür ruhig ein paar ruhige Minuten ohne Ablenkung.

Nehmen wir das Beispiel: Ich möchte gerne einen Roman schreiben.

O: Outcome – Male dir das schönste Ergebnis aus

Dieser Schritt kommt dem am nächsten, was viele Erfolgreiche beschreiben: Aale dich in den schönen Gedanken an den Erfolg. In unserem Beispiel etwa daran, wie grandios es wäre, mit dem Laptop in einer Strandhütte mit Blick auf das Meer eine Seite nach der anderen geniale Texte zu entwickeln. Oder der Moment, in dem wir den Briefkasten öffnen und darin liegt das erste Exemplar des Erstlingswerks frisch aus der Druckerei. Oder der erste Auftritt als Erfolgsautor oder -autorin bei Markus Lanz.

Wenn Sie anfangs nicht wissen, wie Sie sich den Erfolg vorstellen sollen, dann lassen Sie Ihre Gedanken ein paar Minuten reifen und in verschiedene Aspekte blicken, und fühlen Sie, wie schön es wäre, wenn der Wunsch Realität würde. Genießen Sie diese Fantasie.

So könnte es in unseren Träumen immer weitergehen, wenn die Realität nicht wäre. Aber dafür gibt es das zweite O.

O: Obstacle – Finde das innere Hindernis

Jetzt geht es ans Eingemachte. Und das ist auch gleich einer der Tricks der sogenannten „mentalen Kontrastierung“, die den ersten drei Schritten von WOOP zugrunde liegt: den positiven Vorstellungen von dem, was bitte kommen soll, die realen Hindernisse entgegenzustellen. Auf diese Weise bringen wir eine Priorisierung in die Liste unserer vielen Wünsche, lassen die realisierbaren wahr werden und verabschieden uns gedanklich von den illusorischen.

Beim Auffinden des inneren Hindernisses, also dem, was uns abhält, den Wunsch wahr werden zu lassen, lohnt es sich, richtig in sich hinein zu horchen: Was hält mich ab? „Irgendwie kann ich mich nicht motivieren“ oder „ich kann das vielleicht einfach nicht“ ist zu wenig.

In unserem Wunsch, einen Roman zu schreiben, könnte das innere Hindernis lauten:
Die Angst, dass mich Verlage reihenweise ablehnen, lähmt mich.
Ich habe einfach keine Zeit, neben den vielen Herausforderungen im Leben auch noch den Text zu verfassen.
Wenn der Text nicht gut wird, weiß ich, dass ich versagt habe. Damit platzt mein Lebenstraum.
Mir fällt nichts ein, worüber ich schreiben könnte.

Malen Sie sich auch hier aus, wie die Hindernisse Sie davon abhalten, Ihre Wünsche zu realisieren. Begreifen Sie das Hindernis so, wie es in Ihrem Leben wirkt.

P: Mach dir einen Plan: Wenn... dann...

Sobald wir den vielleicht etwas ernüchternden Aspekt begriffen haben, was uns im wahren Leben davon abhält, unseren Traum wahr werden zu lassen, wären wir schnell durch, würden wir daraus einfach nur ableiten: Kein Wunder, dass ich mein Ziel nicht erreiche. Aber jetzt gilt es, das Potenzial zu nutzen, was wir gerade selber ausgebuddelt haben. Die Kraft, die darin steckt, dass wir das Hindernis überwinden wollen.

Das ist das, was WOOP ausmacht: Erst der Abgleich mit der Realität weckt die Energie, das Ziel gegen Widerstände zu erreichen.

Wenn wir also wissen, was wir wollen, und auch wissen, was uns abhält, dann können wir einen Plan machen.

Was können Sie tun oder denken, um das Hindernis zu überwinden? Halten Sie das gedanklich oder schriftlich fest. Wie sieht die Handlung oder der Gedanke aus?

In unserem Beispiel also etwa:
- Ablehnung durch Verlage spornt mich erst recht an
- Ich schaffe mir zeitliche Freiräume
- Ich finde heraus, wie gut ich bin, indem ich endlich anfange.
- Ich suche mir systematisch ein Thema aus.

Das Ganze lässt sich in konkrete Maßnahmen fassen, wenn Sie nach dem Prinzip des „Wenn…dann…“ vorgehen. Ihr Wenn-dann-Plan. Denken Sie auch den in schillernden Farben durch.

Wenn (Hindernis), dann (Handlung/Gedanke), also:

Wenn mir ein Verlag absagt, schreibe ich noch in derselben Woche fünf Seiten mehr und sage mir: „Pech für euch.“
Wenn ich Zeitnot empfinde, dann bin ich bereit, Urlaubstage für meine Arbeit am Roman zu investieren.
Wenn in mir mal wieder Zweifel an meinem Schreibtalent aufkommen, dann mache ich mir von Neuem klar: Durch Übung und Erfahrung werde ich besser.
Wenn ich nicht weiß, über welches Thema ich schreiben soll, dann mache ich ein Brainstorming mit meinen engen Freundinnen und Freunden.

Und im ungünstigen Fall, in dem Sie erkennen, dass es keine realistische Chance gibt, trotz Bekenntnis zu den Hindernissen diese zu überwinden, können Sie auch dann aufatmen. Denn Sie wissen: Sie haben alles gut durchdacht. Und nicht alle Wünsche gehen im Leben in Erfüllung. Hauptsache, wir ergreifen die Chancen, die uns wirklich winken und von denen wir glauben, dass sie uns glücklich machen. Denn Wünsche und Träume sind der Ausdruck unseres Drangs, Bedürfnisse zu befriedigen. Tun wir es, so gut es geht.

Fragen wir uns also:

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 Was heute noch wichtig ist, lesen Sie hier

W - Wish. Was wünsche ich mir?
O - Outcome. Wie würde sich das beste Ergebnis anfühlen?
O - Obstacle. Welche Hindernisse muss ich überwinden und wie wäre das?
P - Plan. Wenn Hindernis X mich bremst, dann tue ich Y.

Belassen wir es nicht beim Träumen. Machen wir die Träume realitätsfit. Und saugen daraus die Energie, sie wahr werden zu lassen. Viel Erfolg!

Mehr zum Thema: In seiner Kolumne gibt Marcus Werner Tipps für Ihren Berufsaufstieg. Ob Rhetorik, Präsentationen oder Körperhaltung: wie Sie den Büroalltag überstehen und im Job vorankommen. Hier finden Sie alle Ausgaben im Überblick.

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