Kryptobörse Binance stellt Banküberweisungen in Dollar ein: Wie groß ist das Problem?

Der Dollar-Stopp trifft nur wenige Kunden, teilt Binance mit. Quelle: REUTERS

Die weltgrößte Kryptobörse Binance wird ab Mittwoch keine Ein- und Auszahlungen in Dollar mehr vornehmen. Dahinter könnten Probleme mit Banken stecken.

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Wer wissen will, was bei Binance passiert, kommt um Twitter nicht herum. Über die Kurznachrichtenplattform wendet sich die größte Kryptobörse der Welt immer wieder an ihre Nutzer, um über anstehende Ereignisse zu informieren. So auch am gestrigen Montagabend: Schon ab Mittwoch werde Binance alle Ein- und Auszahlungen in Dollar aussetzen – vorübergehend, wie es heißt.

Man arbeite daran, das Problem schnellstmöglich zu lösen. Allerdings betreffe es ohnehin nur einen kleinen Teil der weltweit 120 Millionen Binance-Nutzer. Dem Kryptounternehmen zufolge trifft lediglich 0,01 Prozent der monatlichen Kunden diese Einschränkung. Diese haben aktuell keine Möglichkeit, sich ihre Kryptowerte in Dollar auszahlen zu lassen oder neue zu kaufen.

Nur die Börsen-Mutter stellt Ein- und Auszahlungen in der US-Währung ein. Andere Zahlmöglichkeiten zum Kauf und Verkauf von Kryptowährungen – beispielsweise über Euro oder Kreditkarte – funktionieren weiterhin. Auf den amerikanischen Ableger Binance.US hat das Dollar-Aus nämlich keine Auswirkungen. Auch Kunden aus Deutschland, die über die Handelsplattform Bitcoin und Co. kaufen, können wie gewohnt Geld ein- und auszahlen.

Hintergründe zu dem Dollar-Stopp nennt Binance nicht. Allerdings wird vermutet, dass Probleme mit dem Bankpartner Signature dahinterstecken. Binance äußert sich auf Anfrage nicht darauf. Bislang kooperierte die Börse mit dem Geldhaus mit Sitz in New York, um Krypto-Transaktionen mit Fiatgeld abzuwickeln. Vor kurzem war bekannt geworden, dass die Signature Bank künftig nur noch Transaktionen mit einem Mindestvolumen von 100.000 Dollar vornimmt. Gleichzeitig gab die Bank bekannt, ihr Krypto-Engagement zurückzufahren.

Nur noch wenige Kryptobanken

„Wir arbeiten hart daran, den Service so schnell wie möglich wieder aufzunehmen“, teilt Binance auf Anfrage mit. Das Problem für die Kryptobörse: Die Suche nach einem neuen Bankpartner dürfte sich als schwierig erweisen. Es gibt nur sehr wenige Geldinstitute, die Geschäfte mit Kryptounternehmen machen wollen. Neben der Signature Bank ist in dem Segment vor allem Silvergate unterwegs.

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von Philipp Frohn

Beide Banken stecken derzeit in Schwierigkeiten. Der Kollaps von FTX – einst zweitgrößte Kryptobörse der Welt – hat das Vertrauen in den Kryptomarkt ramponiert. In der Folge zogen viele Kunden ihre Gelder aus dem Bereich ab. Es kam zu einem regelrechten Bankrun. Die Mittelabflüsse belasten die auf Kryptowerte spezialisierten Banken.

Bei Silvergate zogen Kunden im vierten Quartal rund 8,1 Milliarden Dollar von den ehemals 14,3 Milliarden Dollar an Kundengeld ab. Erschwerend kam hinzu, dass viele Kunden – also Kryptounternehmen – selbst in Zahlungsschwierigkeiten stecken und ihre Verbindlichkeiten kaum bedienen können. Der Dominoeffekt am Kryptomarkt trifft also auch Silvergate und die Signature Bank.

Zwar haben Hilfszahlungen des US-Einlagensicherungssystems die kriselnden Bankhäuser gestützt, immerhin mit rund 13 Milliarden Dollar. Doch die Unterstützung ist an Bedingungen geknüpft – und es ist fraglich, ob die Geldgeber mit einem weiteren Krypto-Engagement einverstanden sind.

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In jüngster Vergangenheit sorgte Binance immer wieder für Negativschlagzeilen. Zuletzt wurde bekannt, dass Binance mit Bitzlato Geschäfte gemacht hat. Die Kryptobörse mit Hauptsitz in Hongkong geriet wegen des Verdachts auf Geldwäsche ins Visier der US-Behörden und wurde kürzlich gesperrt. Bitzlato-Chef Anatoly Legkodymov wurde in den USA verhaftet.

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