Eine Uhr der Schweizer Marke Rolex ist nicht jedermanns Sache. Sie bleibt aber ein Statussymbol. Laut Schätzungen des Beratungsunternehmens LuxeConsult und der Großbank Morgan Stanley kam Rolex im letzten Jahr auf über 10 Milliarden Schweizer Franken Umsatz. Unter den Schweizer Herstellern landet fast ein Drittel des Umsatzes allein bei Rolex. Jahr für Jahr ist sie die mit Abstand beliebteste Luxusmarke. Wer eine Anlagechance wittert, wird leider enttäuscht: Wie insgesamt 55 Prozent des Schweizer Uhrenmarktes ist Rolex nicht börsennotiert. Damit fehlt Anlegern die Chance, in „eine der ikonischsten Marken überhaupt“ zu investieren, wie Investor Christian W. Röhl in der neuen Podcast-Folge von „Leben mit Aktien“ feststellt.
Richemont: Mehr als Montblanc
Das Luxuskonglomerat Richemont wird an der Börse ernst genommen. Völlig zurecht, denn in den letzten zwanzig Jahren hat sich die Aktie verzehnfacht. Die Dividende ist ähnlich stark gestiegen. Nicht nur mit seinen Uhren verdient Richemont prächtig, auch Schmuck, Lederwaren und Füllern (Montblanc) bringen eine Menge Geld. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz verdoppelt, über die letzten zwei Jahrzehnte sogar versechsfacht.
Bloß die Online-Strategie ging bisher nicht auf. 2018 übernahm Richemont den auf Designerkleidung spezialisierten Internethändler YOOX Net-a-Porter. Der gilt in Branchenkreisen als unprofitabel. Eigentlich wäre Richemont die Beteiligung gerne bereits wieder los geworden, aber ein Verkauf an den Onlinehändler Farfetch ist Ende 2023 gescheitert.
Die Richemont-Aktie wirkt fair bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 22, die Dividendenrendite bei zweieinhalb Prozent. Luxusikone Hermès ist mehr als doppelt so teuer, hat dafür aber auch eine besonders begehrte Marke.
Swatch kommt nicht vom Fleck
Die Aktie von Swatch bereitet Investoren dagegen schon lange keine Freude mehr. Sie ist heute weniger wert als zur Jahrtausendwende; in den vergangenen zehn Jahren hat sie sogar zwei Drittel an Wert verloren.
Das Unternehmen kommt nicht vom Fleck, Umsatz und Dividende stagnieren seit einem Jahrzehnt. Insgesamt scheint die Strategie nicht aufzugehen, obwohl Swatch ähnlich starke Uhrenmarken wie Konkurrent Richemont besitzt.
Vielleicht liegt es an Unternehmenschef Nick Hayek, Sohn des Swatch-Gründers Nicolas Hayek. Er gilt als schwieriger Charakter. Kürzlich reagierte er gereizt auf kritische Kommentare eines Aktienanalysten. 2015 kündigte Hayek großspurige Batteriepläne an. Bereits 2020 würde die Swatch Group jährlich 10 bis 15 Milliarden Franken mit innovativen E-Auto-Batterien umsetzen, erklärte Hayek damals. Die Pläne wurden aber nie umgesetzt. Der gesamte Konzernumsatz lag letztes Jahr nur bei acht Milliarden Franken.
Das mangelnde Vertrauen belastet die Bewertung der Aktie. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei zwölf – gerade einmal die Hälfte von Richemonts Bewertung. Dabei hat die Swatch Group zumindest eine Stärke: Das Unternehmen kann eine stabile Gewinnspanne von ungefähr zehn Prozent vorweisen. Netto hat es zwei Milliarden Schweizer Franken auf der hohen Kante. Trotzdem wird die Aktie gemieden. Hayek sieht das gelassen und pointierte kürzlich: „Wer als Investor frustriert ist, kann woanders hingehen.“
Mehr über die wichtigste Uhrenmesse der Welt, die Bedeutung der Nahostkonflikte für die Börse und den Besuch des Bundeskanzlers in China hören Sie in der neuen Ausgabe unseres Podcasts „Leben mit Aktien“.