MunichRe-Vorstand MunichRe sieht deutsche Wirtschaft „nahe der Talsohle“

Nick Gartside kam 2019 von J.P. Morgan Asset Management in London als CIO zu MunichRe. Quelle: imago images

Der Chef-Kapitalanleger des weltgrößten Rückversicherers MunichRe, Nick Gartside, hält die schlechte Stimmung in Deutschland für weit übertrieben. Schon in einem Jahr rechnet er mit einer deutlichen Verbesserung.

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Der Rückversicherer MunichRe hält den derzeitigen Pessimismus für den Standort Deutschland für deutlich übertrieben. „Ich sähe Deutschland als Contrarian – also als antizyklisches Investment -, mit einem gewissen Optimismus“, sagte Nicholas Gartside, Kapitalanlagechef und Vorstand von MunichRe, beim Neujahrsempfang des Konzerns in München. „Deutschland wird im Vergleich zu Europa unterbewertet.“ Der weltgrößte Rückversicherungskonzern zählt mit Investments in Höhe von über 228 Milliarden Euro zu den großen Kapitalanlegern in Deutschland.

Gartside begründete seine konträre Einschätzung damit, dass Deutschland im Konjunkturzyklus „nahe der Talsohle“ sei. „In einem Jahr oder so werden wir in Deutschland eine viel optimistischere Situation vorfinden“, sagt er. Das Land habe de facto Vollbeschäftigung und müsse Arbeitskräfte im Ausland rekrutieren. Deutschland werde hierfür Wege finden, das Land sei ein „fabelhafter Ort zum Arbeiten“, sagte der Brite. Die Inflation sei auf dem Rückzug, damit würden die Menschen auch wieder mehr ausgeben, auch wenn sie keine so großen Lohn- und Gehaltssteigerungen hatten.

Industrie als große Stärke

Gartside kam 2019 von J.P. Morgan Asset Management in London zu MunichRe. Bei der Vermögensverwaltungssparte der US-Großbank verantwortete er festverzinsliche Anlagen, Währungen und Rohstoffe.

Der MunichRe-Vorstand betrachtet die Industrie weiterhin als große Stärke, auch die unter Transformationsschmerzen leidende Autoindustrie. „Ich wäre sehr überrascht, wenn sich die deutsche Industrie nicht neu konfigurieren und neue Chancen auftun könnte.“ Mit im internationalen Vergleich niedrigen Schulden sei das Land zudem in einer wesentlich besseren ökonomischen Situation als andere. „Der Startpunkt ist besser als für andere europäische Länder.“ Trotz der Schuldenbremse werde Deutschland Wege finden, in Infrastruktur wie Brücken zu investieren.

Viel versprechende Aussichten – auch für MunichRe

MunichRe-Vorstandschef Joachim Wenning bekräftigte, dass der Konzern den Gewinn nach Steuern im laufenden Jahr auf fünf Milliarden Euro erhöhen wolle. „Die Aussichten sind insgesamt sehr vielversprechend.“ Im wichtigsten Geschäft, der Schadensparte, hat MunichRe nach eigenen Angaben Rückenwind. Die Münchner können dort seit Jahren die Preise für Rückversicherungsschutz erhöhen, ohne dass die Erstversicherer und Makler dagegen rebellieren. Man habe das Angebot zuletzt eher ausgeweitet.

Der Rückversicherungskonzern hat sich in den vergangenen Jahren unter Wenning mit steten Gewinnsteigerungen zum Liebling der Börse gemausert. Binnen fünf Jahren hat sich der Aktienkurs des Unternehmens auf 388 Euro verdoppelt, während etwa das Papier des größten Rivalen Swiss Re aus der Schweiz nur um gut ein Viertel zulegte. Der DAX-Konzern legt seine Jahreszahlen am 27. Februar vor.

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Wenning deutete in dem Pressegespräch an, dass das Unternehmen die im Dezember auf 4,5 Milliarden Euro aufgestockte Gewinnerwartung für das vergangene Jahr erreicht habe: „Es war ein sehr gutes Jahr“, sagte er mit Verweis auf die erhöhte Prognose. Dies habe MunichRe trotz durchschnittlicher Naturkatastrophen-Schäden, schwankender Kapitalmärkte, der Inflation und steigender Zinsen geschafft.

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