Der Fachkräftemangel ist kein typisch deutsches Problem. Das sieht man zum Beispiel, wenn man sich die Entwicklung des globalen Gesundheitsmarkts anschaut. Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass im Jahr 2030 weltweit rund zehn Millionen Gesundheitsfachkräfte fehlen werden.
Die Flure in den Krankenhäusern könnten sich also in den kommenden Jahren leeren und die eine oder andere Arztpraxis geschlossen werden. Doch wovor die einen warnen, sehen andere eine große Chance. Neue Technologien, die Automatisierung und die Künstliche Intelligenz (KI) werden sukzessive mehr Einzug in die Medizin erhalten. Arbeitsschritte, die heute noch von Menschen erledigt werden, dürften in einigen Jahren – zumindest teilweise – von Robotern übernommen werden. Denkbar ist auch, dass ganze Arbeitsprozesse nur noch von sehr wenigen Spezialisten ausgeführt werden und der Rest automatisiert ist.
Ein gutes Beispiel dafür ist etwa der Einzug der KI in die Diagnostik. Gefüttert mit unzähligen Daten von gesunden und kranken Menschen aus der Magnetresonanztomographie sind die ersten KI-basierten Systeme in der Lage, eigenständig Krankheiten wie Multiple Sklerose und verschiedene Formen von Tumoren zu erkennen. Die Revolution durch die Künstliche Intelligenz ist im Gesundheitswesen also schon keine Zukunftsmusik mehr – und sie schreitet weiter voran. Das dürfte so weit gehen, dass bestimmte Operationen von einem Roboter statt von einem Chirurgen ausgeführt werden können. Die OP-Roboter sind schon heute im Einsatz, dienen aber meist nur als Unterstützung des Arztes. In Zukunft werden sie eigenständig arbeiten.
Vielseitige Branche mit stetigem Wachstum
Doch KI und OP-Roboter sind nur zwei Beispiele einer sehr breit aufgestellten Branche, der Medizintechnik. Und während beide eine hohe Aufmerksamkeit genießen, sind große Teile der Medizintechnik eher unspektakulär, dennoch aber wichtig und für die alltägliche Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung und Linderung von Krankheiten unverzichtbar.
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Implantate, Produkte zur Injektion, Infusion, Transfusion und Dialyse, humanmedizinische Instrumente, Katheter, Herzschrittmacher, Dentalprodukte, Verbandstoffe, Sehhilfen, Röntgengeräte und Labordiagnostika – kaum eine andere Branche stellt so viele und unterschiedliche Produkte wie die Medizintechnik her und bedient sich dabei auch den Erkenntnissen anderer Industriezweige.
Das macht es schwer, die Medizintechnikbranche als Ganzes zu betrachten, sie sauber von anderen Branchen zu trennen. Nicht wenige Hersteller von Medizintechnikprodukten stellen auch andere Güter her, die Medizintechnik macht nur einen Teilbereich ihrer Tätigkeit aus.
Weltweit dürften im laufenden Jahr allein für medizinische Geräte über 530 Milliarden US-Dollar umgesetzt werden. Bis 2030 könnte der Umsatz auf 800 Milliarden Dollar steigen. Größter Markt dabei sind die USA, in denen im laufenden Jahr rund 185 Milliarden Dollar mit Medizintechnikprodukten umgesetzt werden könnten. In Deutschland erzielte die Branche im zurückliegenden Jahr einen Umsatz von über 38 Milliarden Euro, was einem Plus von rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Potenzial nutzen, auch an der Börse
Trotz der guten Zahlen herrscht dennoch nicht uneingeschränkte Euphorie. Insbesondere neue Zulassungsverordnungen von Medizintechnikprodukten in der Europäischen Union (EU) sorgen für Unmut. Sie dürften auch dafür gesorgt haben, dass insbesondere Produkte, die nur in kleiner Stückzahl hergestellt werden können, wie etwa Herzkatheter für Neugeborene, hierzulande vom Markt verschwunden sind. Zu groß der bürokratische Aufwand, zu langsam das Zertifizierungsverfahren in der EU.
Schneller schlau: Diese Bilanzbegriffe sollten Sie kennen
HGB steht für Handelsgesetzbuch. Nach dessen Vorschriften müssen Unternehmen in Deutschland ihren Jahresabschluss vorlegen. Der Abschluss nach HGB ist für die auszuschüttenden Dividenden und die Steuerrechnung maßgeblich.
Die internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS, nach denen große Kapitalgesellschaften ihre Konzernbilanz aufstellen müssen, orientieren sich eher an den amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften nach US-GAAP. Die internationalen Regeln machen Konzernabschlüsse grundsätzlich besser vergleichbar, folgen aber anderen Grundsätzen, zum Beispiel bei der Bewertung von Unternehmenskäufen oder anderen Vermögenswerten.
Leider werden die IFRS-Regeln deutlich häufiger vom International Accounting Standards Board (IASB) geändert, als dies bei den HGB-Vorschriften im deutschen Rechtssystem der Fall ist.
Die in eine Unternehmung eingebrachten (investierten), auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesenen Vermögenswerte, vor allem Grundstücke, Gebäude, Maschinen und maschinelle Anlagen, Beteiligungen, Vorräte, Forderungen etc. Grundsätzlich sind die Unternehmen verpflichtet, entgeltlich erworbene Vermögenswerte zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten zu aktivieren. Der Wertminderung unterliegende Vermögensteile müssen während ihrer Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Die Aktivseite informiert über die Mittelverwendung, also in welchen Werten das beschaffte Kapital investiert ist. Aus der Zusammensetzung der Aktivseite können – begrenzt – Schlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Unternehmung gezogen werden, bei Gegenüberstellung zur Passivseite gegebenenfalls auch auf die Zahlungsbereitschaft.
Die auf der rechten Seite der Bilanz stehenden Bilanzpositionen, im Wesentlichen Eigenkapital und Verbindlichkeiten. Die Passivseite der Bilanz zeigt die Quellen, aus denen ein Unternehmen finanziert wird.
Die Umsatzrendite beschreibt das Verhältnis von Gewinn und Umsatz eines Unternehmens. Sie beschreibt, welchen Teil des Umsatzes das Unternehmen als Gewinn verbuchen kann. Der Gewinn eines Unternehmens ist jedoch Schwankungen unterworfen (z.B. Branchenabhängigkeit, Produktabhängigkeit), die eine genaue Bestimmung der Rentabilität erschweren können. Die Umsatzrendite eignet sich vor allem für unternehmensinterne Vergleiche. Sie gibt Aufschluss darüber, welche Rendite die verschiedenen Geschäftsbereiche eines Konzerns erwirtschaftet haben.
Der Bestand an Kapital einer Unternehmung kann aus zwei Quellen zugeführt worden sein: Vermögen der Eigentümer durch: Einzahlung der Unternehmer, Einbehaltung angefallener Gewinne, also Selbstfinanzierung; Vermögen Dritter. Eigenkapital in weitester Deutung sind sämtliche den Gläubigern einer Unternehmung haftenden Mittel, also auch z.B. das Privatvermögen eines voll haftenden Gesellschafters. In engerer Fassung wird unter Eigenkapital das bilanzielle Eigenkapital verstanden, das als Residualgröße aus den übrigen Positionen der Bilanz ermittelt werden kann, wodurch sich die Abhängigkeit des Kapitalausweises von den Bewertungen der Bilanzposten erklärt. Rechnerisch ergibt sich seine Höhe aus der Gleichung: Eigenkapital = Vermögen (Aktivseite der Bilanz) – Schulden – Einlageneinbehaltene Gewinne – Entnahmen – eingetretene Verluste
Die Eigenkapitalquote beschreibt die Beziehung zwischen Eigen- und Gesamtkapital. Dazu wird das auf der Passiva-Seite einer Bilanz ausgewiesene Kapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt. Je mehr Eigenkapital ein Unternehmen zur Verfügung hat, desto besser ist in der Regel die Bonität eines Unternehmens, desto höher ist die finanzielle Stabilität und desto unabhängiger ist das Unternehmen von Fremdkapitalgebern. Da Eigenkapital jedoch teurer ist als Fremdkapital belastet eine hohe Eigenkapitalquote die Rendite auf das eingesetzte Kapital.
Als Dividende bezeichnet man den Anteil am Gewinn, der je Aktie vom Unternehmen ausgeschüttet wird. Die Hauptversammlung beschließt nach dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat über die Höhe. Die Dividende ist immer vom Bilanzgewinn abhängig und kann daher schwanken oder auch ganz ausfallen, etwa wenn die Ertragslage schlecht ist. Sie kann sogar aus den Rücklagen finanziert werden, wenn die Unternehmensgewinne nicht ausreichen.
Die Equity-Methode kommt bei der Bilanzierung von Unternehmensbeteiligungen zum Einsatz, an denen der Konzern weniger als 50 Prozent der Anteile hält. Dabei wird der Umfang der Beteiligung am Eigenkapital der Beteiligungsgesellschaft als Grundlage genommen, um den bilanziellen Anteil an Vermögenswerten in der Konzernbilanz abzubilden. Die wesentliche Größe ist dabei der anteilige Anspruch auf den Gewinn, der dem Konzern aus der Beteiligung zusteht. 100-prozentige Tochterunternehmen sind in einer Konzernbilanz hingegen unsichtbar, weil sie in den regulären Bilanzposten enthalten sind.
Während nach HGB in vielen Fällen die Anschaffungskosten von Finanz- und Sachanlagen in die Bilanz einflossen, fordert die Bilanzierung nach IFRS vorrangig eine Bewertung, die sich an den Marktpreisen orientiert. Existiert für diese Vermögenswerte kein Markt, wird der Bar- oder Zeitwert einer Vermögensposition durch die abgezinsten, monetären Vorteile, die dem Konzern bis weit in die Zukunft daraus erwachsen, durch finanzmathematische Verfahren und aufgrund von Schätzungen im Finanzplan ermittelt. Diese Bewertung nach Fair Value soll ein realistischeres Bild von Vermögenswerten liefern, als die puren Anschaffungspreise.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Latente Steuern sind noch nicht entstandene Steuervor- und nachteile. Zumeist sind sie in nennenswerter Höhe unter den Aktiva einer Bilanz zu finden. Dabei handelt es sich überwiegend um sogenannte Verlustvorträge, die einer Steuerersparnis entsprechen. Macht ein Unternehmen Verlust, erwartet aber in Zukunft wieder Gewinne, können die bereits entstandenen Verluste die Steuerlast in den kommenden Jahren mindern. Die dann zu erwartende Steuerersparnis können Konzerne laut IFRS als Vermögenswert in der Bilanz ansetzen. Diese verbessern das Konzernergebnis, obwohl sie davon abhängen, dass ein Unternehmen den Weg in geplantem Umfang zurück in die Gewinnzone schafft. Passive latente Steuern sind entsprechend Steuerschulden, die erst in der Zukunft entstehen. Macht ein Konzern Verlust, bilanziert aber keine aktiven latenten Steuern, bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Wirtschaftsprüfer nicht an einen Rückkehr in die Gewinnzone glaubt.
Im Zuge einer Unternehmenssanierung trennen sich Konzerne oftmals von ganzen Geschäftsbereichen. Um dem Leser einer Bilanz möglichst große Transparenz zu bieten, werden zum Verkauf stehende Geschäftsbereiche gesondert in der Bilanz aufgeführt. Damit wird die Bilanz um Unternehmensteile bereinigt, die in Zukunft wegfallen sollen. Gelingt der Verkauf jedoch nicht, kann das aber auch revidiert werden. Dann fließen die Bilanzgrößen der nicht fortgeführten Geschäftsbereiche zurück in die Bilanz.
Kapital- und Gewinnrücklage unterscheiden sich in der Art ihrer Entstehung. Die Gewinnrücklage speist sich aus den Jahresüberschüssen der Vorjahre und sind quasi das Sparschwein eines Unternehmens. Die Kapitalrücklage hingegen speist sich aus Einzahlungen der Gesellschafter. Insbesondere für Mittelständler sind Kapitalrücklagen ein Steuersparmodell für die Eigentümer. Wie eine Schenkung an das Unternehmen lassen sich Gelder in der Bilanz parken, auf Beschluss der Eigentümer und er Geschäftsführung jedoch auch wieder auflösen. Aktienrückkäufe, wie sie zur Kurspflege derzeit bei vielen Börsenunternehmen beliebt sind, speisen sich zumeist aus Gewinn- und Kapitalrücklagen. Werden sie aus dem Handel genommen, senken sie in Höhe ihres Nominalwertes das gezeichnete Kapital, dass unter den Passiva zum Eigenkapital des Konzerns zählt.
Hinter den sperrigen Begriffen verbirgt sich nichts anderes, als das flüssige Geld in der Unternehmenskasse. Hierzu zählen insbesondere die jederzeit verfügbaren liquiden Mittel auf Firmenkonten, aber auch andere Zahlungsmittel breiter Akzeptanz, zum Beispiel Goldmünzen, oder Wertpapiere.
Dass die Branche im laufenden Jahr dennoch mit steigenden Umsatzzahlen rechnet, ist wohl am ehesten mit dem boomenden Auslandsgeschäft der heimischen Unternehmen zu erklären. Gut zwei Drittel ihres Umsatzes erwirtschaften die deutschen Medizintechnikunternehmen im Ausland. Dort sind die langfristigen Wachstumsperspektiven intakt. Allein die Tatsache, dass immer mehr Menschen immer älter werden, dass in vielen Industrienationen die Überalterung der Gesellschaft zunimmt, der in vielen Schwellenstaaten zunehmende Wohlstand auch mit einer besseren medizinischen Versorgung einhergeht oder dass neue Technologien wie die KI weitere Entwicklungsschritte eröffnet – all das sorgt dafür, dass die Medizintechnikbranche wächst und die betreffenden Unternehmen auch an der Börse langfristig gutes Potenzial aufweisen.
An diesem Potenzial können auch interessierte Anleger partizipieren, beispielsweise mit dem iShares US-Medical Devices ETF. Der passiv gemanagte Fonds bildet die Wertentwicklung eines Index nach, der sich aus US-Unternehmen zusammensetzt, die medizinische Geräte wie Magnetresonanz-Scanner, Prothesen, Herzschrittmacher, Röntgengeräte und andere medizinische Mehrwegprodukte herstellen und vertreiben. Die größten Positionen sind derzeit Thermo Fisher Scientific, ein Hersteller von Labortechnik, Abbott Laboratories, ein breit aufgestellter US-Konzern, der unter anderem Geräte zur Diabetesmessung entwickelt, und Medtronic, bekannt unter anderem für seine Herzschrittmacher und Herzklappen.
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