Kupfer ist das Gold des Technologiezeitalters. Ok, vielleicht eine etwas gewagte Aussage, das mag sein, aber falsch ist sie deswegen noch nicht. Schon vor 8000 Jahren haben Menschen Kupfer gewonnen und daraus Werkzeuge hergestellt. Werkzeuge aus Kupfer gibt es heute noch, sie rosten nicht und sind unverwüstlich; doch das Metall wird heutzutage vor allem in nahezu allen elektronischen Bauteilen verarbeitet.
Denn Kupfer leitet hervorragend Strom und Wärme und ist relativ leicht zu formen. Kupfer ist ein „Funktionswerkstoff“, sagen Experten. Damit sollen die positiven Eigenschaften in Bezug auf die mechanischen, magnetischen, akustischen, optischen und biologisch-chemischen Leistungsfähigkeiten des Metalls unterstrichen werden. Und die sind hervorragend, weswegen Kupfer auch als zentraler Baustein der Energiewende gilt.
Kupfer findet sich nicht nur in vielen Alltagsgegenständen wie Stromkabel, Handys oder Computer, sondern auch verstärkt in E-Autos. Sind in einem herkömmlichen Auto mit Benzinmotor rund 25 Kilogramm Kupfer verbaut, enthalten E-Autos im Schnitt über 70 Kilogramm. Das hat schlichtweg damit zu tun, dass E-Autos mehr Stromkabel enthalten.
Und das gilt für das gesamte Spektrum der Energiewende. Mit jedem Watt, das durch Sonnen- und Windkraft mehr erzeugt wird, steigt die Nachfrage nach Kupfer. Unter dem Strich, so etwa Schätzungen des Finanzdienstleisters S&P Global, könnte sich die jährliche Kupfernachfrage bis 2035 auf 50 Millionen Tonnen vom heutigen Niveau aus betrachtet verdoppeln. Hauptreiber dabei: die Energiewende.
Es droht ein Defizit
Auch wenn es aktuell an Kupfer nicht fehlt – zurzeit werden jährlich weltweit über 20 Millionen Tonnen Kupfer aus Minen gefördert und zusätzlich einige Millionen Tonnen aus Altkupfer recycelt – in einigen Jahren könnte das anders aussehen. Es droht ein anhaltendes Defizit, das nur durch die Erschließung neuer Kupfervorkommen verhindert werden kann. Das wäre möglich, ist Kupfer doch durchaus reichlich in der Natur vorhanden. Aber: In der praktischen Umsetzung ist das nicht so leicht zu realisieren. Eine Mine einzurichten und alle Genehmigungen dafür zu bekommen, ist schwierig, zeitaufwendig und teuer. Zahlreiche Auflagen zum Schutz der Umwelt und das Anliegen der Anwohner müssen berücksichtigt werden. Und das ist auch richtig so, denn jede Mine bedeutet einen schweren Eingriff in die Natur. Und so kommt es, dass immer weniger neue Kupferminen an den Start gehen. Waren es 2015 noch zwölf neue Minen, sind es in den zurückliegenden vier Jahren zusammen nur noch 15 gewesen – pro Jahr also rund vier neue Minen, was im Vergleich zu 2015 einer Drittelung entspricht.
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Und eine Trendwende kündigt sich erst langsam an, zu langsam. Stellt man in Rechnung, dass die Inbetriebnahme einer neuen Kupfermine laut Angaben der Internationalen Energieagentur im Durchschnitt 16 Jahre dauert, wird das Problem deutlich. Eine schnell steigende Kupfernachfrage trifft auf ein nur langsam steigendes Angebot. So rechnet der Interessensverband International Copper Study Group bereits im laufenden Jahr mit einem Angebotsdefizit von 114.000 Tonnen.
Nach oben, doch wie weit?
Auch an den Rohstoffmärkten hat man das Potenzial von Kupfer erkannt. Kostete eine Tonne im Jahr 2020 zwischen 5000 und 7000 US-Dollar, sind es aktuell über 8000 Dollar. Wie weit der Kupferpreis langfristig steigen könnte, ist schwierig zu prognostizieren, wird die Preisbildung doch von einer Menge Faktoren bestimmt. Von moderaten Preispotenzial über die kommenden Jahre bis hin zu extremen Kurssprüngen, für jedes Szenario findet man Befürworter. Vorsichtigere Prognosen weisen unter anderem auf die Preisrisiken hin, die auch bei Kupfer vorhanden sind. Eine schwache Weltkonjunktur, neue Minentechnologien, die den Abbau von Kupfer verbilligen könnten, alternative Rohstoffe – all das sind Faktoren, die das Preispotenzial bei Kupfer zumindest schmälern könnten. Doch dass es grundsätzlich nach oben geht, daran besteht kaum ein Zweifel.
Doch wie kann man als Anleger vom Kupfertrend profitieren? Sich eine Tonne Kupfer in die Wohnung stellen? Möglich, aber doch eher unpraktisch. Im Grunde genommen gibt es zwei Wege, sich an Kupfer zu beteiligen: Entweder über den Kauf von Aktien von Minenunternehmen, oder durch den Erwerb von Produkten, die sich auf den Kupferpreis beziehen. Beide Wege haben ihre Chancen und Risiken. Beim Kauf von Aktien etwa fließt neben den Risiken, die den Rohstoff Kupfer betreffen, auch das spezielle spezifische Unternehmensrisiko mit ein.
Managementfehler, Unfälle mit gravierenden Schadensersatzzahlungen und dergleichen – das Minengeschäft ist gefährlich und wird vom Aktionär mitgetragen. Wer es dennoch wagen möchte, kann zur Risikominimierung auf ETFs zurückgreifen, etwa auf den Global X Copper Miners, der die Wertentwicklung von ausgesuchten Kupferminenunternehmen widerspiegelt.
Für Anleger, die ohne „Umweg“ auf den Kupferpreis setzen wollen, bieten sich sogenannte ETCs an, also Exchange Traded Commodities. Kupfer-ETCs gibt es von verschiedenen Emittenten. Sie bilden die Wertentwicklung des Rohstoffs abzüglich bestimmter Gebühren ab. ETCs weisen keine Laufzeitbegrenzung auf. Da sie rechtlich gesehen Schuldverschreibungen sind, kann es im Insolvenzfall des Emittenten zum Verlust des Kapitaleinsatzes kommen. Zudem besteht natürlich auch immer ein Währungsrisiko, denn Kupfer wird an den Börsen in der Regel in US-Dollar gehandelt.
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