Der Termin steht auf jeden Fall schon mal fest – es ist traditionell der Dienstag nach dem ersten Montag im November. Seit 1845 ist das so. Damals hat der US-Kongress den Tag für die Wahl des US-Präsidenten quasi für alle Ewigkeit festgeschrieben. Und so ist heute schon klar: Am 5. November 2024 finden die nächsten US-Präsidentschaftswahlen statt. Komme was wolle.
Klar ist auch, die Wahlen werden sich auf die Börse auswirken. Das zeigt allein ein Blick in die Vergangenheit: Seit 1950 zum Beispiel hat der S&P-500-Index in Wahljahren im Schnitt um rund 7 Prozent zugelegt. Nicht schlecht. Damit liegen sie noch vor den Jahren, in denen die sogenannten Mid-Term-Wahlen abgehalten werden, die Zwischenwahlen. Sie finden um jeweils zwei Jahre zeitversetzt statt. In denen legte der S&P 500 seit 1950 im Schnitt nur um knapp 6 Prozent zu.
Bei den Zwischenwahlen, das zur Erklärung, wird über die Zusammensetzung des US-Kongresses entschieden. Diese Wahlen werden oft als Stimmungsbild zur Zufriedenheit der Politik des jeweils amtierenden Präsidenten gewertet. Und die scheint, geht es nach der Performance des S&P 500, stets eher verhalten auszufallen – ganz gleich, wer da gerade im Weißen Haus das Zepter in der Hand hält.
Inflation und Zinsen sind entscheidender
Allerdings schneiden die Jahre, in denen der Präsident gewählt wird, nicht am besten ab. Es gibt bessere Börsenjahre, nämlich jene, in denen gar nicht gewählt wird. Immerhin liegen diese mit einem durchschnittlichen Plus beim S&P-500-Index von etwa 12,5 Prozent seit 1950 deutlich vor den Wahljahren. Das zeigt: Wahljahre, ob zum Präsidenten oder zum Kongress, sind tendenziell eher unsichere Jahre, was die Börse nicht mag. Da wird von den Akteuren viel versprochen, wenig gehalten, und noch mehr übers Knie gebrochen – alles nur, um die Wähler zu beeindrucken. Darunter leiden Aktien, weil Aktionäre gerne Planungssicherheit haben und sich nur ungerne veräppeln lassen.
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Diese Beobachtung deckt sich mit dem sogenannten Präsidentschaftswahlzyklus. Er hält fest, in welchem Jahr einer Regierungszeit die Börse am besten abschneidet – und das ist, parteiübergreifend, das dritte Jahr einer „Regentschaft“. Warum ausgerechnet jeweils das dritte Jahr? Wahrscheinlich liegt es eben genau daran, dass die Zeiten politisch gesehen relativ stabil sind. Die Zwischenwahlen sind dann vorbei, die Präsidentschaftswahlen dauern noch. In diesen Jahren kann die Börse entspannen und sich dem eigentlich Wichtigen widmen, den ökonomischen und unternehmerischen Fundamentaldaten.
Ohnehin stellt sich die Frage, wie tiefgreifend das Wahlgeschehen für die Börse eigentlich ist, und ob nicht andere Faktoren wie etwa die Inflation eine deutlich wichtigere Rolle spielen. Schon in früheren Zeiten hieß es ja an der Börse: „Der Aktionär muss nur zwei Dinge fürchten, den Sozialismus und die Inflation“. Während der Sozialismus sich selbst erst einmal ad acta gelegt hat, ist die Inflation immer noch eine real existierende Bedrohung für den Aktienmarkt. Das ist schnell erklärt. Die Notenbanken heben zur Inflationsbekämpfung den Kurzfristzins an, der den Langfristzins nach oben treibt. Ein höherer Langfristzins senkt aber die Attraktivität aller Anlagegüter, und dazu gehören eben auch Aktien. Steigen die Zinsen, schmälert das nämlich auch den Ertrag eines Unternehmens. Da der Wert einer Aktie theoretisch der Summe aller anteiligen zukünftigen abgezinsten Unternehmensgewinne entspricht, reduziert sich bei einem höheren Zins das Bewertungsniveau der Wertpapiere.
Dabei, aber defensiv
Daraus folgt: Die Entwicklung von Inflation und der Zinsen dürfte von größerer Bedeutung für die Aktienperformance im kommenden Jahr sein als die Wahlen am 5. November. Die sind zwar nicht unbedeutend, wie die Statistik zeigt, aber auch nicht überzubewerten.
Was bedeutet das für Anleger? Grundsätzlich sollten Börsianer 2024 defensiv angehen, dem Markt aber keineswegs den Rücken kehren. Die Grundvoraussetzungen für ein gutes Aktienjahr sind gegeben – die Inflationszahlen entwickeln sich rückläufig. Weitere Zinsanhebungen sind erst einmal vom Tisch, auch wenn sie nicht völlig ausgeschlossen werden können. Allerdings: Sollte sich die US-Notenbank zu einer Zinssenkung im Jahr 2024 äußern, ja dann ist möglicherweise kein Halten mehr, denn wenn die Unternehmensergebnisse gut sind und dann der Zins sinkt, ist die Grundlage für den nächsten Aufwärtstrend gelegt.
Doch was heißt defensiv? Defensiv meint Investments in Branchen, die von der Konjunktur relativ unabhängig sind. Das ist sicherlich im Pharmabereich so, aber auch bei Nahrungsmittel und Versorger. Diese Branchen bieten zudem Zusatzfantasien. Im Pharmasektor zum Beispiel spielen neue Technologien wie mRNA eine zunehmende Bedeutung bei der Entwicklung von Medikamenten. Lebensmittelhersteller bauen ihr Sortiment mehr in Richtung Gesundheit um und Versorger, nun, das wissen Sie auch, setzen auf erneuerbare Energien. Mit solchen Investments können Anleger dem anstehenden Wahlkampf in den USA entspannt entgegensehen.
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