Wer sich mit der Börse beschäftigt, wird irgendwann dem Namen James „Jim“ Simons begegnen. Der heute 85-jährige Mathematiker und Milliardär gründete 1982 das Hedgefondshaus Renaissance Technologies. Er verwaltet dort den Medallion Fund. Der wird von Privatanlegern regelmäßig als „bester Fonds aller Zeiten“ bejubelt. Simons selbst wird genauso hymnisch gefeiert. In der Tat lieferte der Medallion von 1988 bis 2022 nach Medienangaben eine sagenhafte Durchschnittsrendite von 61 Prozent pro Jahr – vor Abzug (exorbitanter) Gebühren. Nach Kosten blieben immerhin 36 Prozent jährlich. Muss man Simons dafür beklatschen?
Nein. Dafür gibt es viele Gründe. Ich beschränke mich hier auf die drei wichtigsten. Erstens: Im Hause Renaissance existieren aktuell noch über 15 weitere Fonds. Deren langfristige Renditen kennen wir zwar nicht, was bei Hedgefonds nicht ungewöhnlich ist. Wir wissen aber, dass sie alles andere als Starperformer sind. Folglich ist der Medallion nur der erfolgreichste unter 16 oder mehr Versuchen.
Zweitens: Wie ein chinesischer Finanzwissenschaftler aufzeigte, gibt es bei der offiziellen Rendite große finanzmathematische Fragezeichen. Demnach liegt die Rendite des Medallion eher bei 35 Prozent jährlich – vor Kosten.
Drittens ist der Medallion eher ein Unternehmen als ein Fonds. Er wurde vor 31 Jahren für neue Anleger geschlossen. Vergleicht man seine Rendite mit der Eigenkapitalrendite erfolgreicher Unternehmen, erscheint sie nicht mehr so atemberaubend. Weltweit produzierten in den letzten 50 Jahren wohl Tausende kleine und mittlere Unternehmen ähnlich hohe oder höhere durchschnittliche Eigenkapitalrenditen. Wenn Sie also das nächste Mal von der „unglaublichen Rendite“ des Medallion hören: Werden Sie nicht neidisch. Wahrscheinlich ist er längst nicht so gut wie gedacht.
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