Kaum ein anderes Investmentthema hat in der jüngeren Vergangenheit so viel Medienpräsenz bekommen wie die nachhaltige Geldanlage, im Finanzjargon auch als ESG-Investieren bezeichnet. (Die Abkürzung ESG steht für Environmental, Social, Governance.) Ob man mit ESG-Investments tatsächlich einen wirksamen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz leistet, ist zwar noch immer nicht abschließend geklärt. Doch um diese Frage geht es mir heute nicht. Sondern um die einfachere Frage, ob man eine nachhaltige Anlagestrategie besser mit ETFs oder besser mit aktiv verwalteten Fonds umsetzt. Auf diese Frage nämlich gibt es eine klare Antwort: ETFs sind für nachhaltiges Investieren besser geeignet als aktiv verwaltete Fonds.
Das hat zwei Hauptgründe. Der erste: Aus mittlerweile 60 Jahren empirischer Finanzmarktforschung wissen wir, dass Investieren mit breit gestreuten ETFs das aktive Investieren in Zeiträumen zwischen zwei und fünf Jahren in gut 80 Prozent aller Fälle schlägt. Verlängert man das Auswertungsintervall auf zehn Jahre oder mehr, nähert sich die Siegerquote der Indexfonds der 100-Prozent-Marke. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, dass ausgerechnet ESG-ETFs den aktiven Fonds unterlegen sein sollten.
Nachhaltigkeit klingt oft wolkig, hat aber, wenn man das Thema ernst nimmt, viel mit Faktenorientierung, Ehrlichkeit und Konsequenz zu tun. Das führt uns zu Grund Nummer zwei, warum ETFs zum nachhaltigen Anlegen besser geeignet sind: Die Nachhaltigkeitskriterien, die ihnen zugrunde liegen, sind so faktenorientiert, ehrlich und konsequent, wie es nur geht. Sie sind es deswegen, weil der Index, den der ETF abbildet, strikt regelbasiert zusammengesetzt wird – quantitativ, wie der Profi sagt. Man kann die Nachhaltigkeitsregeln im jedermann zugänglichen Factsheet des Index Wort für Wort nachlesen.
Aktives ESG-Investieren funktioniert anders. Hier bewegen wir uns in der Welt des Meinens, Wollens, Anstrebens und Glaubens. Die Regeln zum nachhaltigen Anlegen, die hier definiert und von den Fondsmanagern angewendet werden, sind subjektiver, lassen sich quasi jederzeit ändern, und wer ihre Einhaltung kontrolliert (oder bei Nichteinhaltung bestraft), das weiß der Himmel. Man denke nur an den Greenwashing-Skandal bei der größten deutschen Fondsgesellschaft DWS vor zwei Jahren. Mir tat die DWS damals ein bisschen leid, weil sie als einzige Fondsgesellschaft für Nachhaltigkeitstricksereien bestraft wurde, die bei anderen Fondshäusern, Banken und Vermögensverwaltern sehr wahrscheinlich auch stattfanden. Die wurden nur nicht erwischt. Mit Indexfonds ist diese Art der Manipulation sehr schwierig, praktisch ausgeschlossen. Deswegen gilt für mich: Wer es ernst meint mit der nachhaltigen Geldanlage, für den sind ETFs die bessere Wahl.
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