Trade Republic erhöht die Zinsen kräftig: Ab 1. Oktober verzinst das Fintech nicht-investierte Einlagen mit vier Prozent, wie es der WirtschaftsWoche kurz nach der jüngsten EZB-Leitzinserhöhung mitteilte. Das ist ein deutlicher Aufschlag aufs bisherige Zinsangebot. Aktuell erhalten Kunden zwei Prozent für Einlagen, die nicht in Kapitalmarktprodukte wie Aktien oder ETFs investiert sind.
Zum Jahresbeginn hatte Trade Republic den Tagesgeld-Markt mit seiner Zinsofferte aufgemischt. Mit den steigenden Zinsen hoben immer mehr Banken ihre Konditionen an und überboten damit den Neobroker. Nun aber hat der sich im Zinswettstreit wieder ganz nach vorne gekämpft. Nur die Bank11 und die Check24-Bank C24 zahlen ebenfalls vier Prozent – allerdings mit Einschränkungen. Dort gilt das Zinsniveau zeitlich befristet, bei der Bank 11 außerdem nur für Neukunden.
Bei Trade Republic hingegen gibt es die Verzinsung für alle Kunden, ganz ohne Aktionszeitraum. Die Zinsen können sich aber jederzeit ändern, beispielsweise wenn der allgemeine Marktzins sinkt. Bei der Anlagesumme sind Kunden allerdings eingeschränkt: Trade Republic verzinst nur Einlagen bis 50.000 Euro. Weil das Fintech keine eigene Vollbanklizenz hat, werden die Kundengelder auf Konten von Partnerbanken verwahrt. Trade Republic leitet die Zinsen an seine Nutzer weiter.
Außerdem richtet sich das Fintech mit einer weiteren Produkterweiterung an Zinsjäger: Ab sofort können Kunden dort 500 Anleihen von Staaten und Unternehmen handeln. „Besonders im aktuellen Umfeld sind Anleihen eine wichtige Anlageklasse, um langfristig von hohen Zinsen zu profitieren“, sagt Trade-Republic-Mitgründer Christian Hecker. Mit dem Ende der ultralockeren Geldpolitik zogen die Zinsen für neue Anleihen an. Mit Bonds können Anleger höhere Erträge erzielen als beim Tagesgeld, bei soliden Schuldnern auch hier mit sehr überschaubarem Risiko.
Anleihen sind ab einem Euro handelbar
Am Anleihemarkt haben es Anleger oft schwer. Viele Bonds sind erst ab einer Stückelung von 1000 Euro handelbar. Gerade viele Neobroker-Kunden, die oft noch am Anfang ihrer Börsenlaufbahn stehen, könnten sich also schon mit einer Anleihe ein Klumpenrisiko ins Depot holen. Bei Trade Republic sind die Eintrittshürden niedriger: Ab einem Euro können Anleger nun in Anleihen investieren. Beim Kauf und Verkauf der Anteile fällt je eine Fremdkostenpauschale von einem Euro an.
Mit 500 Anleihen ist das Angebot zwar deutlich kleiner als bei klassischen Onlinebrokern wie der Consorsbank. Dort stehen Anlegern etwa 14.000 Bonds zur Verfügung. Dennoch: Bislang waren Anleihen bei Trade Republic lediglich über ETFs handelbar. Damit können Anleger gebündelt in einen Korb aus verschiedenen Anleihen investiert, die gewisse Merkmale erfüllen.
Allerdings haben sie einige Schwachstellen, denn hier sind die Börsenkurse entscheidend – und die sind im vergangenen Jahr dramatisch abgestürzt. Auch Einzelanleihen werden an der Börse gehandelt und können Kursverlusten erleiden, wenn die Zinsen steigen und neu ausgegebene Bonds mit höheren Zinsen attraktiver werden.
Bei Einzelanleihen ist das aber weniger relevant: Wer sie bis zur Fälligkeit hält, bekommt am Ende den Nennbetrag zurück, solange der Emittent nicht pleitegegangen ist. Anders bei Anleihe-ETFs: Sie haben keine begrenzte Laufzeit, enthalten aber Zinspapiere mit einer bestimmten Restlaufzeit. Unterschreitet eine Anleihe diese, fällt sie aus dem Index raus – auch wenn der Kurs abgerauscht ist.
Lesen Sie auch: Das Geheimnis des langfristigen Aktiensparens