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Kapitalmärkte: Trotz neuer Allzeithochs investiert bleiben

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Maximilian Kunkel Chief Investment Officer, UBS Wealth Management Germany & Global Family Office Zur Kolumnen-Übersicht: Geldanlage global

Allzeithochs an den Börsen rufen oft die Sorge hervor, dass der Höhepunkt erreicht sein könnte. Gerade für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger sollte das kein Grund zum Aktienverkauf sein. Eine Kolumne.

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Es hat ungewöhnlich lange gedauert. Aber aufgrund der Rally bei Technologieunternehmen, des Optimismus über die Gesundheit der US-Wirtschaft und des Vertrauens in die anstehenden Zinssenkungen der US-Notenbank Fed in diesem Jahr hat der S&P 500 zuletzt ein neues Allzeithoch erklommen.

Allzeithochs rufen jedoch oft Bedenken hervor, dass die Märkte ihren Höhepunkt erreicht haben könnten. Anleger sind in der Folge mit neuen Zukäufen möglicherweise zurückhaltend und warten auf eine Korrektur, um sich im Markt zu engagieren. Solche Sorgen sind gerade bei langfristig orientierten Anlegern in der Regel jedoch nicht gerechtfertigt.

In den zwölf Monaten nach einem neuen Allzeithoch und darüber hinaus sind Renditen in der Regel positiv. In den letzten 60 Jahren lag der S&P 500 in den Ein-, Zwei- und Dreijahreszeiträumen danach im Durchschnitt knapp 12, 23 beziehungsweise 39 Prozent höher. Das ist den durchschnittlichen Renditen von 12, 25 und 38 Prozent von Niveaus unterhalb eines Allzeithochs über denselben Zeitraum sehr ähnlich.

Darüber hinaus kotiert der S&P 500 jeweils 60 Prozent der Zeit innerhalb von 5 Prozent eines Rekordhochs und nur in 12 Prozent der Fälle mehr als 20 Prozent unter seinem letzten Allzeithoch. Die Kosten für das Warten auf einen stärkeren Marktrückgang können somit ziemlich hoch sein.

Und auch wenn unter Umständen kurzfristig mit Turbulenzen zu rechnen ist (nach dem September ist der Februar historisch der zweitschlechteste Monat für den US-Aktienmarkt), glauben wir bei UBS Global Wealth Management, dass der Markt in den nächsten zwölf Monaten und darüber hinaus weiteres Potenzial hat. Diese Annahme stützen wir auf drei Punkte:

Bewertungen sind erhöht, aber angesichts des aktuellen Wirtschaftsumfelds angemessen

Der S&P 500 wird mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von über 19x auf Basis der erwarteten Gewinne bewertet. Dies ist im historischen Vergleich zwar erhöht, aber angesichts des anhaltenden Wirtschaftswachstums und der rückläufigen Inflation gerechtfertigt. Notierte der Misery Index (die Summe aus Arbeitslosenquote und Inflationsrate) unter 6,1 Prozent, lag das nachlaufende KGV seit 1960 stets bei bis zu 25x. Aktuell liegt es jedoch bei 21,5x und eine modifizierte Version des Misery Index (die sich auf die Arbeitslosenquote und die erwartete Inflation stützt) bei 5,9 Prozent. Zieht man einen Vergleich zu Januar 2022, als wir zuletzt ein Allzeithoch erreicht haben, ist das KGV für den Index fast zwei Punkte niedriger. Mehr als 75 Prozent der S&P 500-Unternehmen werden mit einem Abschlag auf das Niveau von Januar 2022 gehandelt.

Unternehmensgewinne erholen sich weiter

Aufgrund der hohen Gewichtung an technologiebezogenen Unternehmen und der Widerstandfähigkeit der US-Wirtschaft gegenüber Zinserhöhungen und geopolitischen Unsicherheiten war die Gewinnrezession in den USA nicht tiefgreifend und nur von kurzer Dauer (seit dem dritten Quartal wachsen die Gewinne wieder). Ich gehe weiterhin von einer starken Tech-Nachfrage vor allem im Bereich der künstlichen Intelligenz aus und die jüngsten Veröffentlichungen deuten auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft hin. Für 2024 erwarte ich ein Gewinnwachstum von acht Prozent für den S&P500. In der Vergangenheit trieb eine solche Wachstumsrate den Index höher. Ausgehend von Daten, die bis in die 1960er-Jahre zurückreichen, ist der S&P 500 in Jahren mit einem Gewinnwachstum von acht Prozent oder mehr im Durchschnitt um zehn Prozent gestiegen.

Die Inflation fällt weiter

Schließlich tendiert die Kerninflation stetig nach unten. Dies sollte es der Fed ermöglichen, die Zinsen zu senken, selbst wenn es nur darum geht, die Realzinsen konstant zu halten. Die annualisierte Sechs-Monats-Kernrate der privaten Konsumausgaben (PCE) liegt bereits unter der Zielgröße von zwei Prozent. Der Markt hat sich zuletzt zunehmend hinbewegt in Richtung unseres Basisszenarios, nämlich dass die erste Senkung im zweiten und nicht im ersten Quartal erfolgen wird. Aber letztendlich spielt es keine allzu große Rolle, ob es sich um März oder Mai handelt.

Zinssenkungen außerhalb einer Rezession sind unterstützend für Aktien. Im Laufe der letzten 50 Jahre ist der S&P 500 während rezessionsfreier Phasen tendenziell in den sechs Monaten vor der ersten Zinssenkung der Fed um acht Prozent und in den darauffolgenden zwölf Monaten um weitere 16 Prozent gestiegen. Allerdings könnte auf Indexebene bereits einiges davon eskomptiert sein.

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Innerhalb der Aktienmärkte macht es weiterhin Sinn, auf Qualität als Kernthema zu setzen. Unternehmen mit starken Bilanzen und hoher Rentabilität sollten am besten positioniert sein, um in einem Umfeld von niedrigerem Wirtschaftswachstum höhere Erträge zu erzielen. Dies beinhaltet auf Sektorebene Technologie-, aber auch Basiskonsumgüter- und Energietitel (die weiterhin eine probate Absicherung gegen geopolitische Risiken darstellen können). Zusätzlich sollten gerade im Zuge von Zinskürzungen und einer etwas schwächeren, aber immer noch soliden Wirtschaft auf breiter Ebene attraktiv bewertete kleinkapitalisierte Unternehmen in den USA und der Eurozone sowie Schwellenländeraktien einen Blick wert sein.

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