Er ist so groß wie ein Reisewecker, kommt mit seinem leuchtendroten quadratischen Gehäuse ziemlich retro daher und war auf der Tech-Messe Consumer Electronic Show in Las Vegas die große Sensation: ein persönlicher KI-Assistent für die Hosentasche, der seinen Nutzern per Sprachbefehl ein Taxi rufen, ein Hotelzimmer reservieren oder den nächsten Onlineeinkauf übernehmen kann. Rabbit R1 heißt das Gerät, das seinen Nutzern künftig jeden Griff zum Smartphone ersparen will. Es ist für günstige 200 Dollar zu haben. Und Microsoft-CEO Satya Nadella soll ihn schon mit dem iPhone verglichen und seine Entwicklung als ähnlich „wegweisend“ bezeichnet haben.
Große Erwartungen also – die Xiadong Bao allerdings nur eingeschränkt teilt. Der Fondsmanager bei Edmond de Rothschild in Paris beobachtet genau, was sich auf dem Feld der künstlichen Intelligenz (KI) gerade tut. Er ist auf Technologieaktien spezialisiert, und auch er attestiert Rabbit Potenzial, jedoch mit Tücken. Denn wer Rabbit R1 nutzt, muss dem Gerät Zugang zu allen Apps gewähren. Bao wittert Ärger: Das Unternehmen könnte deshalb Probleme mit dem europäischen Datenschutz bekommen und dann eine große Rechtsabteilung benötigen.
Derzeit nutzen Menschen KI vorwiegend, um sich zu informieren oder Texte zu schreiben. Dass KI künftig auch einkauft oder Bankgeschäfte erledigt, ist die nächste Stufe des Lebens im virtuellen Raum. Es sind auch diese Aussichten, die den Aktien der kalifornischen Techsuperstars Alphabet (Google), Amazon, Apple, Meta (Facebook), Microsoft und Nvidia ihren derzeitigen Höhenflug bescheren.
Schneller schlau: Diese Bilanzbegriffe sollten Sie kennen
HGB steht für Handelsgesetzbuch. Nach dessen Vorschriften müssen Unternehmen in Deutschland ihren Jahresabschluss vorlegen. Der Abschluss nach HGB ist für die auszuschüttenden Dividenden und die Steuerrechnung maßgeblich.
Die internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS, nach denen große Kapitalgesellschaften ihre Konzernbilanz aufstellen müssen, orientieren sich eher an den amerikanischen Rechnungslegungsvorschriften nach US-GAAP. Die internationalen Regeln machen Konzernabschlüsse grundsätzlich besser vergleichbar, folgen aber anderen Grundsätzen, zum Beispiel bei der Bewertung von Unternehmenskäufen oder anderen Vermögenswerten.
Leider werden die IFRS-Regeln deutlich häufiger vom International Accounting Standards Board (IASB) geändert, als dies bei den HGB-Vorschriften im deutschen Rechtssystem der Fall ist.
Die in eine Unternehmung eingebrachten (investierten), auf der Aktivseite der Bilanz ausgewiesenen Vermögenswerte, vor allem Grundstücke, Gebäude, Maschinen und maschinelle Anlagen, Beteiligungen, Vorräte, Forderungen etc. Grundsätzlich sind die Unternehmen verpflichtet, entgeltlich erworbene Vermögenswerte zu Anschaffungs- oder Herstellungskosten zu aktivieren. Der Wertminderung unterliegende Vermögensteile müssen während ihrer Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Die Aktivseite informiert über die Mittelverwendung, also in welchen Werten das beschaffte Kapital investiert ist. Aus der Zusammensetzung der Aktivseite können – begrenzt – Schlüsse auf die Leistungsfähigkeit der Unternehmung gezogen werden, bei Gegenüberstellung zur Passivseite gegebenenfalls auch auf die Zahlungsbereitschaft.
Die auf der rechten Seite der Bilanz stehenden Bilanzpositionen, im Wesentlichen Eigenkapital und Verbindlichkeiten. Die Passivseite der Bilanz zeigt die Quellen, aus denen ein Unternehmen finanziert wird.
Die Umsatzrendite beschreibt das Verhältnis von Gewinn und Umsatz eines Unternehmens. Sie beschreibt, welchen Teil des Umsatzes das Unternehmen als Gewinn verbuchen kann. Der Gewinn eines Unternehmens ist jedoch Schwankungen unterworfen (z.B. Branchenabhängigkeit, Produktabhängigkeit), die eine genaue Bestimmung der Rentabilität erschweren können. Die Umsatzrendite eignet sich vor allem für unternehmensinterne Vergleiche. Sie gibt Aufschluss darüber, welche Rendite die verschiedenen Geschäftsbereiche eines Konzerns erwirtschaftet haben.
Der Bestand an Kapital einer Unternehmung kann aus zwei Quellen zugeführt worden sein: Vermögen der Eigentümer durch: Einzahlung der Unternehmer, Einbehaltung angefallener Gewinne, also Selbstfinanzierung; Vermögen Dritter. Eigenkapital in weitester Deutung sind sämtliche den Gläubigern einer Unternehmung haftenden Mittel, also auch z.B. das Privatvermögen eines voll haftenden Gesellschafters. In engerer Fassung wird unter Eigenkapital das bilanzielle Eigenkapital verstanden, das als Residualgröße aus den übrigen Positionen der Bilanz ermittelt werden kann, wodurch sich die Abhängigkeit des Kapitalausweises von den Bewertungen der Bilanzposten erklärt. Rechnerisch ergibt sich seine Höhe aus der Gleichung: Eigenkapital = Vermögen (Aktivseite der Bilanz) – Schulden – Einlageneinbehaltene Gewinne – Entnahmen – eingetretene Verluste
Die Eigenkapitalquote beschreibt die Beziehung zwischen Eigen- und Gesamtkapital. Dazu wird das auf der Passiva-Seite einer Bilanz ausgewiesene Kapital ins Verhältnis zur Bilanzsumme gesetzt. Je mehr Eigenkapital ein Unternehmen zur Verfügung hat, desto besser ist in der Regel die Bonität eines Unternehmens, desto höher ist die finanzielle Stabilität und desto unabhängiger ist das Unternehmen von Fremdkapitalgebern. Da Eigenkapital jedoch teurer ist als Fremdkapital belastet eine hohe Eigenkapitalquote die Rendite auf das eingesetzte Kapital.
Als Dividende bezeichnet man den Anteil am Gewinn, der je Aktie vom Unternehmen ausgeschüttet wird. Die Hauptversammlung beschließt nach dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat über die Höhe. Die Dividende ist immer vom Bilanzgewinn abhängig und kann daher schwanken oder auch ganz ausfallen, etwa wenn die Ertragslage schlecht ist. Sie kann sogar aus den Rücklagen finanziert werden, wenn die Unternehmensgewinne nicht ausreichen.
Die Equity-Methode kommt bei der Bilanzierung von Unternehmensbeteiligungen zum Einsatz, an denen der Konzern weniger als 50 Prozent der Anteile hält. Dabei wird der Umfang der Beteiligung am Eigenkapital der Beteiligungsgesellschaft als Grundlage genommen, um den bilanziellen Anteil an Vermögenswerten in der Konzernbilanz abzubilden. Die wesentliche Größe ist dabei der anteilige Anspruch auf den Gewinn, der dem Konzern aus der Beteiligung zusteht. 100-prozentige Tochterunternehmen sind in einer Konzernbilanz hingegen unsichtbar, weil sie in den regulären Bilanzposten enthalten sind.
Während nach HGB in vielen Fällen die Anschaffungskosten von Finanz- und Sachanlagen in die Bilanz einflossen, fordert die Bilanzierung nach IFRS vorrangig eine Bewertung, die sich an den Marktpreisen orientiert. Existiert für diese Vermögenswerte kein Markt, wird der Bar- oder Zeitwert einer Vermögensposition durch die abgezinsten, monetären Vorteile, die dem Konzern bis weit in die Zukunft daraus erwachsen, durch finanzmathematische Verfahren und aufgrund von Schätzungen im Finanzplan ermittelt. Diese Bewertung nach Fair Value soll ein realistischeres Bild von Vermögenswerten liefern, als die puren Anschaffungspreise.
Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Latente Steuern sind noch nicht entstandene Steuervor- und nachteile. Zumeist sind sie in nennenswerter Höhe unter den Aktiva einer Bilanz zu finden. Dabei handelt es sich überwiegend um sogenannte Verlustvorträge, die einer Steuerersparnis entsprechen. Macht ein Unternehmen Verlust, erwartet aber in Zukunft wieder Gewinne, können die bereits entstandenen Verluste die Steuerlast in den kommenden Jahren mindern. Die dann zu erwartende Steuerersparnis können Konzerne laut IFRS als Vermögenswert in der Bilanz ansetzen. Diese verbessern das Konzernergebnis, obwohl sie davon abhängen, dass ein Unternehmen den Weg in geplantem Umfang zurück in die Gewinnzone schafft. Passive latente Steuern sind entsprechend Steuerschulden, die erst in der Zukunft entstehen. Macht ein Konzern Verlust, bilanziert aber keine aktiven latenten Steuern, bedeutet das im Umkehrschluss, dass der Wirtschaftsprüfer nicht an einen Rückkehr in die Gewinnzone glaubt.
Im Zuge einer Unternehmenssanierung trennen sich Konzerne oftmals von ganzen Geschäftsbereichen. Um dem Leser einer Bilanz möglichst große Transparenz zu bieten, werden zum Verkauf stehende Geschäftsbereiche gesondert in der Bilanz aufgeführt. Damit wird die Bilanz um Unternehmensteile bereinigt, die in Zukunft wegfallen sollen. Gelingt der Verkauf jedoch nicht, kann das aber auch revidiert werden. Dann fließen die Bilanzgrößen der nicht fortgeführten Geschäftsbereiche zurück in die Bilanz.
Kapital- und Gewinnrücklage unterscheiden sich in der Art ihrer Entstehung. Die Gewinnrücklage speist sich aus den Jahresüberschüssen der Vorjahre und sind quasi das Sparschwein eines Unternehmens. Die Kapitalrücklage hingegen speist sich aus Einzahlungen der Gesellschafter. Insbesondere für Mittelständler sind Kapitalrücklagen ein Steuersparmodell für die Eigentümer. Wie eine Schenkung an das Unternehmen lassen sich Gelder in der Bilanz parken, auf Beschluss der Eigentümer und er Geschäftsführung jedoch auch wieder auflösen. Aktienrückkäufe, wie sie zur Kurspflege derzeit bei vielen Börsenunternehmen beliebt sind, speisen sich zumeist aus Gewinn- und Kapitalrücklagen. Werden sie aus dem Handel genommen, senken sie in Höhe ihres Nominalwertes das gezeichnete Kapital, dass unter den Passiva zum Eigenkapital des Konzerns zählt.
Hinter den sperrigen Begriffen verbirgt sich nichts anderes, als das flüssige Geld in der Unternehmenskasse. Hierzu zählen insbesondere die jederzeit verfügbaren liquiden Mittel auf Firmenkonten, aber auch andere Zahlungsmittel breiter Akzeptanz, zum Beispiel Goldmünzen, oder Wertpapiere.
Die Riesen sind überall
Mit einem Börsenwert von mehr als 10.000 Milliarden Dollar dominieren diese Unternehmen auch die ETF- und Fondswelt. Nicht nur im populären US-Aktienindex S&P 500 stecken sie mit hohen 25 Prozent Gewicht, auch weltweit investierende Fonds kommen kaum an ihnen vorbei. Aber nach dem Hype ist die Fallhöhe enorm. Denn: Verkaufen Anleger nun ihre ETFs oder Fonds nach den zuletzt hohen Gewinnen und suchen sich auch Fondsmanager andere Ziele, könnten die Kurse der Riesen überproportional verlieren. Deshalb waren die Erwartungen und die Nervosität im Vorfeld der Ende Januar veröffentlichten Quartalszahlen so hoch.
Eine Woche zuvor wirkte Fondsmanager Bao noch entspannt. Beim alljährlichen Fondsprofessionell-Kongress in Mannheim präsentierte er seinen EdR Big Data-Fonds. Der Saal, in dem Bao redete, war mit rund 200 Zuhörern gut gefüllt. Sein Urteil zu den Techriesen hat Gewicht, immerhin 1,9 Milliarden Euro verwaltet der gebürtige Chinese in dem Fonds. Und das macht er ziemlich gut.
Bao verzichtet nicht komplett auf die berühmten Techkonzerne aus den USA. Die großen US-Werte hat er aber eher mit kleinen Anteilen im Depot. Damit ist er nicht von ihnen abhängig. Seine Strategie: Er sucht nach börsennotierten Datenanbietern und -nutzern, Unternehmen also, die Daten in Geld verwandeln.
Über das Ranking
Analysiert wurden 154 Aktienfonds und -ETFs, die sich auf Technologie spezialisiert haben. Sie müssen in Deutschland verkauft werden, wenigstens 20 Millionen Euro Volumen haben, mindestens drei Jahre alt sein und Privatanlegern mit kleineren Einstiegssummen angeboten werden. 120 Fonds erfüllen diese Kriterien. Der Vergleich der Fonds über die vergangenen drei Jahre von 2021 bis 2023 gibt Aufschluss darüber, welcher Fondsmanager oder ETF mit Aufschwung- und Abschwungphasen an der Börse am besten zurecht kam. Bei der Wertentwicklung sind jährliche Fondskosten bereits abgezogen.
Mit ihnen im Depot schneidet Bao mitunter nicht besser ab als die Indizes. Aber er hält den Fondskurs stabiler. Kommt es mal zu einem Crash, ist er damit schneller wieder im Plus. So schafft es Bao an die Spitze im WirtschaftsWoche-Ranking der besten Technologiefonds. Denn das Arnsberger Analysehaus MMD bewertet für das Ranking auch die von Fondsmanagern eingegangenen Risiken. Eine hohe Rendite allein reicht nicht. Die Sieger müssen sich in jedem Umfeld sicher bewegen:
Chiphersteller Nvidia ist als einziger der Techsuperstars unter den Top Ten in Baos Depot. Mit fünf Prozent Gewicht steht das US-Telekomunternehmen Verizon an der Spitze, gefolgt vom französischen Telekomriesen Orange und Akamai aus den USA, deren Software dazu dient, Onlineanwendungen zu beschleunigen.
Xiadong Bao
Fondsmanager, Paris
EdR Big Data
1. Platz Beste Technologiefonds
Wichtig im Depot:
Orange, Verizon Communications, Match Group(Tinder), Akamai, NetApp, Schlumberger, Axa, Singapore Telecom
Es sind also eher Titel, die keine Euphorie auslösen. Aber gut gelaufen sind. Im Bereich Datenanalyse und -management schaut Bao zum Beispiel auf Googles Werbesparte und den Cloud-Computing-Spezialisten Netapp. Unter den Datennutzern hat er den französischen Versicherer Axa auf der Liste. Der kann die Preise von Policen etwa an die Nutzung des Autos koppeln. Axa ist keine Aktie, die durch die Decke geht. Doch das Unternehmen ist innovativ.