Mit Marketingaktionen zum Internationalen Frauentag ist das so eine Sache. Die wenigsten davon sind gelungen, viele sind einfallslos (Blumen oder Schokolade), andere schlicht peinlich (Putzmittel-Rabatte gefällig?). Die Idee der Kryptobörse Binance dagegen fällt eher in die Kategorie Realsatire.
Mit einem Parfüm namens „Crypto“ will die weltgrößte Kryptobörse mehr weibliche Investorinnen gewinnen. Das entsprechende Werbevideo zeigt einen Binance-Stand in einem Einkaufszentrum, an dem Frauen eine Probe des Parfüms angeboten wird. Shopping und Parfüm – die zwei Dinge eben, die Frauen brennend interessieren, klar. Ach ja, und jetzt vielleicht noch Krypto. Bitter, dass die Kampagne laut Binance sogar von Marketingspezialistinnen umgesetzt wurde. Das ändert nichts daran, dass sie, Stand jetzt, einem strategischen Eigentor gleicht.
Der Kryptoduft soll nach Ozon, Salz und Moos riechen – immer noch besser als der wohl realistischere „Krypto-Geruch“ nach Männerschweiß, Energydrinks und schlecht gelüfteten Schlafzimmern. In den sozialen Medien machen sich Nutzer über die Aktion lustig („Imagine the smell“) und zerreißen die Kampagne als sexistisch. „Als Frau in der Kryptoindustrie ist das das Dümmste, was ich je gesehen habe“, schreibt eine Nutzerin auf X (ehemals Twitter). Ein anderer Nutzer weist zurecht darauf hin, dass Binance einfach mehr Frauen einstellen sollte, wenn sich die Kryptobörse mehr Frauen in der Krypto-Community wünscht.
Tatsächlich gilt für die Kryptowelt bisher: It's a men's world. Ein Blick auf die Kryptomilliardäre der Welt zeigt: alles Männer. Unter ihnen ist auch Changpeng Zhao, der Gründer und ehemalige CEO von Binance. Kryptofans sind, wie viele Studien zeigen, mehrheitlich männlich, technologieaffin, vermögend und risikobereit. Das dürfte erklären, warum Frauen, die tendenziell nachhaltigere und risikoärmere Anlagen bevorzugen, hier noch in der Minderheit sind.
Vielleicht haben Frauen aber auch weniger Lust auf Krypto, weil sie regelmäßig die Skandale der Branche in den Nachrichten mitbekommen: FTX-Gründer Sam Bankman-Fried sitzt im Knast; Binance musste zuletzt vier Milliarden Euro Strafe zahlen wegen der Veruntreuung von Geldern.
Aber zurück zum Weltfrauentag. Liebe Marketingspezialisten und -spezialistinnen da draußen: Spart euch die peinlichen und vermeintlich feministischen Werbeaktionen einfach! Nutzt das Budget lieber dafür, wirklich etwas zu verändern. Ihr wollt mehr weibliche Kundschaft? Dann seid doch erst einmal ein guter Arbeitgeber für die Frauen, die jetzt schon für euch arbeiten. Ob gleiche Bezahlung, Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, Förderung oder Quote: Es gäbe viele Stellschrauben, nicht nur in der Krypto- oder Finanzbranche. Parfüm ist keine davon.
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