Niedrige Zinsen Sparen für die Zukunft – aber wie?

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Immobilien sind besonders beliebt


Eine Absicherung für das Alter ist nicht nur die Altersvorsorge, auch andere Formen von Vermögen bringen Sicherheit im Alter. Wenn die Deutschen ein Vermögen aufbauen wollen, sind ihnen Sicherheit, Flexibilität und Verfügbarkeit am wichtigsten. Die Rendite ist nicht mehr so wichtig wie in den Vorjahren, hat die Umfrage für das Vermögensbarometer ergeben. Lebens- und Rentenversicherungen und vor allem der Bausparvertrag sind den Deutschen nicht mehr so wichtig wie beispielsweise selbst genutzte und vermietete Immobilien. Während 2007 noch mehr als 65 Prozent eine Lebensversicherung geeignet fanden, finden dies 2017 nur noch 24 Prozent. Das sogenannte Betongold ist da sehr viel beliebter: Mehr als die Hälfte findet selbst genutzte Immobilien geeignet – und viele Deutsche sind auch bereit, sich für den Erwerb zu verschulden.

Aber auch die Attraktivität von Immobilien als Geldanlage hat in den vergangenen Jahren abgenommen. Im Vergleich zu 2016 ist es aber nur ein Rückgang um ein paar Prozentpunkte. „In den Rückgängen dürften sich die gestiegenen Immobilienpreise widerspiegeln“, schreibt der DSGV. Auch Aktien, Investment- und Immobilienfonds sowie Edelmetalle sind beliebter für die Vermögensplanung geworden.

Der Bundesverband deutscher Banken hat dazu ebenfalls neue Erkenntnisse, weil er die durchschnittlichen Renditen verschiedener Geldanlagen verglichen hat. Die Zeiten, „in denen Verbraucher zufrieden auf die Zinsen des Sparbuchs blicken konnten“, seien schon lange vorbei, heißt es in einer Pressemitteilung des Bankenverbandes. Am meisten Rendite bringen Dividenden deutscher Standardaktien: im Durchschnitt 2,6 Prozent. Auch Unternehmensanleihen mit 1,6 Prozent Rendite schneiden noch vergleichsweise gut ab. Ganz unten der Grafik des Bankenverbandes sind Spareinlagen mit einer Verzinsung im Promillebereich.

Auffällig in der Studie des Sparkassen- und Giroverbands ist auch, dass es regionale Unterschiede gibt: Menschen in Hamburg sind finanziell zufriedener als Menschen in Brandenburg. 67 Prozent der Hamburger bewerten ihre finanzielle Situation als „sehr gut“, während das nur 48 Prozent in Brandenburg tun.

Generell sind viele Neue Bundesländer auf den hinteren Plätzen. DSGV-Pressesprecher Alexander von Schmettow sagt dazu: „In Ostdeutschland hat es durch die Teilung Deutschlands brutale Brüche gegeben. Das hat auch das Sicherheitsgefühl beeinflusst.“ In den Neuen Bundesländern gebe es nicht so viele familiengeführte Unternehmen wie beispielsweise in Baden-Württemberg und Bayern, wo manche Familienbetriebe in ihrer Branche Weltmarktführer seien. „Die Wirtschaftsstrukturen müssen im Osten erst wieder mühsam aufgebaut werden“, sagt von Schmettow.

Forderung nach mehr Gerechtigkeit

Die politischen Forderungen nach einer „deutlichen Anhebung der Einkommensgrenzen“ beispielsweise, die der DSGV aus dem Vermögensbarometer ableitet, hob Präsident Fahrenschon am Dienstag noch einmal besonders hervor. „Der Bund profitiert von der anhaltenden Niedrigzinspolitik und es wäre angemessen, einen Teil davon den niedrigeren Einkommensklassen zur Vermögensbildung zugutekommen zu lassen“, sagte Fahrenschon.

Soziale Gerechtigkeit war im Wahlkampf Dauerthema – vor allem für SPD und Linke. Nun sind diese Parteien aber nicht an der Jamaika-Regierung beteiligt, die sich momentan noch bilden muss. Deswegen betonte Fahrenschon einmal mehr: „Geringverdiener und junge Menschen sollten mehr staatliche Förderung und Anreize zum Vermögensaufbau erhalten. Das ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit.“

Aber die Forderungen richten sich nicht nur an die Politiker auf Bundesebene, sie richten sich auch an die EZB. Der Wunsch nach niedrigeren Zinsen ist nicht neu, aber er unterstreicht erneut die Dringlichkeit eines Politikwechsels.

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