Onlinebroker Flatex schafft kostenloses Depot ab

Kunden des Unternehmens Flatex müssen künftig eine jährliche Gebühr zahlen. Quelle: dpa

Gebührenhammer beim beliebten Onlinebroker Flatex: Das Unternehmen bietet künftig kein kostenloses Depot mehr an – und bittet Anleger zur Kasse. Hunderttausende Sparer sind betroffen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Schlechte Nachrichten für deutsche Anleger: Der populäre Onlinebroker Flatex schafft klammheimlich sein bislang kostenfreies Wertpapierdepot ab. Kunden des Unternehmens müssen ab dem 1. März 2020 eine jährliche Gebühr in Höhe von 0,1 Prozent des Depotvolumens zahlen. Das zeigt das am Freitagnachmittag aktualisierte Preis- und Leistungsverzeichnis von Flatex, auf das die WirtschaftsWoche auf einer Unterseite der Homepage gestoßen ist. Der Broker hat die neuen Kosten bisher nicht der breiten Öffentlichkeit kommuniziert.

Die neue 0,1-Prozent-Gebühr kann für Anleger teuer werden: Wer über sein Flatex-Depot im Mittel 100.000 Euro an der Börse investiert hat, zahlt künftig pro Jahr 100 Euro. Sparern mit einem Vermögen von 500.000 Euro entstehen gar Kosten von 500 Euro. Zusätzlich müssen Flatex-Kunden auf die Depotgebühr die Mehrwertsteuer zahlen. Die Flatex AG als Mutter des gleichnamigen Brokers hat circa 300.000 Kunden. Durch die neuen Kosten verliert das Unternehmen ein Merkmal, das es bislang von vielen Mitbewerbern unterschieden hat. Flatex verlangt bereits seit längerer Zeit Minuszinsen von 0,5 Prozent für das Geld, das Kunden auf dem Verrechnungskonto parken, das zum Depot gehört.

Auf Anfrage sagte ein Sprecher des Unternehmens am Sonntag, es handele sich um eine „strategische Entscheidung“, eine weitere Stellungnahme wollte er nicht abgeben. Der Schluss liegt nahe, dass Flatex mit der Gebühr auf die zuletzt durchwachsene Geschäftsentwicklung reagiert.

So sank das operative Ergebnis der Flatex AG laut Halbjahresbericht 2019 gegenüber demselben Zeitraum 2018 um mehr als sieben Prozent, der Halbjahresüberschuss brach gar um fast neun Prozent ein. Zudem hat der Aktienkurs der börsennotierten Flatex AG in den vergangenen anderthalb Jahren stark gelitten: Seit dem Frühjahr 2018 hat das Papier mehr als 30 Prozent an Wert verloren.

Der deutsche Markt ist für Anbieter wie Flatex und Konkurrenten wie die Comdirect und die ING schwierig: Gerade einmal 10,3 Millionen Deutsche besaßen 2018 Aktien oder Anteile an Fonds, die in Aktien investieren, wie Daten des Deutschen Aktieninstituts zeigen. Die Zahl ist damit wieder so hoch wie 2007, was belegt: Wertpapierhandel anzubieten ist in Deutschland kein allzu großes Wachstumsgeschäft. Flatex hatte erst kürzlich den niederländischen Broker Degiro übernommen, um zu wachsen.

Zusätzlich geraten Onlinebroker der ersten Generation wie Flatex derzeit durch Anbieter der zweiten Generation unter Druck, etwa durch Trade Republic und Justtrade. Diese jungen Unternehmen locken Kunden nicht nur mit einem gebührenfreien Depot, sondern werben auch mit einem fast oder gar gänzlich kostenlosen Wertpapierhandel.

Es ist deshalb erstaunlich, dass Flatex ausgerechnet in diesem Umfeld sein kostenloses Depot aufgibt, weil der Broker dadurch mit großer Sicherheit Kunden verlieren wird. Das Unternehmen setzt aber offenbar darauf, dass ein Großteil der Kunden zu träge ist, um den Anbieter zu wechseln – und Flatex die neuen Gebühren höhere Einnahmen bescheren als die Verluste, die abwandernde Kunden verursachen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%