US-Notenbank behält lockeren Kurs bei Jetzt schlägt die Stunde des Goldes

Quelle: REUTERS

Die US-Notenbank Fed hält die Zinsen unten und die Anleihekäufe oben – trotz hoher Inflationserwartungen. Die Realrenditen sind auf einem Rekordtief. Der Goldpreis hat daher Aufwärtspotenzial.

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Die US-Notenbank Fed hält an ihrem geldpolitischen Kurs fest. Die Zinsen bleiben, wie sie sind – in einem Band zwischen 0,0 und 0,25 Prozent. Auch die monatlichen Anleihekäufe im Volumen von 120 Milliarden Dollar, wovon 80 Milliarden Dollar auf US-Staatsanleihen entfallen und 40 Milliarden Dollar auf mit Hypotheken besicherte Anleihen (Mortage Backed Securities, MBS), gehen vorerst weiter.

Zwar ist die Inflation seit der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC) Mitte Juni weiter nach oben gegangen. Zuletzt lag die Teuerungsrate bei 5,4 Prozent. Die Mehrheit der FOMC-Mitglieder, einschließlich Fed-Chef Jerome Powell, geht aber nach wie vor davon aus, dass es sich um eine temporäre Entwicklung handelt infolge des Resets der Wirtschaft nach den Corona-Beschränkungen.

Das mag sein, der Beweis steht aber eben noch aus.

Powell ist noch nicht zufrieden mit der Entwicklung des Arbeitsmarktes. Erst wenn hier substanzielle Fortschritte zu erkennen seien, könne an ein Zurückfahren der Anleihekäufe gedacht werden. Das aber wird, wenn überhaupt, frühestens Ende des Jahres spruchreif, glauben die Volkswirte der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Die Börsen hatten von der gestrigen Sitzung genau das erwartet – und reagierten daher auch recht unaufgeregt. Der breite Aktienmarkt, gemessen am US-Aktienindex S&P 500 lief seitwärts, etwas besser hielten sich die zinssensibleren Wachstumsaktien. Der Nasdaq 100 legte leicht zu.

Erstaunlich ist trotzdem die Entwicklung der US-Renditen in den vergangenen Wochen. Anleger fragen sich schon länger, wann die Fed ein Signal gibt, den Fuß vom Gas zu nehmen. Trotzdem ist die Nominalrendite von US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Restlaufzeit von ihrem Jahreshoch bei 1,77 Prozent Ende März auf zuletzt 1,23 Prozent gefallen und liegt jetzt unter der charttechnisch bedeutenden 200-Tage-Linie. Das spricht eigentlich für im Trend weiter fallende Renditen. Die Realrendite, also die Nominalrendite abzüglich der aktuellen Inflationsrate, liegt damit aktuell bei minus 4,2 Prozent. Wer kauft US-Staatsanleihen?



Damit wären wir beim Gold. Negative Realrenditen sollten eigentlich die Nachfrage nach Gold beflügeln. Gold wirft zwar keine Zinsen ab, aber ein Barren verliert auch nicht pro Jahr gut vier Prozent an Gewicht. Der Unzenpreis aber notiert noch gut 13 Prozent unter seinem Rekordhoch. Warum das so ist?

Ein Erklärungsversuch: Womöglich sind Aktienhausse, Kryptomanie und der zuletzt festere Dollar dafür verantwortlich, dass Anleger ihr Interesse an Gold vorübergehend verloren haben.

Umgekehrt sollten dann aber eine Korrektur an den Börsen oder ein schwächerer Dollar das Interesse an dem sicheren Hafen wieder wecken. Der Dollar, gemessen am US-Dollarindex, der den Außenwert des Dollars gegenüber anderen wichtigen Reservewährungen misst, hatte seit Ende Mai zwischenzeitlich um gut vier Prozent zugelegt.

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„Der Schlüssel für höhere Goldpreise liegt eindeutig bei der Frage, wie lange der US-Dollar seine Stärke beibehalten kann“, sagt Carsten Fritsch, Goldmarktexperte von der Commerzbank. Der Dollar bleibt ein Wackelkandidat. Der jüngste Aufschwung gegenüber dem Euro verliert zusehends an Kraft. Und mit Blick auf die schwache Zahlungsbilanz der USA ist der Euro gegenüber dem Dollar gar unterbewertet.

Ein Absacker des Dollar wäre wohl der Startschuss für eine Aufholjagd des Goldpreises. Mit Blick auf die Realrenditen müsste Gold eigentlich schon über 2000 Dollar pro Unze notieren.

Mehr zum Thema: Vor 50 Jahren reagierten die USA auf die steigende Inflation mit staatlichen Lohn- und Preiskontrollen. Das sollte uns eine Warnung sein. Ein Gastbeitrag.

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