US-Staatsanleihen Der heiße Tipp vom Bond-King – und was passiert, wenn Anleger ihm folgen

Starinvestor Bill Gross empfiehlt den Kauf von kurzlaufenden US-Schatzpapieren. Deren Renditen sind zuletzt nach oben geschnellt, weil der US-Regierung ohne Anhebung der Schuldenobergrenze im Juni der Zahlungsausfall droht. Sollten Anleger einen Zock wagen?

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Die Dauertiefzinspolitik der großen westlichen Notenbanken und der Bank of Japan nach der Finanzkrise hat viele Sparer zermürbt – und weichgespült. In den Hintergrund geriet in den zinslosen Jahren die eigentliche Bedeutung des Zinses als Preis für das Leihen von Geld und als Maßstab für die Kreditwürdigkeit eines Schuldners. 

US-Finanzministerin Janet Yellen warnt davor, dass ihrer Regierung bereits am 1. Juni das Geld ausgehen könnte, sofern der US-Kongress die Schuldenobergrenze von aktuell 31.400 Milliarden Dollar nicht rechtzeitig anheben werde. Heute treffen sich US-Präsident Joe Biden und der Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, im Weißen Haus, um über das Thema zu reden. McCarthy, ein Republikaner aus Kalifornien, besteht auf Ausgabenkürzungen als Gegenleistung für die Anhebung der Schuldenobergrenze. Biden möchte, dass die Schuldenobergrenze ohne Bedingungen angehoben wird.

Der politische Zirkus in Washington und Yellens Warnung haben am Bondmarkt Wirkung gezeigt. Die Nervosität steigt. Die Renditen kurzlaufender US-Schatzwechsel mit Laufzeiten von weniger als einem Jahr, so genannte Treasury Bills, sind nach oben geschnellt, für Restlaufzeiten zwischen einem Monat und drei Monaten auf durchschnittlich 5,24 Prozent. US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit werfen dagegen nur 3,48 Prozent Rendite ab. Der Grund für die Renditedifferenz ist klar: Sollten die USA zahlungsunfähig werden, werden Papiere mit kürzeren Restlaufzeiten als Erstes nicht bedient, sprich: je kürzer die Restlaufzeit, desto höher das Risiko.

US-Starinvestor Bill Gross findet das Risiko vernachlässigbar und empfiehlt kurzlaufende US-Schuldtitel zum Kauf. Der Mitgründer des Vermögensverwalters Pimco steuerte über Jahre den zu seiner Zeit weltgrößten Anleihefonds Pimco Total Return. Seine Anlageerfolge brachten Gross den Spitznamen „Bond King“ ein. Gross, dessen Privatvermögen vom US-Magazin „Forbes“ auf 1,6 Milliarden Dollar taxiert wird, ist davon überzeugt, dass das Problem der Schuldenobergrenze gelöst wird. „Das ist lächerlich. Es wird immer gelöst, nicht dass es 100 Prozent sicher ist, aber ich denke, es wird gelöst“, sagte Gross im Interview mit Bloomberg Television.

Wiederholt sich die Geschichte und die Schuldenobergrenze wird auf dem letzten Meter doch wieder vom Kongress angehoben, dann wäre Gross Investmentidee tatsächlich sehr lukrativ, aber vor allem für Anleger, die in Dollar abrechnen. Anleger aus dem Euroraum müssen, wenn sie diesen Zock wagen wollen, neben dem Ausfallrisiko ein Währungsrisiko tragen.

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Wir haben nachgerechnet – ohne Obligo natürlich. Dazu brauchen wir zunächst eine passende Anleihe. Wir suchen an der Börse Stuttgart US-Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit bis maximal Ende des Jahres. Angezeigt werden 40 Papiere, die auch für Privatanleger handelbar sind. Die Mindeststückelung beträgt bei allen Papieren 100 Dollar. Wir wählen ein Papier mit 1,375 Prozent Kupon und Fälligkeit am 31. August 2023. Aufs Jahr hochgerechnet verspricht uns das 5,41 Prozent Rendite (ISIN: US9128282D10).

Wir zahlten für einen Nennwert von 10.000 Dollar aktuell 9891 Dollar. Dazu kämen noch Stückzinsen auf den Nominalbetrag von 0,271 Prozent, also 27,10 Dollar. Macht zusammen 9918,10 Dollar. Da wir Euroanleger sind, müssen wir zum aktuellen Wechselkurs von 1,09818 Dollar umrechnen und kämen auf 9031,40 Euro. Obendrauf Gebühren unseres Brokers Comdirect: 4,90 Euro Grundentgelt, 22,58 Euro Orderprovision (0,25 Prozent vom Ordervolumen), und weil wir an der Börse Stuttgart kaufen möchten, noch 2,50 Euro Börsenplatzentgelt. Unser Einstand in die Welt der Bond-Könige machte in Summe also 9061,38 Euro.

Jetzt müssten wir hoffen, dass die USA bis Ende August zahlungsfähig bleiben und der Dollar nicht abschmiert. Womit könnten wir also rechnen bei Fälligkeit? 

Wir erhielten 10.000 Dollar plus 137,50 Dollar aus dem Kupon, also 10.137,50 Dollar. Umgerechnet zum Dollarkurs von heute machte das 9231,18 Euro. Unter dem Strich verdient hätten wir in 114 Tagen 169,80 Euro. Das wäre ziemlich okay. Aber wann verlieren wir? Klar, wenn US-Finanzministerin Yellen kein Geld mehr hat. In diesem Fall kann uns auch der Dollar herzlich egal sein. Ansonsten machten wir Verluste, wenn der Dollar unter die Marke von 1,11876 Dollar pro Euro fällt. 

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Währungsgewinne würden wir natürlich gerne mitnehmen, aber Währungsprognosen auf kurze Distanz sind schwierig. Gut, sollte sich der Kongress auf der letzten Rille einigen, könnte der Dollar zumindest kurzfristig profitieren. Wir lassen es trotzdem und eröffnen ein Tagesgeldkonto. Da gibt es für Neukunden über sechs Monate drei Prozent – garantiert und ohne Währungsrisiko.

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