Verkehrte (Finanz)welt
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Günstiges Beta ausschöpfen: Warum Investoren wissen sollten, was das bedeutet (und wie es geht)

Digitalen Vermögenswerten dürfte in der Portfoliokonstruktion künftig mehr Aufmerksamkeit zukommen. Kenntnisse der wichtigsten Risikokennziffern sind unerlässlich. Ein Überblick über die wichtigsten Begriffe. Eine Kolumne.

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Was ist eigentlich Beta? Wer sich mit Diversifikation und Portfoliokonstruktion beschäftigt, wird früher oder später auf diese Kennziffer stoßen. Sie beschreibt den Grad der Schwankung eines Einzelwertes, beispielsweise einer Aktie, im Vergleich zum Markt.

Über diese Messung lassen sich Aussagen zum Marktrisiko (oder auch systematisches Risiko) treffen.

Grundsätzlich kommen verschiedene Assetklassen und Ansätze in Betracht, um das Beta eines Portfolios zu steuern. In diesem Kolumnenbeitrag wollen wir den Fokus auf die sogenannten „digitalen Vermögenswerte“ richten und inwieweit diese eine hohe Diversifikationswirkung versprechen.

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Der Markt für digitale Vermögenswerte

Nach dem großen Hype der Vorjahre ist der Markt für Bitcoin und Co. zuletzt ein wenig in Vergessenheit geraten. Dies dürfte vor allem am desaströsen Jahr 2022 gelegen haben: Die Marktkapitalisierung globaler digitaler Assets stürzte von über 2,3 Billionen US-Dollar auf knapp 0,8 Billionen US-Dollar. Es stellt sich daher die berechtigte Frage, ob sich diese Titel überhaupt als Diversifikationsbaustein, also als ein Typ des skizzierten Beta, qualifizieren. Wir richten den Blick hier vor allem auf digitale Werte, die liquide handelbar, gut zugänglich und leicht verwahrbar sind. Der digitale Assetmarkt wird derzeit mit rund zwei Dritteln (67 Prozent) der gesamten Marktkapitalisierung von Ethereum und Bitcoin dominiert. Für die weitere Betrachtung sollen unter „digitalen Assets“ die Top 20 Tokens weltweit subsumiert werden. NFTs oder beispielsweise Applayer Protokolle und weitere alternative Coins im Digitalbereich werden nicht berücksichtigt.

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Risikoprämien

Der gesamte Markt ist besessen davon, Alpha (also Überrenditen eines Investments gegenüber der entsprechenden Benchmark) zu finden. Generell lässt sich jedoch sagen, dass in jedem Portfolio ein diversifizierendes günstiges Beta (Marktrisiko) genauso viel Wert hat wie das teurere Alpha. Jede neuartig eingeführte Quelle von Beta ist wahrscheinlich nicht nur günstiger – ihrer Risikoprämie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein höheres Maß an Vertrauen zugeschrieben. Dazu ein Beispiel: Wenn ein Anleger ausschließlich in Aktientitel investiert, kann eine Beimischung einer weiteren Marktrisikoprämie beispielsweise in Form eines diversifizierten Anleihen-, Immobilien- oder Rohstoffportfolios auf lange Sicht das Gesamtportfolio robuster und effizienter machen. Wertschwankungen auf diese Weise zu reduzieren dürfte besser funktionieren, als weitere Einzeltitel auf Aktienebene zu selektieren. In den meisten Portfolios wird das Beta auf lange Sicht den Großteil der Erträge ausmachen. Daher ist es effizienter, zunächst alle Marktrisikoprämien-Quellen auszuschöpfen, bevor nach neuen Alpha-Quellen gesucht wird.

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Die aufstrebende Assetklasse digitaler Vermögenswerte bildet in diesem Kontext eine neue und bislang kaum ausgeschöpfte Marktrisikoprämie. Ethereum und Bitcoin in Portfolios zu integrieren, war bis vor kurzem noch sehr aufwendig und für viele schwer verständlich. Jedoch drängen verstärkt Banken und große Vermögensverwalter mit Angeboten in den Markt, um diese Finanzwerte sowohl privaten als auch institutionellen Investoren zugänglich zu machen. So deutet beispielsweise vieles darauf hin, dass bereits zu Beginn des kommenden Jahres der größte globale Vermögensverwalter Blackrock ein ETF mit Referenz auf den dominierenden Wert Bitcoin auf den Markt bringen könnte.

Ausblick: Diversifikation durch digitale Assets

Zwar lassen sich bereits heute (günstige) Wege finden, um digitale Vermögenswerte in ein Portfolio zu integrieren. Solange es keine Indexlösungen für ein Investment gibt, ist es empfehlenswert, die Marktrisikoprämie über die beiden marktdominierenden Werte Bitcoin und Ethereum aufzubauen. Die Verwahrung der Kryptowerte ist dabei auch ein wichtiges Thema. Aufgrund der nach wie vor hohen Preisschwankungen sollte eine Position nicht allzu groß ausfallen. In vielen Studien wird eine Beimischung von ein bis fünf Prozent zum Gesamtportfolio genannt.

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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine effiziente und an Markowitz orientierte Portfoliokonstruktion nur dann gelingen kann, wenn Investoren möglichst alle Formen von günstigem Beta ausschöpfen. Digitale Vermögenswerte können in diesem Kontext als Erweiterung auf dem Anlagespektrum verstanden werden.

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Die Inhalte erfolgen zu allgemeinen Informationszwecken. Es handelt sich nicht um eine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzprodukten oder Wertpapieren. Der Artikel spiegelt die persönliche Meinung des Autors wider und muss nicht notwendigerweise der Meinung des Arbeitgebers entsprechen.

Die Kolumne „Verkehrte Finanzwelt“ entsteht in Zusammenarbeit mit der CFA Society Germany.

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