Fiat-Währungen, wie etwa der US-Dollar und der Euro, basieren auf dem Vertrauen, dass sie dauerhaft als stabiler Wertspeicher, fungibles Tauschmittel und verlässliche Recheneinheit genutzt werden. Anders als bei Zahlungsmitteln, deren Gegenwert durch die Hinterlegung physischen Goldes gedeckt wird, entsteht der Wert von Papierwährungen durch staatliche Festsetzung: Der Staat verlangt zum Beispiel die Zahlung der erhobenen Steuern ausschließlich mittels gesetzlicher Zahlungsmittel. Auch darf der Euro, wenn es um die Begleichung einer Zahlungsverpflichtung geht, von Gläubigern nicht abgelehnt werden (es sei denn, eine andere vertragliche Regelung besteht). Um dauerhaft Stabilität zu gewährleisten, bedarf es einer von der Politik unabhängig agierenden und auf das Kernziel der Preisniveaustabilität fokussierten Notenbank, die im Falle einer Geldentwertung entsprechende Gegenmaßnahmen ergreift – klassischerweise also Leitzinserhöhungen umsetzt.
Zwei Arten des Schuldenmachens
Sobald Staaten aufgrund eines Vertrauensverlustes am Markt keine Käufer für ihre Anleihen mehr finden, geraten die Refinanzierung der Haushalte und die Unabhängigkeit der Notenbanken in Gefahr. Denn zumeist sind es die Zentralbanken, die als „lender of last resort“, also als letztmöglicher Geldgeber, den Staaten zur Seite springen und deren Anleihen erwerben. Dann kommt es oft zu unverhältnismäßig hohen Schuldenaufnahmen und einer immer engeren Verflechtung von Geld- und Fiskalpolitik.
Wenn diese Schulden einen investiven Charakter haben, also die Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft erhöhen und damit langfristig sichern – beispielsweise über die Verbesserung der Infrastruktur oder die Unterstützung von Forschung und Ausbildung – ist das verkraftbar, ja sogar in gewissem Maße notwendig. Staatliche Spritzen ziehen dann über einen Multiplikatoreffekt zumeist private Investitionen, erhöhte Konsumausgaben und steigende Steuereinnahmen nach sich.
Wenn aber vor allem konsumtive Ausgaben finanziert werden, etwa Erhöhungen von Sozialabgaben, handelt es sich in der Regel um einen relativ schnell verpuffenden Einmaleffekt für die Wirtschaft.
Inflation bei Nullzins
Die Europäische Zentralbank befindet sich bereits seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 in einer dauerhaften Rolle als Nothelfer für die Staaten der Eurozone. Die jahrelange, ultra-expansive Geldpolitik hat erhebliche Nebenwirkungen. Im Zuge der Erholung von der Corona-Rezession steigen die Inflationsraten aktuell massiv an. Die Kaufkraft vieler Währungen sinkt. Viele Marktbeobachter halten es für wahrscheinlich, dass wir auch in den kommenden Jahren hohe Preissteigerungsraten erleben (also nicht nur temporär). Gleichzeitig hebt die EZB die Leitzinsen (noch) nicht an. Ob Sie wirklich auf einen restriktiveren geldpolitischen Kurs einschwenken würde, bleibt ohnehin fraglich: Zu groß ist die Gefahr, dass die Refinanzierungsfähigkeit von Staaten gefährdet wird und dies Turbulenzen an den Kapitalmärkten auslöst.
Ausblick: Die Folgen für Anleger und Sparer
Für Anleger in verzinsliche Wertpapiere oder Kontoguthaben bedeutet die Kombination aus niedrigen Nominalzinsen und höherer Inflation in der Regel einen schleichenden Kaufkraftverlust. Selbst das Minimalziel der Kapitalanlage, also Werterhalt, ist damit kaum noch erzielbar. Eine positive Realrendite – also ein Wertzuwachs nach Abzug der Preissteigerung – ist gar außer Reichweite.
Klassische „sichere Häfen“, wie Bundesanleihen, funktionieren bei negativen Realzinsen nur noch bedingt und höchstens kurzfristig. Bei Aktien hat die jahrelange Liquiditätsflut vieler Notenbanken zu enormen Zuflüssen von Kapital und damit erheblich steigenden Bewertungen geführt. Kurz: Viele Unternehmensbeteiligungen sind gemessen an Kurs und KGVs teuer. Dennoch: Durch sie entsteht überhaupt erst die Möglichkeit, den realen Kapitalerhalt und eine darüber hinaus gehende Rendite – bei ausreichend langem Anlagehorizont – zu erzielen.
Neben Aktien rücken Währungsersatzanlagen in das Blickfeld. Etwa die „Fluchthäfen“ Immobilien, Gold und andere Edelmetalle. Anleger sollten auf eine breite Streuung ihres Vermögens achten, um Risiken zu diversifizieren.
Auch neuere technische Entwicklungen, wie etwa Krypto-Assets, können als Reaktion der Markteilnehmer auf einen Mangel an Anlageoptionen interpretiert werden. Mit dem Bitcoin ist es erstmals gelungen, in der digitalen Welt eine dem Goldangebot vergleichbare Knappheit herzustellen. Für staatliche Regulatoren stellen blockchainbasierte Anwendungen und darauf basierende Assets eine Konkurrenz dar. Nicht zuletzt deshalb stehen diverse Notenbanken mit dem Aufbau eigener, digitaler Zentralbankwährungen in den Startlöchern.
Für Anleger ist es ratsam, sich mit Krypto-Assets zu beschäftigen, wenn auch nicht unbedingt gleich zu investieren. Die meisten Vehikel befinden sich noch in einem sehr frühen Stadium und weisen enorme Schwankungen auf. Der geringe Gleichlauf (Korrelation) zu allen bisher bekannten Anlageformen macht diese Assetklasse jedoch interessant – wenn sie sich in den kommenden Jahren etabliert.
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