Verkehrte (Finanz)welt
Kryptowährungen wie der Bitcoin basieren auf der Blockchain-Technologie. Aber auch jenseits der Kryptocoins sind viele Anwendungen vorstellbar. Quelle: imago images

Mit Fonds in Blockchain-Technologien investieren

Der Markt für Fonds, die in dezentrale Blockchain-Technologien investieren, wird reifer. Viele Marktteilnehmer sehen aufgrund globaler wirtschaftlicher Umbrüche zusätzliche Wachstumspotenziale. Anleger sollten auch die spezifischen Risiken kennen. Eine Kolumne.

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Seit Einführung der Blockchain-Technologie vor mehr als zehn Jahren hat sich, nicht zuletzt durch das im Jahr 2021 verabschiedete neue Fondstandortgesetz, das es institutionellen Investoren erlaubt bis zu 20 Prozent ihres Kapitals in „Kryptowerte“ anzulegen, der Markt für diese Assets deutlich erweitert.

Die Fondsstrukturen sind dabei durchaus heterogen – lohnen sich Investments in Blockchain-Technologien auch für Privatanleger?

Potenziale sogenannter Distributed-Ledger-Technologien

Die Blockchain ist ein dezentral genutztes, nicht manipulierbares „Kassenbuch“ (Ledger), welches Transaktionen aufzeichnet und für jeden einsehbar im Internet hinterlegt. Jeder Wert, ob immateriell (Patente, Urkunden etc.) oder materiell (Geld, Immobilie etc.), kann mithilfe der Blockchain übertragen werden. Häufig werden solche Distributed-Ledger-Technologien im Zusammenhang mit Kryptowährungen genannt. Tatsächlich kann die Blockchain aber deutlich mehr als „nur Währungshandel“ und markiert einen Schritt in ein nächstes Zeitalter: War es vormals über das Internet lediglich möglich, Informationen auszutauschen (Web 2.0), so lassen sich im Web 3.0 (basierend auf der Blockchain-Technologie) nun auch Werte transferieren.

Trends und Einsatzfelder

Wer in das Thema Blockchain investiert, geht davon aus, dass diese Technologie von künftigen wirtschaftlichen Veränderungen erheblich profitieren und diese mitprägen wird. So waren die vergangenen Jahrzehnte gekennzeichnet durch Produktivitätssteigerungen über Kosteneinsparungen – etwa durch den Einsatz günstiger russischer Rohstoffe (Erdgas, Öl) oder durch die Verlagerung von Fertigungen in Billiglohnländer (China, Osteuropa). Aktuell sehen wir volkswirtschaftliche und unternehmerische Anstrengungen, um diese Abhängigkeiten zu verringern und Globalisierungsmodelle zurückzufahren. In diesem Zuge stellt sich die Frage, inwieweit in einem Umfeld mit relativ hohen Löhnen weiterhin Produktivitätssteigerungen möglich sind.

Befürworter der Blockchain-Technologie gehen davon aus, dass durch die Automatisierung bestimmter Prozesse teure Arbeitsschritte eingespart werden können. Dazu ein Beispiel aus dem Logistikbereich: Um Rollwiderstände zu reduzieren und somit Energie (momentan insbesondere Diesel) einzusparen, könnten Lkw künftig in minimalstem Abstand hintereinanderfahren. In der Kolonne muss die Information, dass das vorderste Fahrzeug bremst, unmittelbar an die anderen LKWs weitergegeben werden. Dies lässt sich mittels Blockchain-Technologie darstellen. Im Food-Bereich lassen sich beispielsweise die einzelnen Schritte von Tiefkühlketten zeitnah überwachen und vom Hersteller bis zum Endkonsumenten kontrollieren (inklusive Transportoptimierungen). Weitere Einsatzmöglichkeiten sind im Bereich Elektrofahrzeuge (E-Autos laden Strom und überprüfen den korrekten Tarif eigenständig) oder etwa bei der Nachbestellung von Ersatzteilen (Drucker bestellen Patronen und übernehmen den Bezahlvorgang autonom) verortbar.



So können Anleger investieren

Aktuell dürfen in Deutschland vornehmlich professionelle Investoren in reine Blockchain-Fonds investieren. Meist sind dies geschlossene Fonds oder entsprechend regulierte alternative Investmentfonds (AIF-Fonds). Auch semiprofessionelle Anleger, etwa einige Family Offices, sind in Deutschland über Krypto-Fonds bereits investiert.

Privatanlegern stehen ebenfalls verschiedene Investitionswege offen. In Einzelaktien oder gar in Eigenregie direkt in Coins/Tokens zu investieren, birgt nicht unerhebliche Risiken (bis hin zum Totalverlust), die nur wenige Privatanleger einzugehen bereit sein werden. Im Fondsbereich sind (möglichst breit gestreute) offene Investmentfonds eine Einstiegsmöglichkeit. Diese investieren in Aktien von Unternehmen, die sich mit dem Thema Blockchain und Web 3.0 beschäftigen.

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Grundsätzlich sind diese Assets der höchsten Risikoklasse zuzuordnen und nur für solche Anleger geeignet, die bereits einschlägige Erfahrungen mit anderen spekulativen Assetklassen gesammelt haben. Den skizzierten Risiken stehen allerdings auch Chancen gegenüber: Durch die geringe Korrelation mit anderen Assetklassen dürfte das Thema Blockchain-Technologie einigen Investoren eine valide Möglichkeit zur Portfoliodiversifizierung bieten.

Hinweis: Ein Dank geht an Michael Geike, Managing Partner der 21 Oaks Capital GmbH, für seine Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrags.

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