Mitten in der kanadischen Wald- und Seenlandschaft Nova Scotia sollte ein Luxusresort der besonderen Art entstehen. Eishockeyakademie und Golfplatz sollten Touristen aus aller Welt ein unvergessliches Ferienerlebnis an der Ostküste Kanadas bescheren – und Anlegern satte Renditen. Ein Projekt, an dem sich auch viele deutsche Kleinanleger beteiligten. Vermarktet wurde es von einem Franchisenehmer des Hamburger Nobelmaklers Engel & Völkers – ein Name, der bei Anlegern Vertrauen weckte.
Doch nun bereuen viele Anleger, ihr Geld in den Forest Lakes Country Club investiert zu haben. Denn vor gut zweieinhalb Jahren meldete der kanadische Bauträger Insolvenz an, das Projekt war gescheitert. Engel & Völkers weist die Verantwortung von sich und sagt heute, die „Kapitalanlageprodukte nicht konzipiert oder vertrieben“ zu haben. Es war den ehemaligen Lizenznehmern zu keiner Zeit gestattet, Kapitalanlageprodukte unter Nutzung der Marke zu vertreiben, so das Unternehmen. Rein formal hat das Maklerhaus nichts mit dem Millionenskandal zu tun.
Seit dem Scheitern zoffen sich geschädigte Anleger mit dem verantwortlichen Franchisenehmer vor Gericht. Die Anteile an dem Luxusresorts vermarktete die Engel & Völkers Resorts GmbH, später dann die EV Resorts GmbH. Am Hamburger Land- und Oberlandesgericht sind diverse Klagen in der Sache anhängig. Und ein neues Urteil schürt bei Anlegern die Hoffnung, zumindest einen Teil ihres Geldes wiederzusehen.
Der Geschäftsführer der beiden Immobilienunternehmen, Ralph Viereck, wurde in einem Fall zu einer Schadensersatzzahlung verurteilt. Der Streitwert liegt bei über 320.000 Euro. Das geht aus einem Urteil hervor, das der WirtschaftsWoche vorliegt. Die Voraussetzungen für eine Revision seien nicht erfüllt, befand das Oberlandesgericht Hamburg. Viereck ließ eine Anfrage der WirtschaftsWoche zu dem Urteil unbeantwortet.
Versprochene Renditen von 30 Prozent
Damit haben die Richter die Berufung des Immobilienmanagers zurückgewiesen und folgen der Argumentation des Hamburger Landgerichts. Demnach sei das Investment als Einlagengeschäft zu werten. Laut Kreditwesengesetz handelt es sich dabei um „unbedingt rückzahlbare Gelder des Publikums“, also der Anleger.
In ihrer Begründung weisen die Richter auch darauf hin, dass Anlegern die Rückzahlung unabhängig vom Geschäftserfolg des Immobilienprojekts versprochen worden sei. In den Broschüren stellte Engel & Völkers Resorts den Anlegern hohe Renditen in Aussicht: sichere Wertzuwächse von 30 Prozent innerhalb von zwei Jahren.
Den Vertrag haben die Investoren nicht mit Engel & Völkers Resorts geschlossen, sondern direkt mit dem kanadischen Projektentwickler TFDC. Dessen Hintermänner waren in den USA bereits wegen Finanzbetrugs im großen Stil aktenkundig – ein Umstand, den die Anleger erst Jahre später erfuhren.
Auch wenn das Immobilienunternehmen aus Hamburg nicht offizieller Vertragspartner war, nehmen die Richter Geschäftsführer Viereck dennoch in die Pflicht, weil die Anleger ihr Investment „ohne die Tätigkeit der EV Resorts GmbH nicht vorgenommen hätten“. Anders gesagt: Ohne die Vermittler wären sie nie bei einem kanadischen Bauträger mit zweifelhafter Vergangenheit gelandet.
Der Flop des Immobilienprojekts Forest Lakes Country Club brachte Anleger weltweit um 100 Millionen Euro. Einen Großteil des Geldes sammelte das Hamburger Fondshaus Steiner + Company ein, mit dem Viereck über Jahre zusammenarbeitete. Steiner + Company war mehrfach wegen dubioser Umtriebe aufgefallen, über die auch die WirtschaftsWoche berichtet hat. Über die Dachfonds des Emissionshauses haben bis zu 8000 Anleger in das Projekt investiert.
Auf dem Areal in Kanada herrscht weiterhin Stillstand. Die juristische Aufarbeitung des Millionen-Flops kommt nun aber in Gang. Das ist ganz im Sinne der Anleger. Nach dem ersten Urteil ist die Frage nun, ob bei dem Vermittler noch genug Geld zu holen ist.
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