Weihnachtsgeld 2023 Wann wird die Sondervergütung ausgezahlt und wie hoch fällt sie in diesem Jahr aus?

Höhe und Anspruch der Sondervergütung - alles, was Sie über die Extrazahlung wissen sollten im aktuellen Überblick. Quelle: dpa

Wann haben Beschäftigte Anspruch auf Weihnachtsgeld? Welche Höhe hat das zusätzliche Gehalt im Jahr 2023? Das sollten Sie über die Extrazahlung wissen.

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Alle Jahre wieder freuen sich viele Beschäftigte im November auf das Weihnachtsgeld. 2023 liegt die Sonderzahlung im Durchschnitt bei etwa 2809 Euro brutto, was etwa 2,3 Prozent mehr als im Jahr 2022 bedeutet aber unter der Inflation von zuletzt 3,8 Prozent liegt.

Durch die hohe Inflation haben viele Arbeitgeber mit wirtschaftlichen Einschränkungen zu kämpfen. Können Beschäftigte die Vergütung trotzdem erwarten? Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Wer hat Anspruch auf Weihnachtsgeld?

Laut Daten des Statistischen Bundesamtes erhalten 2023 85,8 Prozent aller Tarifbeschäftigten Weihnachtsgeld. Der Anteil der Tarifbeschäftigten, die Weihnachtsgeld erhalten, ist dabei stark von der jeweiligen Branche abhängig. Ein überdurchschnittliches tarifliches Weihnachtsgeld wird laut dem Statistischen Bundesamt beispielsweise in den Bereichen „Gewinnung von Erdöl und Erdgas“ sowie im Bereich „Kokerei und Mineralölverarbeitung“ gezahlt. Die Sonderzahlung beläuft sich hier im Jahr 2023 auf 5733 Euro beziehungsweise 5586 Euro brutto.

Ein durchschnittliches Weihnachtsgeld können Tarifbeschäftigte der Bereiche „Herstellung von sonstigen Waren“ mit 2807 Euro, sowie „Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln“ mit 2801 Euro brutto erwarten. In diesen Bereichen erhalten 100 Prozent beziehungsweise 82,4 Prozent aller Tarifbeschäftigten eine Weihnachtsgeldzahlung.

Grundsätzlich ist die Sonderzahlung nicht verpflichtend. Einen gesetzlichen Anspruch haben Mitarbeitende erst dann, wenn das Weihnachtsgeld im Arbeitsvertrag beziehungsweise Tarifvertrag oder in einer Betriebsvereinbarung explizit zugesichert wird. Das gilt übrigens auch in wirtschaftlich schwachen Jahren wie zum Beispiel zuletzt während der Corona-Krise. Besteht eine solche Vereinbarung nicht, haben Beschäftigte auch keinen Rechtsanspruch auf die Sondervergütung. Eine freiwillige Zahlung des Arbeitgebers ist allerdings zu jedem Zeitpunkt möglich.

Wann wird die freiwillige Zahlung verpflichtend für Arbeitgeber?

Die freiwillig geleistete Weihnachtsgeldzahlung wird, zu einer sogenannten betrieblichen Übung, wenn die Zahlung mindestens drei Jahre in Folge ohne Vorbehalt geleistet wurde. Ist das der Fall, wird das Weihnachtsgeld zum festen Bestandteil, sodass auch zukünftig eine Pflicht der Sondervergütung für das Unternehmen besteht – selbst wenn das nicht vertraglich festgehalten wurde. Dann ist es auch nicht mehr möglich, die Zahlung einzustellen.

Gleiches gilt für den Gleichbehandlungsgrundsatz: Demnach wird das Sondergehalt nur verpflichtend, wenn ein Unternehmen einen bestimmten Personenkreis von der Zahlung ausschließt, andere jedoch damit bedenkt. Das wäre ein Verstoß gegen das Arbeitsrecht und wäre eine Diskriminierung seitens des Arbeitgebers.
Auf einen Blick: Woraus sich ein Anspruch ergeben kann:

  • Arbeitsvertrag
  • Tarifvertrag
  • Betriebsvereinbarung
  • Freiwillige Zahlung des Arbeitgebers
  • Betriebliche Übung
  • Aus dem Grundsatz der Gleichbehandlung 

Was ist eine Zahlung unter Vorbehalt?

Ausgesetzt werden diese Regeln bei der Sondervergütung unter Vorbehalt, da der Arbeitgeber ausdrücklich auf die Freiwilligkeit hinweist und zukünftige Zahlungen damit ausschließt. Aber aufgepasst: Häufig reicht hier ein Vermerk über die Sondervergütung im Arbeitsvertrag nicht aus, deshalb sollte der Vorbehalt auch noch auf der Gehaltsabrechnung des Monats mit der Weihnachtsgeldzahlung zu finden sein.

Weihnachtsgeld 2023: Höhe und Berechnung

Wie hoch die Zahlung ausfällt, hängt von der jeweiligen Vereinbarung über das Weihnachtsgeld ab. Das bedeutet, dass die Höhe zwischen Unternehmen und tarifvertraglichen Vereinbarungen sehr unterschiedlich ausfallen kann. Normalerweise werden 60 bis 80 Prozent des Monatsgehalts an den Beschäftigten ausgezahlt.

Wie viel Weihnachtsgeld wird in Deutschland insgesamt jährlich gezahlt?

Das Institut für deutsche Wirtschaft (IW) schätzt, dass pro Jahr rund 50 Milliarden Euro Weihnachtsgeld gezahlt werden. Darin sind allerdings auch Bonuszahlungen wie etwa Gewinnbeteiligungen eingerechnet. Viele Firmen ziehen solche Sonderzahlungen vor, weil sie variabler und stärker mit dem Unternehmenserfolg verknüpft sind, hieß es beim IW.

Wann wird das Weihnachtsgeld 2023 ausgezahlt?

Haben Arbeitnehmer Anspruch auf eine Weihnachtsgeldauszahlung, wird diese im Normalfall mit dem Novembergehalt überwiesen.

Muss Weihnachtsgeld versteuert werden?

Weihnachtsgeld ist nicht steuerfrei. Wie auch andere Sonderzahlungen unterliegt das Weihnachtsgeld der Lohnsteuer und wird unter den sonstigen Bezügen aufgelistet. 

Welche Ansprüche gelten bei einer Arbeitsunfähigkeit?

Und was passiert im Krankheitsfall mit dem Weihnachtsgeld? Laut des Entgeltfortzahlungsgesetzes haben Beschäftigte auch dann einen Anspruch auf die Zahlung des Weihnachtsgehalts, wenn sie krankgeschrieben sind. Ist die Zahlung im Arbeitsvertrag vermerkt, muss der Arbeitgeber die Sondervergütung leisten. 

Im Falle einer Langzeiterkrankung macht auch hier der Gesetzgeber keine Ausnahmen – Sie bekommen auch weiterhin Weihnachtsgeld ausgezahlt, selbst wenn Sie das ganze Jahr krankgeschrieben waren. Eine Zahlung kann erst abgelehnt werden, sobald sie einen sogenannten Entgeltcharakter aufweist.

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Eine Vergütung mit Entgeltcharakter ist zum Beispiel eine Gegenleistung für die geleistete Arbeit. Wenn ein Beschäftigter also seit einem Jahr nicht arbeiten kann, ist der Arbeitgeber nicht mehr verpflichtet zu zahlen, da diese im Krankheitsfall nicht stattfinden kann.

Muss das Weihnachtsgehalt nach einer Kündigung zurückgezahlt werden?

Sie kündigen Ihr Arbeitsverhältnis – und stehen nun vor der Frage: Habe ich noch Anspruch auf das Weihnachtsgeld? In Tarifverträgen sind häufig sogenannte Rückzahlungsklauseln – beispielsweise bei Kündigungen, die das erste Quartal nach der Zahlung betreffen – hinterlegt. Sie geben Auskunft darüber, in welchem Zeitraum das Weihnachtsgeld wieder zurückgezahlt werden muss.
Bei herkömmlichen Arbeitsverträgen greift diese Klausel nicht. Außer es wird deutlich, welchen Zweck die Zahlung verfolgt – dann kann eine Rückforderung entstehen. Ein solcher Zweck kann beispielweise die Betriebstreue sein.

Teilzeit oder Minijob: Was gilt?

Auch Teilzeitbeschäftigte und Geringverdiener haben einen Anspruch auf Weihnachtsgeld, wenn der Arbeitgeber das zusätzliche Gehalt an andere Mitarbeitende des Unternehmens zahlt. Die Höhe des Geldes berechnet sich dabei anteilig im Verhältnis zur Vollzeitbeschäftigung. Bei der Hälfte der Arbeitszeit ist also auch die Hälfte der Zahlung fällig.

Gerade geringfügig Beschäftigte werden bei der Weihnachtsgeldzahlung häufig übergangen. Doch auch sie sollten Anspruch darauf erheben, da sie ihren Arbeitskollegen gleichgestellt sind.
Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im November 2021 bei der WirtschaftsWoche. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn aufgrund des Leserinteresses erneut.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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