Finanzinvestoren Oystar will durch Zukäufe wachsen

Heuschreckendiskussion, Kreditkrise, Rezessionsängste - Wolf-Dieter Baumann, Geschäftsführer der Oystar Holding GmbH, bleibt bei allen diesen Stichworten gelassen. Die ehemalige Verpackungsmaschinen-Sparte, die im vergangenen Jahr von der Private-Equity-Firma Odewald & Compagnie gekauft wurde, profitiert von der Zusammenarbeit mit den Finanzinvestoren.

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FRANKFURT. "Wir werden 2008 deutlich wachsen und können auf existierende Kapitalmittel zurückgreifen", sagte der Geschäftsführer der Oystar Holding GmbH, der früheren Verpackungsmaschinen-Tochter der Karlsruher IWKA AG, im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Oystar wurde im März vergangenen Jahres von der deutschen Private-Equity-Firma Odewald & Compagnie für 255 Mill. Euro von IWKA gekauft. Vorausgegangen war ein monatelanger Streit zwischen dem aggressiv agierenden US-Investor Guy Wyser-Pratte und der Muttergesellschaft über eine Aufteilung des Mischunternehmens. Für Baumann ist die Transaktion in der Rückschau eine glückliche Fügung. "Wir sind jetzt konzernunabhängig, damit können wir flexibler agieren", sagte der Oystar-Chef.

Firmen wie Oystar stehen unter verschärfter Beobachtung. Die aktuelle Kreditkrise sowie die wachsenden Sorgen vor einer Rezession haben in den letzten Wochen die Debatte über das Geschäftsmodell der Finanzinvestoren angefacht. So ist die Blackstone-Gruppe, einer der weltgrößten Finanzinvestoren, im vierten Quartal 2007 überraschend deutlich in die roten Zahlen gerutscht. Ein Fonds des Investors Carlyle musste gar liquidiert werden. Auch bei den häufig aggressiv finanzierten Beteiligungen von Finanzinvestoren sind erste Probleme aufgetaucht. So musste KKR jüngst bei der Werkstattkette ATU Kapital nachschießen. Restrukturierungsexperten wie Alix Partners erwarten in den kommenden Monaten weitere Fälle dieser Art.

Bei Oystar ist so etwas laut Baumann kein Thema. "Wir sind nicht sehr aggressiv finanziert, wir haben auf alle Fälle ausreichend Luft zum Atmen", berichtet der Manager. Gleichwohl will auch der Verpackungsspezialist Kosten sparen und seine Finanzstruktur optimieren, allerdings ohne das heikle Thema Personalabbau dabei anzuschneiden. Vielmehr soll etwa Betriebskapital verkauft und zurückgemietet werden. Außerdem sollen die einzelnen Bereiche des Unternehmens Innovationen künftig stärker als bislang untereinander nutzen.

Die zusätzlichen Mittel, die so frei werden, sollen nicht nur dazu beitragen, die Rendite mittelfristig auf einen zweistelligen Prozentwert zu steigern. Sie sind auch für Übernahmen gedacht. "Der Markt ist mit gut 6 000 Anbietern sehr stark fragmentiert. Wir werden hier sicherlich eine der treibenden Kräfte in der bevorstehenden Konsolidierung sein", gab sich Baumann zuversichtlich.

Selbst größere Übernahmen seien grundsätzlich möglich, der Investor Odewald & Compagnie habe seine Unterstützung zugesagt. Baumann will den Umsatz von Oystar von derzeit rund 430 Mill. Euro mittelfristig auf 600 bis 650 Mill. Euro steigern. Das weltweite Geschäft mit Verpackungen ist etwa 500 Mrd. Dollar schwer und wächst nach Berechnungen des Gemeinschaftsausschusses Deutscher Verpackungshersteller (GAV) im Durchschnitt um neun Prozent pro Jahr. "Gemessen am Pro-Kopf-Verbrauch gibt es vor allem in Osteuropa und den Schwellenländern noch viel Potential", sagte Baumann.

Entsprechend gut sind auch die Aussichten für die Hersteller von Verpackungs-Maschinen. Der Maschinenbau-Verband VDMA beziffert diesen Markt auf weltweit gut 20 Mrd. Euro, wobei Deutschland mit einem Anteil von 22 Prozent der mit Abstand größte Markt ist.

Dennoch blickt Baumann beim Thema Zukäufe vor allem nach Amerika. "Ich hoffe, dass wir dort in wenigen Wochen eine Transaktion abschließen können", sagte er. Zudem will er das Unternehmen noch stärker als bisher zum Systemanbieter aufrüsten, der die gesamte Wertschöpfungskette umfasst: "Hier haben wir noch ein paar Lücken, die es zu schließen gilt."

Drittgrößter Anbieter in einem attraktiven Nischenmarkt

Die Firma

Oystar zählt mit rund 430 Mill. Euro Umsatz zu den weltweit größten Anbietern von Verpackungsmaschinen. Größer als das von Wolf-Dieter Baumann (Foto) geführte Unternehmen sind nur Bosch Packaging (Umsatz 570 Mill. Euro) und die italienische Coesia (650 Mill. Euro). Coesia hatte sich auch für das Verpackungsgeschäft von IWKA interessiert.

Die Kunden

Oystar beliefert vor allem Molkereien, die Lebensmittelindustrie, sowie Pharma- und Kosmetikhersteller. Gerade bei den Molkereien ist die Firma sehr präsent.

Die Zukunft

Odewald & Compagnie will nach eigenen Angaben vorerst bei Oystar im Boot bleiben. Frühestens in drei Jahren werde über den Ausstieg nachgedacht, heißt es. Möglich seien alle Optionen, vom Verkauf an einen strategischen Investor bis hin zu einem Börsengang.

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