Editorial
Hat bis vor Kurzem den Krieg in der Ukraine geleugnet: Wladimir Putin. Quelle: Sergei Karpukhin/Pool Sputnik Kr

Was heißt: Mit Russland reden?

Quelle: Jann Höfer für WirtschaftsWoche
Horst von Buttlar Chefredakteur WirtschaftsWoche

Die Erleichterung der Ukrainer über die Waffenlieferungen ist angesichts der neuen Zerstörungswelle gedämpft. Derweil fordern Stimmen immer noch: Wir sollten mit Russland reden. Aber worüber? Eine Kolumne.

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Wir sollen mit Russland reden, sagen immer noch viele Stimmen. Ich frage: Worüber? Dass sie bitte nicht auch Charkiw, die zweitgrößte Stadt der Ukraine, in Schutt und Asche legen? Dass sie keine Drohnenschwärme über Odessa senden, die Kinder und Babys töten? Dass sie überhaupt, bevor man redet, aufhören, Wohnhäuser, Schulen, Krankenhäuser und Kraftwerke zu bombardieren?

Russland würde all das bestreiten, weil das Regime – so bis vor Kurzem die Propaganda des Kreml – nicht mal einen Krieg führte, sondern eine „militärische Spezialoperation“ zur „Entnazifizierung“. Wenn ein Krieg jahrelang eine Fiktion ist, wie kann Frieden real sein?

In diesem Krieg haben die Russen Grenzen überschritten, in einer neuen Dimension. Ihr Krieg ist eine Terrorwalze. Und dass dieser Krieg nur aufhört, wenn der Westen aufhört, Waffen zu liefern – er wäre, sagt Wladimir Putin, dann in wenigen Wochen vorbei –, ist eine zynische Umkehrung der Kausalität.

Die Ukraine erlebt eine Woche der Erlösung, weil die Amerikaner wieder Waffen liefern, aber die Erleichterung ist gedämpft, aus zwei Gründen: Die Verteidigung der Ukraine hat in diesem Vakuum gelitten, ist zerrieben und erschöpft. Was können sie noch erreichen, was abwehren? Die kommenden Wochen werden hart, eng und brutal werden.

Das Milliardenpaket bringt, zweitens, Linderung, aber keine Lösung: Es reicht bis zur US-Wahl. Europa ist derweil nur zur Hälfte aufgewacht, in Hauptstädten wie Madrid, Rom und Paris wird immer noch mehr beteuert als geholfen. Wirklich geholfen haben Deutschland die Länder Skandinaviens und Teile Osteuropas. Letztere halten Lektionen aus der Geschichte bereit, die in Westeuropa noch immer nicht verinnerlicht wurden, wo noch immer über Russlands „berechtigte Sicherheitsinteressen“ und historische Demütigung doziert wird. Ein Land, von dem ich kaum glauben kann, dass ich dort einmal gelebt und studiert habe.

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Wer über Frieden redet (was immer berechtigt ist), verkennt die fortgesetzte und furchtbare Wandlung des Regimes seit Kriegsbeginn, das Ronald Reagan als „neues Imperium des Bösen“ bezeichnet hätte: eine auf Kriegswirtschaft getunte Diktatur, die mit erfundenen Bedrohungen Europa destabilisieren, beeinflussen und in Teilen beherrschen will. Worüber also sollen wir, gerade in diesen Tagen der neuen Zerstörungswelle, reden?

Lesen Sie auch: Ohne Hilfe droht die Ukraine zu verlieren – und zwar bald!

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