Die schiitische Huthi-Miliz hat offenbar weit von jemenitischen Küste entfernt einen unter portugiesischer Flagge fahrenden Frachter angegriffen. Die „MSC Orion“ sei bereits am Freitag im Arabischen Meer etwa 600 Kilometer von der jemenitischen Küste entfernt mit einer Drohne attackiert worden, teilte das von den USA geführte Informationszentrum für Seestreitkräfte im Nahen Osten mit. Das Schiff sei leicht beschädigt worden, die Besatzung in Sicherheit. Sie habe Drohnentrümmer an Bord gefunden.
Die Huthi hatten den Angriff am Dienstag für sich reklamiert. Weshalb sie sich dafür so viel Zeit ließen, war nicht ersichtlich. Iranische Staatsmedien berichteten anschließend über den Huthi-Angriff. Die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen reagierte aber nicht auf die Bitte im Stellungnahme.
Der Angriff war der erste über eine derart weite Distanz und zeigt, dass die Huthi beziehungsweise ihr Hauptwaffenlieferant Iran in der Lage sein könnten, auch Ziele im Indischen Ozean anzugreifen.
Schneller schlau: Huthi-Rebellen
Die Huthi-Rebellen bezeichnen sich offiziell als „Ansar Allah“ („Unterstützer Gottes“). Sie gehören der schiitischen Strömung der Saiditen an, deren Imame bis 1962 im Nordjemen herrschten.
Seitdem zettelten sie mehrfach Aufstände gegen die sunnitische Führung in der Hauptstadt Sanaa an. 2014 übernahmen sie dort die Kontrolle und beherrschen heute weite Teile des Landes, vor allem im Nordjemen.
Ihren Namen verdanken sie ihrem früheren Anführer Hussein al-Huthi, der aus der Gruppe eine politische Bewegung formte. Etwa ein Drittel der jemenitischen Bevölkerung sind Saiditen.
Stand: 4. Dezember 2023
Vor allem der Iran und die Hisbollah im Libanon. Ohne deren Hilfe hätten die Huthis ihr Waffenarsenal – darunter Raketen mit einer Reichweite von bis zu 3000 Kilometer – nach Einschätzung von Experten nicht aufbauen können.
Die Al-Kuds-Brigaden, Teil einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte, stellten ab 2014 verschiedene Waffentypen zur Verfügung, schreibt die US-Denkfabrik CSIS. Die Al-Kuds-Brigaden sowie die Hisbollah bildeten die Kämpfer demnach auch aus, um etwa die Kampftaktik der Huthis zu verbessern und ihnen den Einsatz von Raketen wie auch Drohnen zu ermöglichen. Die Waffen sollen auf dem Seeweg in den Jemen geschmuggelt worden sein.
Der Iran wie auch die Hisbollah bestreiten die Verbindungen für ihre schiitischen Glaubensbrüder oder spielen sie herunter.
Stand: 4. Dezember 2023
Die Huthi attackieren seit vergangenem Herbst Handelsschiffe, nach eigenen Angaben, um die militant-islamistische Palästinenserorganisation Hamas im Krieg gegen Israel zu unterstützen. Dabei beschränkte sich die Miliz bislang auf Gebiete nahe der jemenitischen Küste im Roten Meer und im Golf von Aden und bedrohte damit die Handelsschifffahrt im Suezkanal. Nach US-Angaben griffen die Huthi seit November mehr als 50 Schiffe an, kaperten eines und versenkten ein weiteres. Als Reaktion attackieren die USA Huthi-Anlagen im Jemen.
Es ist nicht bekannt, dass die Huthi eine eigene Flotte betreiben. Sie haben auch keinen Zugang zu Satelliten oder anderen ausgeklügelten Mitteln, mit denen Drohnen über große Entfernungen gesteuert werden können. Der Iran als Schutzmacht der Huthi steckt nach Einschätzung von Experten hinter mindestens einem komplexen Angriff, zu dem sich die jemenitische Miliz bekennt - dem Angriff auf saudi-arabische Ölfelder 2019. Der Iran schickt auch regelmäßig Kriegsschiffe ins Arabische Meer.
Die Huthis selbst haben immer wieder mit ihrem Arsenal geprahlt. „Wir haben Überraschungen, die die Feinde überhaupt nicht erwarten“, sagte Huthi-Chef Abdul Malik al-Huthi Ende Februar. Im März meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf einen Militärvertreter mit engen Verbindungen zu den Huthi, die Rebellen verfügten über eine Hyperschallwaffe. Als Hyperschallwaffen gelten Geschosse, die mit mindestens fünffacher Schallgeschwindigkeit fliegen. Russland und der Iran besitzen nach eigenen Angaben solche Waffen, China und die USA arbeiten daran.
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