Seit Freitag kam es in der Hauptstadt Tripolis zu Kämpfen zwischen Milizen, die mit den beiden um die Macht ringenden Regierungen verbündet sind. Videos zeigten beschädigte Autos und Gebäude.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich tief besorgt. Er rief die Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Gewalt und einem „echten Dialog“ auf. Die Vereinten Nationen stünden weiterhin bereit, um den Libyern als Vermittler dabei zu helfen, einen „Weg aus der politischen Sackgasse“ zu finden, teilte Guterres über seinen Sprecher mit.
Am Sonntag beruhigte sich die Lage. Straßensperrungen wurden wieder aufgehoben, libysche Medien zeigten zudem Bilder der Aufräumarbeiten.
Im Oktober 2020 wurde für Libyen ein Waffenstillstand vereinbart. Der Machtkampf der beiden verfeindeten Regierungen spitzt sich seit Monaten aber immer weiter zu und entlädt sich seit einigen Wochen auch wieder auf offener Straße. Sowohl Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba als auch Ex-Innenminister Fathi Baschagha beanspruchen die Macht im Land.
Die Eskalation könnte die weitgehende Ruhe beenden, die in den vergangenen zwei Jahren in Libyen meist herrschte. Das Land war nach dem Sturz und Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 jahrelang in die Herrschaftsgebiete zweier rivalisierender Regierungen zerfallen. 2020 wurde ein Friedensplan vereinbart, der zu Wahlen und einer Einheitsregierung führen sollte. Übergangsministerpräsident Abdul Hamid Dbeibah brachte die Wahlen jedoch nicht zustande. Danach wurde im Februar im Osten des Landes der frühere Innenminister Fathi Baschagha zum Regierungschef gewählt. Doch Dbeibah weigert sich, ihm die Amtsgeschäfte zu übergeben. Die Kämpfe könnten Teil des Machtkampfs zwischen Dbeibah und Baschagha sein.