Sipri-Rüstungsreport Diese Zahlen zeigen, wie die Welt aufrüstet

Quelle: REUTERS

Die Welt rüstet sich gerade auf eine Eskalationsspirale zu. In seinem neuen Report zeigt das Stockholmer Institut für Friedensforschung bedrohliche Rekordwerte und warnt vor einem „beispiellosen Anstieg der Militärausgaben“.

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Die drohende Eskalation zwischen Iran und Israel überrascht Nan Tian kaum. Für den leitenden Sicherheitsexperten des Stockholmer Instituts für Friedensforschung (Sipri) sprechen die Zahlen schon lange eine klare Sprache: Die Welt erlebe gerade einen „beispiellosen Anstieg der Militärausgaben“, sagt Tian. Für ihn sei das eine „direkte Reaktion auf die weltweite Verschlechterung von Frieden und Sicherheit“. 

Damit bringt der Fachmann bereits jene Kernbotschaft auf den Punkt, die der an diesem Montag neu erscheinende Sipri-Rüstungsreport ins Zentrum rückt. Weil die geo- und sicherheitspolitische Landschaft immer unbeständiger werde, schreibt das Institut, verließen sich Staaten weltweit zunehmend auf militärische Stärke. Im Spiel der gegenseitigen Abschreckung drohten deshalb längst „gefährliche Aktion-Reaktion-Spiralen“, wie sie auch gerade beim gegenseitigen Drohnenbeschuss zwischen Israel und Iran im Nahen Osten zu beobachten sind. 

2443 Milliarden US-Dollar gab die Welt 2023 laut Report für Rüstung aus. Inflationsbereinigt sind das 6,8 Prozent mehr Investitionen in Waffen, Kampfflugzeuge, Panzer und Hubschrauber als im Jahr 2022. Das ist der größte jährliche Sprung an Militärausgaben, seit das Sipri damit begonnen hat, den Rüstungsmarkt zu beobachten. Eine weitere irrsinnige Zahl: Die Weltgemeinschaft gibt nun sage und schreibe 2,3 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Waffen aus. 



Die fünf größten Aufrüster sind wenig überraschend die Vereinigten Staaten, China, Russland, Indien und Saudi Arabien. 



Aber die Ausgaben steigen an, wo man auch hinschaut. Es gibt kaum eine Region, die nicht mehr Geld für Waffen einsetzt.



Als Bündnis bleibt die Nato das Schwergewicht des Kräftemessens. Sie gibt allein über die Hälfte der weltweiten Rüstungsausgaben aus (1341 Milliarden Dollar). Rund ein Drittel der Nato-Mitglieder schaffen mittlerweile Zwei-Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigungsausgaben zu reservieren. Das Bündnis hatte seinen Mitgliedern diesen Wert für 2024 als Ziel gesetzt. Die Bemühungen, es zu erreichen, laufen auf Hochtouren. Europa bleibt derweil weiter klarer Juniorpartner im Bündnis, stellt aber Stand heute den größten Anteil seit zehn Jahren.



Das hat augenscheinlich mit dem Krieg in der Ukraine und dem offensiven Aufrüsten Russlands zu tun. Während der Westen am Zwei-Prozent-Ziel arbeitet, gibt der russische Präsident Wladimir Putin mittlerweile knapp sechs Prozent seiner Staatsausgaben für die Aufrüstung aus. Auch die Ukraine muss bei ihrem Verteidigungskampf gegen die russische Kriegsindustrie mittlerweile enorme Summen für den Kampf ausgeben und landet mittlerweile auf Platz acht der größten Waffen-Einkäufer der Welt. Ein West-Ost-Rüsten ist längst in vollem Gange. Das zeigt folgende Auswahl an Zahlen.



Schließlich hat auch im Nahen Osten das Massaker der Hamas auf israelischem Boden zu einem neuen Schub der Ausgaben geführt. Die Situation verändere sich rasant, schreibt Sibri, „von der Erwärmung der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und mehreren arabischen Ländern in den vergangenen Jahren bis hin zum Ausbruch eines großen Krieges in Gaza und der Angst vor einem Konflikt in der gesamten Region.“



Der Iran war 2023 mit 10,3 Milliarden Dollar der viertgrößte Rüster im Nahen Osten. Zahlenmäßig ist das Mullah-Regime seinem selbsterklärten Todfeind Israel allein von der Größe her in vielen Bereichen überlegen. Die iranische Truppenstärke liegt bei etwa 600.000 Soldaten, während in Israel nur knapp 170.000 Soldatinnen und Soldaten aktiv ihren Dienst tun. 

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Dafür gibt Israel wesentlich mehr Geld für Ausrüstung und Qualität seiner Streitkräfte aus. Das Land mit der ungefähren Größe von Hessen verfügt etwa über 340 Kampfjets, darunter hochmoderne F-35-Tarnkappenbomber. Iran hat nur knapp 290 Flugzeuge dieser Art, dazu teilweise Modelle aus den 1960ern. Eine Ausweitung des Konflikts hat dieser Unterschied in den vergangen Wochen allerdings kaum verhindert.

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