US-Vorwahlen Haley holt den ersten Sieg

Nikki Haley hat ihren ersten Sieg in der Primary in Washington, DC. geholt. Quelle: AP

Zwei Tage vor dem Super Tuesday gewinnt Nikki Haley in der Hauptstadt. Trotzdem dürfte Trump die Nominierung nicht mehr zu nehmen sein. Die Dominanz im Vorwahl-Prozess kann seine Schwächen allerdings nicht überdecken.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Washington, D.C., ist für Republikaner alles andere als eine Hochburg. Amerikas Hauptstadt ist politisch fest in der Hand der Demokraten. Joe Biden holte hier 2020 rund 93 Prozent der Stimmen. Kein Kandidat der Grand Old Party (GOP) hat hier bei einer Präsidentschaftswahl jemals gewonnen, nur fünf Prozent der Bevölkerung bezeichnen sich als Parteianhänger. Kein Wunder also, dass die lokale Partei des District of Columbia landesweit kaum eine Rolle spielt. Sie gilt als das Hobby einiger konservativer Lobbyisten, die beruflich in D.C. zu tun haben – nicht als Repräsentation des Querschnitts der Bevölkerung der Stadt. Hier kommen traditionelle republikanische Werte wie ein starkes Militär, internationale Verantwortung und strikte Haushaltsdisziplin noch gut an.

Ein Heimspiel für Nikki Haley also.

Lächelnd tritt die ehemalige Gouverneurin von South Carolina auf die Bühne im Ballsaal des gediegenen Madison Hotel, nur einen kurzen Spaziergang vom Weißen Haus entfernt. Der Raum ist voll, das Publikum jubelt. Unten läuft derweil die offizielle republikanische Vorwahl des D.C. GOP – der letzte Stimmungstest vor dem anstehenden Super Tuesday, an dem 15 Bundesstaaten ihre Nominierungswettbewerbe um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner abhalten. Drei Tage lang können Parteigänger im Madison ihre Stimme abgeben – und zwar nur hier. Das Hotel ist das einzige Wahllokal in der Stadt. Und Haley hofft, wenigstens hier einmal vor Donald Trump zu landen. Deshalb ist sie nach D.C. gekommen, um unter funkelnden Kronleuchtern vor einer Wand aus US-Flaggen ihre Standardrede vorzutragen. Der Applaus ist mehr als höflich, das Publikum angetan. Auch Haleys Laune ist gut. Die Kandidatin wirkt optimistisch.

Am Sonntag gab die D.C. GOP bekannt, dass Nikki Haley die Primary mit 62 Prozent der Stimmen gewonnen hat.

Trumps Zollpolitik gefährdet die US-Wirtschaft – und seine Drohung, die Nato im Stich zu lassen, nützt nur Putin. Die republikanische  Kandidatin sollte deshalb weiterkämpfen. Ein Gastbeitrag.
von Michael R. Strain

Es ist der erste Sieg für Haley im aktuellen Nominierungswettbewerb. Und vermutlich wird es auch ihr letzter sein. Denn das Ergebnis der Hauptstadt ändert nichts an der Dynamik des Primary-Prozesses. Trump marschiert der Nominierung unaufhaltsam entgegen. Und so richtig ernst scheint er den Vorwahlkampf auch nicht mehr zu nehmen. Während Haley die letzten Tage vor dem Super Tuesday kreuz und quer durch die Vorwahl-Staaten reiste, um sich noch möglichst vielen Wählern zu präsentieren, beschränkte der Ex-Präsident sich auf ein leichtes Programm, schaute noch kurz in North Carolina und Virginia vorbei. Dann zog er sich nach Florida auf sein Anwesen Mar-A-Lago zurück. Von dort aus wird er auch am Dienstag die Wahlergebnisse verfolgen.

US-Vorwahlen 2024: Das müssen Sie wissen

Trump kann sich den Energiesparmodus leisten. Denn auch wenn Haley sich bislang standhaft weigert, ihre Kandidatur aufzugeben: Gefährlich werden kann sie ihm nicht mehr. In landesweiten Umfragen liegt er 60 Prozentpunkte vor seiner Herausforderin, in keinem der Super-Tuesday-Staaten kommt sie ihm auch nur nahe. Hält dieser Trend, dann könnte Trump bereits am 12. März die notwendigen Delegierten zusammenhaben, um nach 2016 und 2020 erneut als Präsidentschaftskandidat der Republikaner festzustehen. Es wäre das erste Mal seit 20 Jahren, dass der Nominierungsprozess einer der beiden großen Parteien ohne einen amtierenden Präsidenten auf dem Wahlzettel so schnell abgeschlossen war.

Donald Trump dominiert auch die Vorwahl in South Carolina. Die dritte Präsidentschaftsnominierung in Folge ist ihm kaum noch zu nehmen. Nikki Haley kämpft trotzdem weiter.
von Julian Heißler

Die vermeintliche Stärke des ehemaligen Staatsoberhaupts überschattet gleichwohl, dass Trump durchaus mit Problemen zu kämpfen hat. Seit dem Beginn des Vorwahlprozesses hat er in sämtlichen Primaries und Caucuses schlechter abgeschnitten, als es die Umfragen erwartet hatten. Haleys Kampagne zog zahlreiche Wähler an, die mit ihrer Stimme ihren Protest gegen Trump deutlich machen wollten. In South Carolina etwa gaben rund 60 Prozent der Haley-Wähler an, den Ex-Präsidenten im November auf keinen Fall wählen zu wollen. Ob diese Schwüre halten, wenn es im Herbst gegen den Demokraten Biden geht, ist eine andere Frage – aber solche Zahlen zeigen, dass Trump auch im eigenen Lager noch Überzeugungsarbeit zu leisten hat.

Hinzu kommt, dass die Trump-Kampagne finanziell nicht so gut aufgestellt ist, wie man es von einem ehemaligen Amtsinhaber erwarten dürfte. Im Januar etwa nahm sein Team nur rund 8,5 Millionen Dollar in Spenden ein – und damit weniger als Haley, die 11,5 Millionen Dollar einsammeln konnte. Und Biden konnte sich gar über 42 Millionen Dollar an Zuwendungen freuen. Auch gibt Team Trump das Geld derzeit schneller aus, als es eingeworben wird – unter anderem, weil es Millionen für Anwaltskosten angesichts der rechtlichen Probleme des Kandidaten aufwenden muss. Ende Januar hatte die Kampagne noch rund 30,5 Millionen Dollar zur Verfügung. Team Biden hatte rund 100 Millionen Dollar mehr.

SAP-Gründer Plattner „Im Schatten von SAP hätte es in Deutschland längst etwas Neues geben müssen“

Mitte Mai tritt SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner endgültig ab. Im großen Abschiedsinterview zieht er eine sehr persönliche Bilanz seines Wirkens seit der Unternehmensgründung 1972.

Zugewinnausgleich Wie viel können sich Eheleute steuerfrei vererben?

Ein Paar ist seit gut 40 Jahre verheiratet. Jetzt machen sich die Eheleute Gedanken über die Erbschaftsteuer – und sind auf einen besonderen Steuervorteil gestoßen. Eine Fallanalyse.

Frauenförderung à la Siemens Siemens-Managerin klagt an: Nutzt der Konzern Compliance als Mitarbeiter-Entsorgungstool?

Der Fall einer Siemens-Managerin, die schwanger wurde und nun um ihren Job kämpfen muss, erschüttert den Dax-Konzern. Nun droht der mit ihr verheiratete Personalchef in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Trotzdem: Für den Kampf um die Nominierung dürften Trumps strukturelle Probleme keine Rolle mehr spielen. Daran ändert auch das Ergebnis aus D.C. nichts. Er ist an der Basis zu beliebt. Kein Republikaner vor ihm wurde jemals drei Mal zum Präsidentschaftskandidaten der GOP gekürt. Ob er gleichwohl auch als erstes Ex-Staatsoberhaupt seit Grover Cleveland ins Weißes Haus zurückkehrt, ist damit längst noch nicht gesichert.

Lesen Sie auch: Duell um die US-Präsidentschaft – das müssen Sie wissen

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%