Währungspolitik Die Brics-Staaten attackieren den US-Dollar

Noch ist der amerikanische Dollar die unangefochtene Leitwährung der Welt. Doch wie lange noch?   Quelle: imago images

Die Brics-Staaten stellen die Vorherrschaft der USA im globalen Finanzsystem in Frage. Eine eigene Währung der Brics soll die Dominanz des US-Dollars brechen. Setzen die Länder ihre Pläne um, hätten das weitreichende Folgen für die Weltwirtschaft. Ein Gastbeitrag.

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2001 stand die Abkürzung „Bric“ noch für eine Anlagestrategie aus der Investment-Branche. Sie sollte Investoren anspornen, ihr Kapital in den aufstrebenden Volkswirtschaften Brasilien, Russland, Indien und China anzulegen. Durch russische Initiative wurde dann aus Bric im Jahr 2009 eine Plattform, um ein Gegengewicht gegenüber der westlichen Dominanz zu formen. 2010 trat Südafrika bei, und aus Bric wurde „Brics“. Dieser Club repräsentiert jetzt etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung und steht für eine Wirtschaftsleistung in Höhe der US-amerikanischen. Und seine Gefolgschaft steigt. 

Auf ihrem Gipfel in Johannesburg beschlossen die Regierungschefs der Brics, Anfang 2024 den Iran, Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Äthiopien und Argentinien in ihren Club aufzunehmen. Das Ende der Fahnenstange dürfte damit noch nicht erreicht sein. So ließ die südafrikanische Außenministerin Naledi Pandor wissen, 40 weitere Nationen hätten Interesse bekundet, dem Bündnis beizutreten, 23 von ihnen mit konkreten Beitrittsabsichten. Unter ihnen befinden sich Algerien, Kuwait, Bangladesch, Venezuela und Thailand.

Neben engerer wirtschaftlicher und politischer Zusammenarbeit haben die Brics vor allem ein Ziel: dem US-Dollar die Stirn zu bieten. Sie wollen der Vorherrschaft des US-Dollar – der „US-Dollar-Dominanz“, dem „US-Dollar-Imperialismus“ – etwas entgegenstellen, ihre wirtschaftliche und politische Abhängigkeit vom Greenback reduzieren, am liebsten wohl den US-Dollar als internationale Reservewährung ablösen.

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von Heike Schwerdtfeger

Dollar nach wie vor in der Führungsrolle

Ein kühnes Vorhaben. Schließlich ist der US-Dollar nach wie vor die unangefochtene Weltreservewährung, das bedeutendste Geld der Welt. Börsentäglich finden an den Devisenmärkten Umsätze von umgerechnet ungefähr 7,5 Billionen US-Dollar statt. In fast 89 Prozent aller Devisenmarkttransaktionen spielt der Greenback direkt oder indirekt eine Rolle. Zum Vergleich: Der Euro kommt nur auf 31 Prozent, der japanische Yen nur auf 17 Prozent. Der Greenback dominiert das weltweite Wirtschafts- und Finanzmarktgeschehen. Dass die Vormachtstellung des US-Dollars den Brics ein Dorn im Auge ist, eine politisch inakzeptable Abhängigkeit bedeutet, liegt auf der Hand. 

Vor allem weil die USA ihre Währung auch als „geopolitische Waffe“ zur finanziellen Kriegsführung einsetzen. Gerät ein Land mit Washington über Kreuz, läuft es Gefahr, den Zugang zum US-Dollar-Kapitalmarkt und/oder zum US-Dollar basierten internationalen Zahlungsverkehrssystem zu verlieren. Vermutlich hat das Einfrieren der russischen Währungsreserven durch die US-Administration – es handelt sich um immerhin etwa 600 Milliarden US-Dollar – bei vielen nicht-westlichen Regierungen das Fass zum Überlaufen gebracht. Sie sind sich wohl mehr denn je bewusst geworden, dass ihre US-Dollar-Währungsreserven ein politisches Risiko bergen. Doch welche Optionen haben die Brics, sich vom US-Dollar freizuschwimmen? 

Eine Möglichkeit, die die Brics bereits praktizieren, besteht darin, US-Dollar-Positionen in den eigenen Währungsreserven abzubauen, und auf andere Währungen auszuweichen, insbesondere auf eine erhöhte Goldreserve zu setzen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Brics fortan ihren Außenhandel untereinander mit den eigenen Währungen – wie chinesischem Renminbi, indischen Rupien und russischen Rubel – abwickeln, dazu ein eigenes Zahlungssystem etablieren, das unabhängig vom Greenback ist. Beides zusammen würde die US-Dollar-Nachfrage der Brics bereits merklich reduzieren, eine „Ent-Dollarisierung“ des Weltfinanzsystems vorantreiben. 

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