Bevölkerungsprognose Gehört Ihr Landkreis zu den Wachstumssiegern?

München wird gerne als Vorzeigebeispiel für eine dynamische Stadt gewählt – aber wie lange noch? Quelle: imago images

Forscher der Bertelsmann-Stiftung haben Deutschlands Städte und Landkreise unter die Lupe genommen. Schauen Sie in der großen Karte nach, ob Ihre Heimat zu den Wachstumssiegern gehört.

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Manchmal werfen sogar seriöse Wissenschaftler einen Blick in die Glaskugel und wagen eine Prognose für die weit entfernte Zukunft. So hat es jetzt auch die Bertelsmann-Stiftung getan und in ihrem „Wegweiser Kommunen“ eine Prognose erstellt, wie sich Deutschlands Bevölkerung im Jahr 2040 verändert haben wird.

Die Ergebnisse in Kurzform: Deutschland wird den Berechnungen zufolge geringfügig mehr Einwohner haben als heute. Die werden sich jedoch anders auf die Fläche verteilen.

Insbesondere die ostdeutschen Bundesländer verlieren Einwohner, aber auch etwa das Saarland oder Teile der Pfalz. Das stärkste Plus verzeichnet den Berechnungen zufolge Baden-Württemberg mit 4,6 Prozent, die stärksten Verluste hingegen Sachsen-Anhalt mit minus 12,3 Prozent. In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg gibt es mit 5,8 und 3,5 Prozent ein deutliches Plus. Bremen legt mit 1,1 Prozent nur moderat zu.

Bei den kreisfreien Städten erwarten Leipzig, Potsdam und Bamberg einen Zuwachs von mehr als 10 Prozent. Das gilt vergleichbar auch für die Landkreise Biberach (Baden-Württemberg), Mühldorf am Inn und Kelheim (beides Bayern). Schlusslichter beim Minus sind Kreise und kreisfreie Städte in den östlichen Bundesländern mit Rückgängen von 17 Prozent und mehr.



Die Prognose basiert freilich auf möglichst genauen Annahmen, insbesondere über Geburten, Sterbefälle sowie Zu- und Abwanderung, all das abgeleitet aus Entwicklungen der Vergangenheit. Während Geburten und vor allem Sterbefälle einigermaßen vorhersehbar sind, gestaltet sich der Fall bei Wanderungen schwieriger, wie Studien-Autorin Petra Klug einräumt: „Es gab in den vergangenen Jahren zwei Ereignisse, die Vorausberechnungen erschwert haben. Das war 2015 der Krieg in Syrien und 2022 der Krieg in der Ukraine. Beide hatten und haben extreme Auswirkungen auf die Berechnungen.“

Die extrem hohe Zuwanderung wird sich nicht fortsetzen

Die beiden Ereignisse haben nach Einschätzung Klugs unterschiedliche Einflüsse mit sich gebracht. „Anders als aus Syrien sind aus der Ukraine zu einem hohen Anteil vor allem Frauen im jüngeren und mittleren Alter zu uns gekommen“, sagt sie. Die extrem hohe Zuwanderung nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine wird sich nach Einschätzung der Experten so nicht fortsetzen.

Einen Schwerpunkt legt die Untersuchung auf die künftige Altersstruktur der Bevölkerung. Dass diese deutlich ansteigen wird, ist allgemein bekannt, laut Bertelsmann-Institut steigt etwa die Zahl der Über-80-Jährigen von rund 5,8 Millionen im Jahr 2027 auf rund 7,7 Millionen im Jahr 2040. Der Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung liegt dann bei 9,2 Prozent.

Der älteste und der jüngste Landkreis

Das mittlere Alter der Bevölkerung steigt demnach bis 2040 um 1,2 Jahre auf 47,1. Dabei gibt es jedoch immense Unterschiede zwischen den Regionen. So wird der Wert in Hamburg und Berlin in 16 Jahren auf etwa 43 Jahre prognostiziert. In vier der fünf östlichen Länder liegt das Medianalter dann zwischen 52 und 53 Jahren. Auf Kreisebene sind die Unterschiede noch größer. Der älteste Landkreis wird demnach Greiz in Thüringen mit 57,3 Jahren sein, der jüngste der Stadtkreis Heidelberg (Baden-Württemberg) mit 38,8. 

Bevölkerungsprognosen sind nicht nur als Gedankenspiele interessant, sondern legen die Grundlage für politische Entscheidungen. So werden sie etwa einbezogen, wenn entschieden werden muss, ob eine Schule geschlossen oder eine neue gebaut werden soll. Auch für die Frage, wie viele neue Wohnungen es an einem Ort geben soll, sind solche Prognosen entscheidend (und werden doch nicht immer berücksichtigt, wie wir kürzlich beschrieben haben: An vielen Orten wird mehr gebaut als eigentlich nötig).

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Zu möglichen Fehlern bei solchen Prognosen sagt Klug: Die Annahmen würden mit Expertinnen und Experten auf Bundes- und Länderebene nach bestem Wissen diskutiert. „Je kleiner die Gebietseinheiten sind, desto fehleranfälliger sind die Vorausberechnungen. Aber auch kleine Kommunen müssen planen können und benötigen die Zahlen, um Trends einschätzen zu können.“

Mit Material der dpa

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