Krankenhaus-Reform Entscheidend ist, was NICHT in Lauterbachs Plänen steht

Karl Lauterbach stellt seine große Klinikreform vor. Doch wichtige Fragen bleiben unbeantwortet. Quelle: dpa

Gesundheitsminister Karl Lauterbach tritt mit seiner Großreform für die Krankenhäuser an. Doch die wichtigsten Antworten für die Versorgung lässt sie offen. Ein Kommentar.

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Allein die gesetzlichen Krankenkassen werden 2024 wohl 100 Milliarden Euro für die rund 1800 Krankenhäuser in Deutschland ausgeben. Dazu kommt, was die Länder in Kliniken stecken und Privatversicherungen überweisen.

Das Geld geht an Häuser, die teils Hervorragendes bieten. Es geht aber auch an solche, die seit Corona zu gering ausgelastet sind und zugleich unter Personalmangel und hohen Energiekosten leiden. Die sich in Ballungszentren nicht immer mit großartiger Ausstattung um Patienten balgen und in denen viel mehr operiert wird als in Nachbarländern – oft mit mäßigem Ergebnis. Es geht auch um regional wichtige Kliniken, die pleitegehen. Weil auf dem Land zudem die Arztpraxen fehlen, fühlen sich die Menschen abgehängt.

Andere Länder wie Dänemark haben vorgemacht, wie eine bessere Versorgung funktioniert, aber auch, wie ein veraltetes System trotz schmerzhafter Entscheidungen modernisiert werden kann.

Die Klinikreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach lässt auf sich warten. Häuser gehen pleite – und Insolvenzverwalter versuchen zu retten, was geht.
von Cordula Tutt, Henryk Hielscher

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bleibt nun in seinem Gesetzentwurf Wesentliches schuldig, damit die Reform erfolgreich wird: Er kann weder in öffentlichen Auftritten noch im Entwurf vermitteln, wo es künftig ein Krankenhaus geben soll oder wie sonst vor Ort die Kranken gut versorgt werden. Er kann nicht erklären, was ein Grundversorger künftig bieten soll oder was Menschen von Spezialkliniken etwa zur Krebsbehandlung erwarten dürfen. Er legt schlicht keine Planung vor.

Weder er noch die Landesminister und -ministerinnen wollen den Ärger auf sich nehmen, zu sagen, wo Kliniken geschlossen und welche zu Spezialisten ausgebaut werden sollen. Alle fürchten den Widerstand vor Ort – auch wenn Menschen für planbare Eingriffe längst lieber große Entfernungen auf sich nehmen.

Mit Transparenz und Ehrlichkeit ließe sich vermitteln, dass manchmal ein Hubschrauberlandeplatz für ein gutes Hospital wichtiger ist als fünf Wald- und Wiesen-Häuser, die ihre Schichtpläne nicht mehr füllen können. Dass eine Gesundheitsstation auf dem Land gute Alltagsmedizin bieten kann. Und dass eine kleine Klinik im Stadtkern vielleicht besser zum Zentrum für Altenmedizin wird.

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Der Reform fehlt es an Klarheit und Überzeugungskraft. Karl Lauterbach hat die Bundesländer nach ordentlich Knatsch am Ende doch nicht beteiligt, kann aber ohne sie auch nicht festlegen, was wegsoll.

So wird am Ende niemand schuld sein – aber geholfen ist auch niemandem. Es werden weiter Krankenhäuser verschwinden, die eigentlich gebraucht werden. Und andere werden trotz neuer Vorgaben für die Ausstattung und anderer Bezahlung weiter im Hamsterrad operieren und um Kundschaft buhlen.

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