Die American Economic Association (AEA) gilt als wichtigste wirtschaftswissenschaftliche Vereinigung der Welt – und ihre seit 1947 vergebene John-Bates-Clark-Medaille als Ritterschlag für den volkswirtschaftlichen Nachwuchs.
Die Geschichte zeigt: Wer sich die Medaille umhängen darf (die AEA vergibt sie für „einen signifikanten Beitrag zum ökonomischen Denken und Wissen“), der hat im späteren Berufsleben eine große Chance, den Ökonomie-Nobelpreis zu erhalten. So wie etwa Milton Friedman, Gary Becker, James Heckman, David Card und Esther Duflo. Es ist mithin eine illustre Gesellschaft, in der sich Philipp Strack nun befindet, der einst seinen VWL-Abschluss an der Universität Bonn machte.
Bereits im Dezember 2023 stellte die WirtschaftsWoche Philipp Strack vor, als er im Rahmen des exklusiven VWL-Rankings zu einem der forschungsstärksten Volkswirte im deutschsprachigen Raum gekürt wurde.
Wie tickt der Shootingstar der Ökonomie?
Es war gegen Ende seines Promotionsstudiums an der Universität Bonn, als sich Philipp Strack vermehrt Gedanken über das Aufhören machte. Nicht das Ende seiner Karriere hatte der junge Ökonom im Kopf; ihn trieb eine größere, abstraktere Frage um: Wie lässt sich beeinflussen, wann Menschen bestimmte Verhaltensweisen beenden? Woran erkennt man den idealen Schlusspunkt?
Das Thema ließ ihn nicht mehr los, und Strack begann, es als Forscher wissenschaftlich zu durchpflügen. Damit fiel er in der Community schnell auf – auch an der volkswirtschaftlichen Fakultät der University of California in Berkeley. Die bot dem jungen Doktor der Wirtschafts- und Geisteswissenschaften eine Assistenzprofessur an. 2014, nach einem Jahr in der Forschungsabteilung von Microsoft, bezog Strack ein Büro in Evans Hall – dem VWL-Turm auf dem malerischen Campus der Eliteuniversität mit Blick über die Bucht von San Francisco.
„Es war ein unglaubliches Privileg“, erinnert sich Strack im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Fünf Jahre blieb er in Berkeley, 2019 wechselte er dann an die Ostküste – in die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Kaderschmiede Yale in Connecticut.
Es ist ein rasanter Aufstieg, den Strack da hingelegt hat; nur sechs Jahre nach der Doktorarbeit forschen nicht viele deutsche Volkswirte an einer der bekanntesten Hochschulen der Welt. Eingeschüchtert war der junge Ökonom von großen Namen wie Berkeley oder Yale nie, auch weil er sich gut vorbereitet fühlte: „Das Promotionsprogramm Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn ist einfach herausragend“, lobt Strack, „das hat mir gute Startbedingungen verschafft – auch für die USA.“
Hier sucht der Ökonom nun weiter nach Mustern in einer unübersichtlichen Welt, nach Mechanismen, mit denen schwer zu erfassende Phänomene zu greifen sind. Zuletzt hat er darüber geforscht, wie sich mathematisch erkennen lässt, ob Unternehmen bestimmte gesellschaftliche Gruppen diskriminieren. Andere Projekte gehen der Frage nach, wie Steuern auf umweltschädliche Güter wie Flugtickets gestaltet sein müssten, ohne dass sie überproportional Menschen mit geringen Einkommen belasten. Oder wie lange Lockdowns während der Covidpandemie optimalerweise hätten dauern sollen.
Kann sich Strack vorstellen, irgendwann zurück an eine deutsche Hochschule zu gehen? Unmittelbare Pläne gibt es nicht, der Ökonom hat sich in New Haven gut eingerichtet und mag die Stadt. „Aber ich hänge natürlich sehr an Deutschland“, sagte er vor einigen Monaten im Gespräch mit der WirtschaftsWoche.
Völlig ausgeschlossen ist eine Rückkehr also nicht.
Hinweis: Ein Teil dieses Textes entstammt dem Portrait, das im Rahmen des WiWo-VWL-Ranking im Dezember 2023 erschienen ist