Röser ist so frei
Eine Frau probiert eine VR-Simulation in Jerusalem aus. Quelle: imago images

Einhörner fallen auch in Israel nicht vom Himmel

Der Gründerspirit und die Lust, technologisch Grenzen zu verschieben, sind in Israel großartig. Davon konnte ich mich gerade auf einer Reise überzeugen. Ach, hätte Deutschland doch mehr vom Silicon Wadi! Eine Kolumne.

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Israel hat den Gründungsspirit: rund 7000 Start-ups kommen in Israel auf 620.000 Unternehmen, während es in Deutschland nur 3300 Start-ups zu drei Millionen Unternehmen sind. Selbst im schwierigen Corona-Jahr 2021 schafften es 42 der israelischen Start-ups zu echten Unicorns. Also Unternehmen, die mit einer Milliarde Euro oder mehr bewertet werden.

Beeindruckende Zahlen, die uns junge Unternehmer dazu inspirierten, uns das live vor Ort anzuschauen und für eine Woche ins Silicon Wadi zu reisen. Eine Reise voll von neuen Impressionen und Start-up-Feuerwerk. Die Reise hat uns gezeigt, was in Israel alles besser läuft und was wir in Deutschland davon lernen können. Frei nach dem Motto: Lerne von den Besten!

Israel hat ein geniales Ökosystem für Gründer: Erstklassige weiterführende Bildung, vielfältige Finanzierungsoptionen mit dem weltweit höchsten Risikokapital pro Einwohner, eine kluge Standortpolitik und ein offenes Mindset mit dem Mut zum Risiko. Chancen gehen hier vor Bedenken.

Besonders die Tech-Szene boomt. Es ist die Mischung der Standortfaktoren, die das Land aufblühen lässt! Auch die enge Verbindung zum technologisch fortgeschrittenen Militär hilft dieser spannenden Innovationskultur: So kommt (fast) jeder Mann und auch (fast) jede Frau spätestens in der Zeit des Wehrdienstes nicht nur mit Disziplin, sondern vor allem auch mit IT-Themen und Digitalanwendungen in Berührung. Eine Zeit, die prägt und jedem jungen Menschen in Israel Schlüsselkompetenzen vermittelt – egal ob Mann oder Frau. Alle gehen in dieselbe „Schule“.

Am sichtbarsten wird das etwa an der starken Branche von Unternehmen für Cybersicherheit. Israelische Firmen sind hier weltweit führend. Kürzlich erst hat die Schwarz-Gruppe zur IT-Absicherung ihrer Tochter Lidl das israelische Start-up XM Cyber gekauft. Die Kooperation deutscher Unternehmen mit israelischen Start-ups lohnt sich. Der Mittelstand kann von den dortigen Start-ups lernen und israelische Start-ups von den Erfahrungen und dem Marktzugang des Mittelstandes profitieren.

Dass das IT-Unternehmen Intel seine Fabrik in Magdeburg erst noch plant, während in Intels Forschungszentrum in Israel bereits seit langer Zeit maßgebliche Entwicklungen vorangetrieben werden, verwundert dann kaum.

In Deutschland fehlen in den Unternehmen gerade die MINT-Fachkräfte, also Arbeitskräfte mit Kompetenzen in Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Die Folge daraus ist, dass Deutschland ins Stocken gerät. Unternehmen wandern ab oder können weniger Zeit und Geld in Innovationen stecken. 

Nun ist die Wehrpflicht, die in Israel auch MINT-Kompetenzen vermittelt, bei uns ausgesetzt. Gerade deshalb müsste unsere Regierung die vorhandenen Bildungseinrichtungen darauf ausrichten, die MINT-Fächer zu stärken und mehr Schülerinnen und Schüler insbesondere für Ingenieurskompetenzen zu begeistern. Allen Schülern sollte nicht zuletzt vermittelt werden, dass MINT-Fächer nicht nur beste Chancen für den Arbeitsmarkt, hohe Löhne und die Karriere bieten, sondern die Grundvoraussetzung sind, um das Klima zu retten.

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Im Endeffekt muss uns klar sein, dass die Unicorns von morgen nicht vom Himmel fallen. Ihre Gründer brauchen ein Umfeld, das offen für neue Ideen, technologieaffin und investitionsbereit ist. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hängt maßgeblich davon ab, wie wir uns künftig in der Bildungsvermittlung aufstellen und dass wir unser Mindset verändern: Wir können uns die Trägheit der letzten Jahre und die Angst vor Veränderungen schlicht nicht mehr leisten. Dafür hat sich die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in den vergangenen Jahren zu sehr verschlechtert. Länder wie Israel zeigen mir, wie es auch anders gehen kann! Lasst uns daran ein Beispiel nehmen. Lasst uns voller Kraft und Mut die Zukunft gestalten.

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