Sarna Röser ist so frei
Bloß nicht ausbremsen lassen: Das Wachstumschancengesetz von Christian Lindner verspricht Besserung für die deutsche Wirtschaft, schreibt WiWo-Kolumnistin Sarna Röser. Quelle: dpa

Christian Lindner darf nicht scheitern!

Bund und Länder streiten weiter um das Wachstumschancengesetz. Ist den Spitzenpolitikern klar, wie wichtig dieses Vorhaben für die gebeutelte deutsche Wirtschaft ist? Eine Kolumne.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte – so heißt es im Volksmund. Im Falle des Wachstumschancengesetzes und dem Streit zwischen Bund und Ländern leidet aber die Dritten – in diesem Fall die Familienunternehmen. 

Doch der Reihe nach: Das Wachstumschancengesetz von Christian Lindner verspricht Besserung für die deutsche Wirtschaft. In turbulenten Zeiten soll das lang ersehnte Gesetz die deutsche Wirtschaft stützen und wieder aus dem Prognosetief holen. Laut Internationalem Währungsfonds ist Deutschland Wachstumsschlusslicht der Industrieländer. Viel zu tun möchte man meinen und genau der richtige Augenblick, um anzupacken und das Gesetz zu verabschieden. Wäre da nicht die Uneinigkeit zwischen Bund und Ländern. 

Die Länder sollten sich einen Ruck geben

Wie bei den meisten Steuergesetzen bedarf es hier der Zustimmung der Länder, doch davon sind wir aktuell weit entfernt. Zentrale Punkte – wie die Investitionsprämie für Klimaschutz, die Flexibilisierung der Verlustverrechnung und die degressive Abschreibung – werden gänzlich in Frage gestellt oder sollen zumindest in erheblichem Maße verändert werden. Das Gepolter der Länder geht dabei auf die finanzielle Lastenverteilung zurück: Die Länder fordern eine größere Beteiligung des Bundes. Blickt man jedoch auf die Finanzlage der Länder, überrascht diese Position nicht nur geschulte Finanzexperten.

Lesen Sie auch: Christian Lindners Meisterstückwerk

Ende 2022 hatte der Bund ein Finanzierungsdefizit von rund 130 Milliarden Euro, während die Länder einen Überschuss von über zwölf Milliarden Euro verzeichneten. In der Vergangenheit übernahm der Bund Ausgaben, die eigentlich in der Zuständigkeit der Länder lagen. Ferner haben die Länder im vergangenen Jahr über 40 Milliarden Euro nicht ausgegeben. Sicher ist die Lage regional unterschiedlich, aber die Summe der Haushaltsreste, die sich gesammelt im Sparstrumpf tummeln, ist doch beachtlich. Die Fronten sind also geklärt – jetzt gilt es Kompromisse zu finden und sicherzustellen, dass das Wachstumschancengesetz nicht im Vermittlungsausschuss hängen bleibt

Im Gegenteil: In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist rasches Handeln gefragt. Wir haben nicht die Zeit, Entscheidungen zu vertagen und Verantwortlichkeiten hin und herzuschieben. Wir müssen jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen, um unseren Wirtschaftsstandort zu stärken.

Schließlich sollten auch die Länder und Kommunen ein Eigeninteresse daran haben, dass die Wirtschaft wieder wächst. Immerhin profitieren sie von den daraus resultierenden Steuereinnahmen. Es ist absurd, wie viel Energie jetzt darauf verschwendet wird, über die Finanzierung der Maßnahmen zu streiten. Eins darf hier aber auf keinen Fall passieren: eine radikale Streichung von zentralen Elementen des Gesetzes. Das wäre ein fatales Signal an die Unternehmen im Land! 

Sonst wird das nichts mit der Rückkehr an die Spitze

In aller Deutlichkeit: Das Gesetz ist zwar nur ein erster, aber wichtiger Schritt, um unseren Wirtschaftsstandort wieder in Schwung zu bringen. Es bietet finanzielle Entlastungen und trägt zur Entbürokratisierung bei, zwei Punkte, auf die die Unternehmen dringend angewiesen sind. Das aktuelle Getöse um das Gesetz bringt den Familienunterunternehmen keine Planungssicherheit, sondern verstärkt die Unsicherheit und konterkariert die Pläne, Deutschland wieder an die Wirtschaftsspitze zu bringen.

Altersvorsorge Drohender Renten-Schock: Die hochriskanten Investments der Versorgungswerke

Berufsständische Versorgungswerke erwirtschaften Renten für Ärzte, Anwälte und Mediziner. Doch sie haben Geld überaus riskant angelegt – mit potenziell dramatischen Folgen.

Frauenförderung à la Siemens Siemens-Managerin klagt an: Nutzt der Konzern Compliance als „Mitarbeiter-Entsorgungstool“?

Der Fall einer Siemens-Managerin, die schwanger wurde und nun um ihren Job kämpfen muss, erschüttert den Dax-Konzern. Nun droht der mit ihr verheiratete Personalchef in Mitleidenschaft gezogen zu werden.

Selbstversuch Der Weg zum eigenen Wald – für kleines Geld

Unser Autor träumt von einem Wald. Er bekommt ihn bei einer Zwangsversteigerung – für 1550 Euro.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Es ist an der Zeit, dass Bund und Länder sich einigen, nicht nur beim Wachstumschancengesetz, sondern auch bei der zukünftigen Ausgestaltung der Finanzbeziehungen. Nur so können wir sicherstellen, dass Deutschland wirtschaftlich auf solidem Boden steht. 

Alle Kolumnen von Sarna Röser finden Sie hier.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%