Schutz, Impfnachweis, Reisen und Co. Die 15 wichtigsten Fragen zur Corona-Impfung

Corona-Impfung in Deutschland Quelle: dpa

Das Impftempo nimmt Fahrt auf. Jeder zweite erwachsene Deutsche ist bereits gegen Corona geimpft. Doch mit und nach der Impfung häufen sich offene Fragen. Das sollten Sie wissen.

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1. Kann sich das Coronavirus trotz Impfung übertragen?

Die Impfstoffe versprechen zwar einen hohen Schutz vor einer Corona-Infektion, aber keinen vollkommenen. Biontech und Moderna sind nach der zweiten Impfung zu 95 Prozent wirksam. Das bedeutet: Unter 100 Infizierten sind nur fünf Geimpfte dabei. Es erkranken also deutlich weniger nach einer Impfung. Bei AstraZeneca hingegen liegt die Wirksamkeit bei 70 bis 80 Prozent. Der Impfstoff von Johnson & Johnson schützt sogar noch weniger. Die Schutzwirkung 14 Tage nach der Einmalimpfung liegt bei 65 Prozent. Vor einem schweren Verlauf – also einem Aufenthalt im Krankenhaus oder einem tödlichen Ausgang – wirkt die Impfung allerdings bereits mit der ersten Spritze bei allen Impfstoffen zu 100 Prozent.

2. Wie stark ist der Schutz nach der ersten Impfung?

Knapp die Hälfte der Deutschen haben bereits die erste Impfung erhalten. Vollständig immunisiert ist jedoch gerade mal jeder Fünfte. Aber wirkt die eine Dosis schon? Laut der U.S. Food & Drug Administration (FDA) liegt der Schutz der ersten Impfdosis von Biontech bei 52 Prozent. Allerdings beinhaltet dieser Zeitraum die ersten elf Tage nach dem Pieks. Ab dem 12. Tag setzt der Immunschutz ein. Der tatsächliche Schutz der ersten Impfdosis liegt bei bis zu 84 Prozent. Die Moderna-Spritze schützt nach Angaben der FDA zu etwa 70 Prozent vor Einsetzen des Immunschutzes. Bei AstraZeneca beträgt der Schutz nach der ersten Impfung 76 Prozent. Die Schutzwirkung 14 Tage nach der Einmalimpfung mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson liegt bei 65 Prozent.

3. Wie kann der Impfstoff von AstraZeneca und Johnson & Johnson Hirnvenen-Thrombosen auslösen?

Seltene, aber lebensgefährliche Nebenwirkungen sorgen dafür, dass viele Impfwillige bei den Impfstoffen von AstraZeneca und Johnson & Johnson lieber abwinken. Die sogenannten vektorbasierten Impfstoffe können in seltenen Fällen lebensgefährliche Blutgerinnsel verursachen. Bei beiden Impfstoffen sind inzwischen Fälle von schweren Thrombose-Erkrankungen nach einer Impfung bekannt. Vektorimpfstoffe transportieren den Wirkstoff in die Zellen, um dort ihre genetische Informationen in den Zellkern zubringen. Die mRNA-(Boten-Ribonukleinsäure) Impfstoffe – also Biontech und Moderna – senden diese Informationen nur in die Zellflüssigkeit der Zellen. Johnson & Johnson und AstraZeneca werden jedoch zuerst im Zellkern abgelesen und in RNA (Ribonukleinsäuren) übersetzt. Bevor diese RNAs in die Zellflüssigkeit gebracht werden, unterliegen sie im Zellkern unter anderem dem Prozess des „Spleißens“. Dieser trägt dazu bei, dass aus der RNA die wichtige mRNA wird, die bei mRNA-Impfstoffen Biontech und Moderna bereits verimpft wird. In der Zellflüssigkeit wird dann aus der fertigen mRNA wie bei den mRNA-Corona-Impfstoffen das für die Bildung von Antikörpern und die Impfreaktion so wichtige Spike-Protein, das Impfantigen, hergestellt. Bei mRNA-Impfstoffen passiert dies automatisch.

4. Ist die Corona-Impfung für Kinder sinnvoll?

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat bereits angekündigt, dass Kinder und Jugendliche in die Impfkampagne eingebunden werden. Ohne die Empfehlung der Stiko abzuwarten. Laut einem vorläufigen Entwurf empfiehlt die Stiko, nur Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren zu impfen, die bestimmte Vorerkrankungen haben. Das Gremium nennt ein Dutzend Krankheitsbilder, die mit anzunehmendem erhöhtem Risiko für einen schweren Corona-Verlauf einhergehen. Darunter sind etwa Adipositas, chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion sowie chronische Niereninsuffizienz. Experten sprachen zuletzt mehrfach von Wissenslücken hinsichtlich der Sicherheit des Impfstoffs in der Altersgruppe: Verwiesen wurde auf die geringe Zahl an geimpften Probanden und eine kurze Nachbeobachtungszeit. Hinzu kommt: Wenn sich gesunde Kinder mit Corona infizieren, haben sie laut Fachleuten ein sehr geringes Risiko, schwer zu erkranken. In anderen Worten: Der Nutzen der Impfung wiegt möglicherweise ihr Risiko nicht auf.

Insgesamt stuft die Studie im „New England Journal of Medicine“ die Impfung für die Kinder als gut verträglich ein. Die Impfreaktionen seien überwiegend mild bis moderat gewesen. Ähnlich wie in anderen Altersgruppen klagten die Kinder am häufigsten über Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen. Jedes Fünfte Kind bekam nach der zweiten Impfung Fieber. Schwere unerwünschte Wirkungen wie Thrombosen oder einen anaphylaktischen Schock habe es im Zusammenhang mit der Impfung nicht gegeben, berichten die Wissenschaftler. Allerdings lässt die geringe Gesamtzahl von 1131 Geimpften nur bedingt Rückschlüsse über seltene Nebenwirkungen zu.

5. Wo bekomme ich einen Impfnachweis?

Viele deutsche Apotheken werden ab dem 14. Juni einen digitalen Impfnachweis für vollständig gegen das Coronavirus Bürger ausstellen können. Statt den gelben Impfpass der Weltgesundheitsorganisation WHO ständig bei sich tragen zu müssen, können Geimpfte ihre Immunisierung dann per Handy nachweisen und so gegebenenfalls Freiheiten bei Reise, Sport, Gastronomie oder Kultur genießen.

Neben den Apotheken sollen auch Impfzentren und Ärzte die digitalen Nachweise in Form eines QR-Codes ausstellen. Möglicherweise erhalten geimpfte Personen den Code nachträglich per Post zugeschickt. Bereits zuvor steht die freiwillige Anwendung namens „CovPass“ nach Angaben aus dem Bundesgesundheitsministerium für alle Interessenten in den App-Stores für Smartphones zur Verfügung.

Die EU-Länder und das EU-Parlament hatten sich kürzlich auf Details eines europaweiten Zertifikats geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene Corona-Erkrankungen nachweisen kann. Dies soll auch Reisen erleichtern. Dabei geht es um eine Ergänzung des weiter verwendbaren gelben Impfheftes.

6. Habe ich trotz Impfung eine Quarantänepflicht nach dem Urlaub in Risikogebieten?

Für die meisten Länder gilt eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Reisen ins Ausland sind aber nicht verboten. Die Grenzen sind von deutscher Seite laut ADAC offen. Die Test- und Quarantänepflicht bei der Rückkehr aus Risikogebieten und Hochinzidenz-Gebieten entfällt für Genesene und vollständig Geimpfte.

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