Seit Schönenberger die Idee von einem Forschungsaufenthalt an der Standford University im Silicon Valley zurück nach München brachte und 2002 erste Flyer für ein Business-Plan-Seminar in einem Kopierer der TU vervielfältigte, wurden drei Risikokapitalfonds mit einem Volumen von 386 Millionen Euro aufgelegt – und weitere potente Venture Capital Geber aufmerksam. Zudem suchen Dax-Konzerne auch die physische Nähe der Forschenden: SAP etwa baut ein eigenes Forschungszentrum auf dem TUM-Campus Garching nördlich von München, auch Siemens will dorthin einen Großteil seiner Technologie-Abteilung verlagern. Elisa Roth und Mirco Möncks testen ihre Mikrolern-Module aktuell in den Produktionshallen des Konzerns.
Die Partnerschaft mit den global agierenden Konzernen, sagt TUM-Präsident Hofmann, öffne den Start-ups schnellen Zugang zum Weltmarkt. Gerade im fragmentierten Europa, wo es schwierig sei, von einem Land zum anderen zu skalieren, sei dies wichtig.
Nebeneffekt für die bayrische Metropole: Auch nach dem Studium bleibt die große Mehrheit der Hochqualifizierten. Insgesamt wählten von den 77 Prozent TUM-Absolventen, die in Deutschland verbleiben, in den vergangenen drei Jahren gut zwei Drittel München und das Umland als Wohn- und Arbeitsort. Laut einer Umfrage der Universität fanden vier von fünf EU-Ausländern nach ihrem Abschluss in der Region Arbeit. Von den Nicht-EU-Ausländer waren es 68 Prozent. Das ist nicht trivial. Gerade der nahtlose Übergang in den Beruf von ausländischen Studierenden ist nach Überzeugung von OECD-Experten ein Trumpf im Ringen gegen den Fachkräftemangel. Mit 40 Prozent ist die Akademikerquote in München inzwischen die höchste in ganz Deutschland.
Entscheidende Vorteile
„Von der hervorragenden Ausbildung, die junge Menschen aus der ganzen Welt an beiden Unis genießen, profitieren auch die Münchner Unternehmen, für die der Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften ein entscheidender Standortvorteil ist“, konstatiert Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt. „Durch die enge Kooperation mit Unternehmen, Start-ups, weiteren Münchner Hochschulen und Forschungseinrichtungen und auch der Stadt München selbst setzten die beiden Universitäten entscheidende Impulse für ein zukunftsfähiges München.“
Das Wirtschaftsreferat der Stadt hat im Gründerzentrum eigene Büros, auch die Stadtwerke München (SWM) und die städtischen Verkehrsbetriebe MVG sind präsent. Im Rathaus setzt man – wie die Unternehmen – ebenfalls auf ein Miteinander zur Lösung drängender Probleme: Wie baut man etwa klimafreundliche Hochhäuser mit bezahlbaren Wohnungen? Welchen Platz sollen öffentliche Verkehrsmittel, Autofahrer, Radler und Fußgänger in einer lebenswerten Stadt haben? Der Stadtteil Neuperlach, vor 56 Jahren als „Entlastungsstadt“ im Münchner Südosten hochgezogen, soll endlich sein Schmuddel-Image ablegen und ein Leuchtturmprojekt für Klimaneutralität und Lebensqualität werden. Themen für junge Talente gibt es genug.
Lesen Sie auch: Das Geheimnis der besten Städte – der Report zum WiWo-Städteranking 2023