TomTom-Traffic-Index Diese Grafiken zeigen Deutschlands Stau-Hauptstädte

Quelle: imago images

161 Euro verlieren Münchener Arbeitnehmer durch Staus jährlich. Zu dem Ergebnis kommt eine neue Auswertung von TomTom. Wie viel Geld und Zeit Pendler im Stau verlieren, zeigen diese Grafiken.

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Etwa 49 Stunden Freizeit verliert der Durchschnittspendler in Deutschland jährlich auf dem Arbeitsweg, weil der Autoverkehr stockt. Zwei volle Tage Lebenszeit. Die Gründe dafür sind vielfältig: Baustellen, Ampelanlagen und Staus. Was das in konkreten Zahlen für Ihren Wohn- oder Arbeitsort bedeutet, zeigt der jährliche TomTom-Traffic-Index.

Was steckt dahinter?

Basierend auf Verkehrsdaten von mehr als 600 Millionen Fahrzeugen und mobilen Geräten berechnen die Experten von TomTom den Zeitverlust und die Kosten pro gefahrenen Kilometer – damit sind die Daten repräsentativ. In Deutschland wurden die Echtzeitdaten für 27 Städte und Regionen aus zehn Bundesländern ausgewertet. Um die Städte untereinander vergleichen zu können, ziehen die Experten von TomTom einen 5-Kilometer-Radius um das geografische Stadtzentrum.

Deutschlands Stauhauptstadt ist dabei weder München, Köln oder Berlin, sondern Wiesbaden. Prozentual ist hier der Zeitzuwachs während der Hauptverkehrszeit am höchsten.



Im Gegensatz zum freien Fluss erhöht sich in der Landeshauptstadt von Hessen die Fahrzeit um knapp 39 Prozent. Pendler müssen hier mit den größten Beeinträchtigungen rechnen. Auch in Hamburg (36 Prozent), München und Aachen (beide 33 Prozent) müssen die Menschen deutlich mehr Zeit während der Rushhour einplanen.

Überraschend ist das gute Abschneiden des östlichen Ruhrgebiets. Denn trotz der hohen Einwohnerdichter fahren die Pendler hier nur knapp 20 Prozent länger als zu Freiflusszeiten. TomTom-Verkehrsexperte Ralf-Peter Schäfer erklärt: „Der Index ist auch ein Ausdruck der Netzstrukturen. Er zeigt, ob die Infrastruktur der Städte die Nachfrage der Pendler erfüllen.“ Das bedeutet: Die Straßenkapazität ist besser auf die großen Pendlerströme ausgelegt als beispielsweise in Wiesbaden und Hamburg.

Hinzukommt, dass viele Strecken im Ruhrgebiet mit Autobahnen oder Schnellstraßen ausgestattet sind. So erreichen die Autofahrer im Pott, der Auswertung nach, eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 52 Kilometern pro Stunde. In den deutschen Top-Ten-Staustädten betrug die durchschnittliche Geschwindigkeit hingegen nur 25 bis 32 Kilometer pro Stunde.

Hamburgs Verkehr kostet Zeit und Nerven

Der Blick auf den gesamten Zeitverlust offenbart ein anderes Bild. In Hamburg, Berlin, München und Leipzig sitzen die Pendler für ihren Weg ins Büro am längsten im Auto:



In Hamburg sitzen die Menschen für den Hin- und Rückweg zur Arbeit rund 55 Minuten im Auto. Verkehrsbeeinträchtigungen verzögern die Fahrt um mehr als 19 Minuten. Die Gründe sind vielfältig. Ein Punkt ist die Infrastruktur der Stadt: zahlreiche Tunnel, Brücken und der Hafen mitten im Stadtgebiet.

Zudem kommen ein hohes Verkehrsaufkommen und viele Staus hinzu. Die Kapazität der Straßen reicht für die Menge der Autos nicht aus. „Jede Straße hat eine maximale Kapazität, wenn diese überschritten wird, kommt es zu den hässlichen Verzögerungen“, erklärt Schäfer.

Baustellen, Sperrungen und Sanierungsmaßnahmen tragen zu Verzögerungen bei. Aus diesem Grund fällt das Staulevel in Wiesbaden so hoch aus. Zudem sorgen Ampel im Stadtverkehr für größere Verkehrseinschränkungen. „Der größte Verzögerungsfaktor in der Stadt sind Kreuzungen. Eine Faustregel besagt, dass etwa 50 Prozent der Geschwindigkeit durch Signalanlagen verloren geht“, erläutert der Verkehrsexperte von TomTom.

So teuer ist der Stau zur Arbeit

Neben dem Zeitverlust verlieren Pendler Geld. Denn durch die verlängerte Fahrdauer erhöhen sich die Spritkosten. In München sind laut dem Traffic-Index die Ausgaben am höchsten. 721 Euro zahlen die Menschen in der bayrischen Landeshauptstadt im Jahresdurchschnitt für die tägliche Strecke zum Büro und zurück. Auf die Verkehrsverzögerungen fallen 161 Euro zurück. Bei der Interpretation ist zu beachten, dass es sich um den durchschnittlichen Benzinpreis und den Durchschnittsverbrauch handelt. Damit ergibt die Zahl eine Tendenz an, allerdings keinen genauen Wert an.



Doch gibt es Möglichkeiten, wie Pendler Geld und Zeit sparen können? „Zunächst müssten die Städte die Nachfrage reduzieren“, erklärt Schäfer. Denn eine verringerte Nachfrage verhindert, dass die Straßen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Die Infrastruktur der öffentlichen Verkehrsmittel könnte verbessert werden. „Doch mit dem günstigen Angebot durch das Deutschlandticket ist es nicht getan. Auch die Taktung der Züge und Busse muss verbessert werden“, sagt Schäfer. Als positives Beispiel hebt er die Niederlande hervor: „Der Regionalverkehr fährt im Minutentakt – vergleichbar mit den Berliner S-Bahnen.“

Was eine verminderte Nachfrage des Straßennetzes bewirkt, hat die Corona-Pandemie gezeigt. „Für Verkehrsplaner war das eine sehr wertvolle Phase. Dadurch, dass die meisten Menschen zu Hause waren, konnten die Planer viele Punkte neu bewerten“, erklärt der Verkehrsexperte.

So bewies die Pandemie die Nützlichkeit der Heimarbeit. „Wir haben durch das Homeoffice-Konzept eine größere Entlastung im Straßenverkehr erreicht als mit dem 9-Euro-Ticket“, berichtet Schäfer.

Homeoffice entlastet die Straßen

Nach der Pandemie haben sich viele Menschen angewöhnt, einige Tage in der Woche von zu Hause zu arbeiten. Laut den Daten ist das Homeoffice an zwei Tage dafür besonders beliebt, wie das Beispiel Frankfurt am Main zeigt:



Die Rushhour ist am Dienstagmorgen und am Donnerstagnachmittag besonders deutlich zu erkennen. „Hier sehen wir seit der Pandemie eine starke Veränderung. 2019 war freitags um 15 Uhr die Stunde mit dem höchsten Niveau“, erläutert Schäfer.

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Welche Gründe es dafür gibt, zeigen die Daten nicht auf. Doch der TomTom-Experte hat eine Vermutung: „Natürlich machen die meisten Arbeitnehmer am liebsten Montag oder Freitag Homeoffice. So können sie ihr Wochenende verlängern.“

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