Hohe Arbeitskosten So teuer ist Deutschland im europäischen Vergleich

Im Mercedes-Benz Werk des Autokonzerns Daimler in Sindelfingen (Baden-Württemberg) fertigen Arbeiter am Band Fahrzeuge der S-Klasse. Quelle: dpa

Die Arbeitskosten sind ein wichtiger Faktor, wenn es um die Bewertung des Standort Deutschlands geht. Im EU-Vergleich bleibt die Bundesrepublik in dieser Kategorie teuer für Arbeitgeber. Doch es gibt einen Lichtblick.

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Die hohen Arbeitskosten in Deutschland gelten als entscheidender Standortnachteil. Nach Angaben des EU-Statistikamtes Eurostat ist die Bundesrepublik damit aber nicht allein auf dem Kontinent. Produzierendes Gewerbe und Dienstleister in Deutschland lagen im vergangenen Jahr mit durchschnittlich 41,30 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde an sechster Stelle in der Union.

Gemessen am EU-Durchschnitt von 31,80 Euro zahlten die deutschen Arbeitgeber damit wie im Vorjahr rund 30 Prozent mehr. Obwohl in Deutschland in jüngster Zeit hohe Tarifabschlüsse erzielt wurden, schlägt sich dies in den vom Statistischen Bundesamt zusammengestellten Daten für 2023 nicht nieder. So lag der Anstieg der Arbeitskosten mit 4,8 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 5,3 Prozent.

Die Unternehmen dürften sich darüber hinaus freuen zu hören, dass diese Entwicklung wohl anhält: „Für das laufende Jahr ist mit einem etwas langsameren Anstieg der Arbeitskosten sowohl in Deutschland als auch in den anderen EU-Ländern zu rechnen“, sagt der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen IMK-Instituts, Sebastian Dullien. Für die Wettbewerbsposition Deutschlands sei daher immerhin keine Verschlechterung zu erwarten.



Insgesamt liegt Deutschland zwar in der Spitzengruppe, aber noch lange nicht an der Spitze: Im EU-Vergleich hat Luxemburg mit 53,90 Euro die höchsten Arbeitskosten, gefolgt von Dänemark (48,10 Euro) und Belgien (47,10 Euro). Auch in den Niederlanden (43,30 Euro) und Frankreich (42,20 Euro) ist Arbeit teurer.

Darüber hinaus liegen weitere mittel- und nordeuropäische Länder wie Österreich, Irland, Schweden und Finnland über dem Durchschnitt. Die Arbeitskosten in der EU steigen also von Süden nach Norden und von Osten nach Westen. Das Schlusslicht bildet Bulgarien mit 9,30 Euro.

Im deutschen verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde 46,00 Euro. Das sind rund 44 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt (32,00 Euro). Im EU-Vergleich waren die Arbeitskosten in diesem Sektor die vierthöchsten. Bei den privaten marktbestimmten Dienstleistern lagen die deutschen Arbeitskosten bei 39,80 Euro pro Stunde. Das waren rund 25 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt (31,80 Euro). Im EU-Vergleich lag Deutschland hier an siebter Stelle.

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Die Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Erstere umfassen das Entgelt für geleistete Arbeitsstunden, Sonderzahlungen, vermögenswirksame Leistungen, Entgelt für nicht gearbeitete Tage (z. B. Urlaubs- oder Feiertage) sowie Sachleistungen. Zu den Lohnnebenkosten zählen beispielsweise die Sozialbeiträge der Arbeitgeber, die Kosten der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie die vom Arbeitgeber zu entrichtenden Steuern. Lohnsubventionen verringern die Arbeitskosten.

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